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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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ich, aber bestimmt schwerer als Liz) und ich hatte Berge von Hausaufgaben zu erledigen. Das Schild über dem großen Saal verkündete, dass wir unser Französisch auffrischen sollten, falls wir uns beim Mittagessen in Small Talk ergehen wollten. Außerdem war es fast ein Ganztagsjob, Gerüchte von Fakten zu trennen. (Keine Überraschung, über wen die Gerüchte im Umlauf waren.)
    Macey McHenry war von ihrer letzten Schule geflogen, weil sie vom Schulleiter schwanger war. GERÜCHT. In ihrer ersten S+V-Stunde trat Macey eine Siebtklässlerin so heftig, dass diese eine Stunde lang bewusstlos war. FAKT. (Und auch der Grund, weshalb Macey jetzt S+V mit den Achtklässlern bekam.) Macey sagte einer Siebtklässlerin, dass ihre Brille ihr Gesicht dick macht, einer Schülerin in der Abschlussklasse, dass ihre Haare wie eine Perücke aussehen (was aufgrund eines unglücklichen Plutonium-Vorfalls leider stimmte) und ProfessorBuckingham, dass sie unbedingt mal figurformende Strumpfhosen ausprobieren sollte. FAKT. FAKT. FAKT.
    Während wir von Madame Dabneys Teezimmer zum Fahrstuhl ins erste Untergeschoss gingen, sagte mir Tina Walters ungefähr zum zehnten Mal: »Cammie, du musst den Aktenordner ja nicht stehlen … nimm einfach irgendwas …«
    »Tina!«, fuhr ich sie an. Danach flüsterte ich, weil ein Korridor voll zukünftiger Spioninnen nicht der beste Ort ist, um ein geheimes Gespräch zu führen. »Ich werde Maceys Unterlagen nicht klauen, nur um zu sehen, ob sie die Turnhalle ihrer letzten Schule wirklich in Brand gesetzt hat.«
    »Ausleihen«, erinnerte mich Tina. »Leih sie aus. Nur, um mal kurz hineinzuschauen.«
    »Nein!«, sagte ich zum wiederholten Mal, als wir den schmalen dunklen Flur betraten. Ich sah Liz dastehen und in den Spiegel starren, der den Fahrstuhl verbarg, als ob sie ihr Abbild nicht erkannte. »Was ist los?« Dann bemerkte ich den kleinen gelben Zettel. »Was? Geht er nicht oder –«
    Dann las ich, was auf dem gelben Zettel stand.
    GehOp-Stunde für den zweiten Jahrgang fällt aus.
Treffpunkt draußen 19 Uhr. Keine Uniformen tragen! Solomon
    Bex’ Konterfei tauchte neben meinem auf, und unsere Blicke trafen sich. Ich riss den Zettel vom Spiegel, um ihn als Teil der Geschichte der Gallagher Akademie aufzubewahren, denn zweierlei war wirklich außergewöhnlich. Erstens hatte ich noch nie gehört, dass eine Unterrichtsstunde ausgefallen war, und erst recht nicht erlebt. Zweitens hatte Joe Solomonvierzehn Mädchen zu einem Spaziergang im Mondschein eingeladen.
    Es war schon passiert, dass Liz wegen irgendwelcher Aufgaben ausgeflippt war, aber diesmal war sie beim Mittagessen weiß wie das Salz im Streuer, während sie jede winzige, perfekt interpunktierte Zeile ihrer GehOp-Notizen las, wobei sie hin und wieder die Augen nach oben rollte, als ob sie die Antworten von der Stirn ablesen könnte. (Vielleicht tat sie das ja auch. Mit ihrem Kopf ist alles möglich.)
    »Liz, est-ce qu’il y a une épreuve de GehOp que je ne connais pas?«, fragte ich und dachte, wenn es einen GehOp-Test gab, von dem ich nichts wusste, sollte mich jemand gefälligst darüber aufklären. Aber Liz verstand mich nicht. Sie dachte, ich würde nur Blödsinn machen.
    »Tu ne la considéras pas sérieuse ?«, brüllte sie fast. » Tu sais qu’est-ce qui se passe ce soir!«
    Natürlich nahm ich die Sache ernst, aber Liz schien mir nicht zu glauben. Also ließ ich unsere Französisch-Aufgaben im Stich und wisperte: »Nein, Liz, ich weiß nicht , was heute Abend passiert!«
    »Exactement! «, schrie sie und beugte sich näher zu mir. »Alles in diesen Büchern könnte da draußen sein!«, sagte sie, als ob wir uns in ein richtiges Kriegsgebiet und nicht in unseren Park begeben würden. »Oder es könnte was sein« – sie schaute sich um und rückte noch näher – »das nicht in den Büchern steht!«
    Ich war ernsthaft darauf gefasst, dass sie sich übergab, vor allem, als Bex sich zu uns rüberbeugte und sagte: »Ich wette, wir zerschlagen ein Drogenkartell, das aus einem Nachtclubheraus operiert.« (Weil sie das mal in einer Folge von Alias gesehen hatte.)
    Liz schluckte, und ihre Fingerknöchel wurden weiß, als sie eine Karteikarte umklammerte. »So was wird es schon nicht sein, Liz«, flüsterte ich. Aber inzwischen starrte uns die ganze Klasse an.
    »Warum?«, fragte Tina. »Was weißt du? Hat deine Mutter dir was erzählt?«
    »Nein!«, sagte ich und wünschte, ich hätte mit der Sache gar nicht erst angefangen. »Ich

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