Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter

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stehen sollte.
    Zusätzlich zu unseren Lehrern und unserem Koch weist die Gallagher Akademie eine ganze Reihe von Mitarbeitern auf, aber die Schule gehört nicht zu den Unternehmen, die Stellenanzeigen aufgeben (höchstens als verschlüsselte Botschaften). Es gibt zwei Arten von Leuten, die zu uns kommen – Schülerinnen, die ins AlphaNet wollen (CIA, FBI, NSA usw.), und Angestellte, die raus wollen. Wenn also zwei Männer, die wie Kühlschränke gebaut sind, mit langen Eisenstangen und Klemmzangen auftauchen, kann man davon ausgehen, dassdiese Instrumente schon eine ganze Weile zu den Werkzeugen ihres Berufs gehören – nur in einem ganz anderen Zusammenhang.
    Deshalb stellten wir keine Fragen. Wir deuteten nur in eine Ecke. Danach gingen wir schnurstracks in den zweiten Stock.
    »Kommt rein, Mädchen!«, rief meine Mutter, als wir den Geschichtssaal betraten, also lange bevor sie uns gesehen haben konnte. Obwohl ich bei ihr aufgewachsen war, erschreckte mich ihr Top-Spioninnen-Instinkt noch immer. Sie ging zur Tür. »Ich habe euch erwartet.«
    Ich hatte mir eine Rede ausgedacht, die erste Sahne war, das kann ich euch versichern, aber sobald ich meine Mutter als Silhouette im Türrahmen erblickte, vergaß ich alles. Zum Glück hat Bex nie dieses Problem.
    »Verzeihen Sie, Madam«, sagte sie, »aber wissen Sie zufällig, warum die Männer von der Haustechnik ein zusätzliches Bett in unser Zimmer gebracht haben?«
    Jede andere, die in diesem Ton eine solche Frage gestellt hätte, hätte den Zorn von Rachel Morgan zu spüren bekommen, aber meine Mutter verschränkte nur die Arme und antwortete im gleichen Stil.
    »Natürlich weiß ich das, Rebecca.«
    »Sind das Informationen, die Sie mit uns teilen können, Madam? Oder handelt es sich um eine Notlage, über die wir Bescheid wissen müssten?« (Wenn jemand in einer Notlage war, dann wir. Wir waren schließlich diejenigen, die bei diesem Deal die Sitzsackecke aufgeben mussten!)
    Aber Mom machte nur einen Schritt und bedeutete uns mit einem Wink, ihr zu folgen. »Gehen wir eine Runde!«
    Etwas stimmte nicht, das war mir klar. Also folgte ich ihr diegroße Treppe hinunter und fragte: »Was ist? Ist es Erpressung? Hat der Senator etwa –«
    »Cameron!«, sagte Mom und versuchte mir das Wort abzuschneiden.
    »Ist er im Komitee des Sicherheitsdienstes der Akademie? Hat es was mit der Finanzierung zu tun? Wir könnten doch Schulgeld verlangen, weißt –«
    »Cammie, geh einfach!«, befahl Mom.
    Ich tat, was sie sagte, hielt aber noch immer nicht meine Klappe. »Sie bleibt nicht lang. Wir können sie los–«
    »Cameron Ann Morgan!«, sagte Mom und zog die Zweitnamen-Karte, die alle Mütter für einen solchen Fall in den Gesäßtaschen ihrer Hosen bereithalten. »Es reicht.« Ich erstarrte, als sie den großen braunen Umschlag in ihrer Hand Bex übergab. »Das sind die Testergebnisse eurer neuen Mitbewohnerin.«
    Okay, ich gebe es zu – sie waren gut. Nicht so gut wie die von Liz, aber viel besser als Maceys Notendurchschnitt von 2,0 erwarten ließ.
    Wir bogen in einen alten steinernen Flur, und unsere Füße hallten durch den kalten Raum.
    »Sie schneidet also bei einer Prüfung gut ab«, sagte ich. »Und deshalb –«
    Mom blieb wie angewurzelt stehen, und wir prallten alle fast aufeinander. »Muss ich meine Entscheidungen etwa mit dir abstimmen, Cammie?« Ich fing an mich zu schämen, aber Mom richtete ihre Aufmerksamkeit inzwischen auf Bex. »Und ich treffe nun mal hin und wieder kontroverse Entscheidungen, nicht wahr, Rebecca?« Wir dachten alle daran, wie Bex zu uns gekommen war, und selbst sie hielt jetzt den Mund. »Und, Liz.« Moms Blick rückte noch ein Stück weiter. »Findest du,dass wir nur Mädchen aus Familien aufnehmen sollten, die als Spione arbeiten?«
    Das war’s – sie hatte uns in der Tasche.
    Mom verschränkte die Arme und sagte: »Macey McHenry trägt zur dringend notwendigen Vielfalt der Gallagher Akademie bei. Sie hat Verbindungen, die uns den Zugang zu einer sehr geschlossenen Gesellschaft ermöglichen werden. Und …« – Mom schien abzuwägen, was sie als Nächstes sagen wollte – »… sie hat bestimmte Besonderheiten.«
    Besonderheiten? Ja, klar. Snobismus ist eine Besonderheit, Elitismus auch, Faschismus und Magersucht. Ich wollte meiner Mutter von der Sache mit den achthundert Kalorien erzählen, dem Wort, das mit »Sch« beginnt oder sie darauf hinweisen, dass die Code Reds gefälschte Interviews sind und keine echten. Doch