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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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können wir uns spezialisieren, wenn wir wollen«, erklärte Bex. »Aber viele von uns trainieren für spätere Einsätze.«
    Ich bin ziemlich sicher, dass sie nur darauf lauerte, in das Gespräch einflechten zu können, wie sie in Kairo einmal auf dem Markt für ihren Vater Schmiere gestanden hatte, als dieser einen Waffenhändler außer Gefecht setzte. Aber der Mann gab ihr keine Chance.
    »Schön«, sagte er, »dann lass ich euch jetzt weiterüben.« Er steckte die Hände in die Taschen und lächelte. Als er sich umdrehte, um zu gehen, kam es mir vor, als hätte er mich garnicht gesehen. Dann schaute er in meine Richtung und nickte. »Miss Morgan.« Hätte er einen Hut aufgehabt, hätte er ihn bestimmt vor mir gezogen.
    Am Ende des Raums pfiff Miss Hancock wieder und brüllte: »Bildet einen Kreis, Mädels! Zeigt unseren Gästen, wie wir Schere-Stein-Papier spielen!«
    Bex zwinkerte mir zu und rollte eine Ausgabe der Vogue vom Oktober zusammen, die sie sich von Macey ausgeliehen hatte.
    Mir taten die Leute leid, die Stein und Papier gewählt hatten.
    Operation: Aufteilung und Eroberung
An dem Einsatz, der am Freitag, dem 29. Oktober abends stattfand, waren vier Leute beteiligt, wobei drei Agentinnen in der gesamten Gallagher Akademie für außergewöhnliche junge Frauen in einem bestimmten Muster ausschwärmten. Den Reserve-Agentinnen wurde ein Teil des Hauptcampus zugeteilt, wobei Folgendes festgelegt wurde: Sollte man sie fragen, wo sich die Agentin Morgan befand, wäre zu antworten: »Ich weiß es nicht« oder »Ich hab sie gerade da lang gehen sehen«, wobei in irgendeine ungenaue Richtung zu zeigen wäre.
Falls nach dem genauen Aufenthaltsort der Agentin Morgan gefragt werden würde, sollten die Agentinnen behaupten: »Du hast/ Sie haben sie gerade verpasst!« und dann schnell verschwinden.
    Ich folgte Bex und Macey durch die Korridore. Lärm hallte von den Hartholzböden und Mauern wider, als Neulinge über die Anwerber der CIA in Verzückung gerieten, die alle wie Mr Solomon aussahen. Siebtklässlerinnen machten Ooooh und Aaaah, als ihnen die neuesten Satellitenbilder vomVerfassungsschutz gezeigt wurden. (So sieht es also im Schlafzimmer von Brad Pitt aus …)
    Bex hatte vollkommen recht. Ich hatte die Gallagher Akademie schon früher in einem Zustand des organisierten Chaos erlebt, aber noch nie so lebendig. Die Luft war voll von Irgendwas (und nicht nur voller Gas, das aus dem Labor entwichen war, als jemand von Interpol einem geheimen Projekt von Dr. Fibs zu nahe kam).
    »Okay«, raunte Bex mir zu. »Zeig’s ihnen!«
    Ich sah Macey an. »Es wird schon klappen«, sagte sie, und plötzlich fühlte ich mich richtig gut. Dann fügte sie hinzu: »Sei nicht blöd!«
    Ich ging einen leeren Korridor entlang, ließ die Geräusche unserer Zukunft hinter mir und spürte, dass etwas anderes näher rückte. Ich griff nach dem Wandteppich und dem Wappen Schrägstrich Hebel dahinter, als ich beim Klang meines Namens wie angewurzelt stehen blieb.
    »Du musst Cameron Morgan sein.«
    Der Mann, der auf mich zuschritt, trug einen dunklen Anzug, hatte dunkle Haare und so schwarze Augen, dass sie nachts bestimmt total verschwanden.
    »Und wo läufst du hin?«, fragte er.
    »Sie brauchen mehr Servietten am Getränkestand.« (Egal, ob euch meine Reaktion nun gefällt oder nicht – ihr müsst zugeben, dass mein Täuschungstalent sich gewaltig verbesserte.)
    Er lachte. »Ach, Kind, weißt du denn nicht, dass jemand mit deiner Herkunft niemals die Servietten holt?« Ich starrte ihn sprachlos an und konnte nicht einmal lächeln, bis er mir seine Hand entgegenstreckte. »Ich bin Max Edwards. Ich kannte deinen Vater.«
    Natürlich. Ich hatte an diesem Tag schon ein halbes Dutzend Männer wie ihn kennengelernt – Männer mit Geschichten, Männer mit Geheimnissen –, und alle wollten mich auf die Seite ziehen und mir ein Stück meines Vaters zurückgeben. Und obwohl Josh am Ende des Tunnels auf mich wartete, wäre ich am liebsten in die andere Richtung gelaufen.
    »Ich bin jetzt bei Interpol«, sagte Max Edwards und musterte mich. »Ich weiß, du bist ein Nachlass der CIA, was aber nicht heißt, dass du es nicht auch einmal mit uns versuchen könntest, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Hast du schon mit dem GehOp-Training begonnen?«
    »Ja, Sir, im Einführungskurs.«
    »Gut. Gut. Joe Solomon kann dir bestimmt eine Menge beibringen«, sagte er und klopfte mir auf die Schulter. Er hatte das »dir« betont, was ich nicht verstand.

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