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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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mir nichts aus, solange dein Vater nicht Aquaman ist, weil der mir, ehrlich gesagt, immer Angst eingejagt hat.«
    »Ich muss wirklich los!«, sagte ich lachend.
    »Und wer passt auf, dass mir auf dem Weg nach Hause nichts passiert? Das sind hier nämlich dunkle und gefährliche Straßen.« Auf der anderen Seite kamen ein paar ältere Frauen aus einem Kino. »Siehst du? Ich bin hier nicht sicher, so ganz allein.«
    »Ach, ich denke schon, dass du überleben wirst.«
    »Seh ich dich morgen?« Er alberte nicht mehr herum. Es klang nicht mehr wie Flirten. Wenn er mich nicht festgehaltenhätte, wäre ich vielleicht in Ohnmacht gefallen. Er war lieb, stark und sexy.
    Ja!, schrie mein Herz, aber mein Hirn sprach von Biochemie, sieben Kapiteln, die ich noch für LdW lesen musste, und von Laborberichten über einen Zeitraum von zwei Wochen für Dr. Fibs.
    Manchmal hasse ich mein Hirn.
    Aber vor allem hörte ich die Stimme von Mr Solomon, die mir sagte, dass eine gute Spionin ihre Gewohnheiten fortwährend ändert. Den Leuten von der Gallagher Akademie fällt es vielleicht nicht auf, wenn ein Mädchen zwei Nächte hintereinander draußen herumstromert, aber drei Nächte hintereinander? Das hieße mit dem Feuer spielen.
    »Tut mir leid.« Ich riss mich los. »Ich weiß nicht, wann meine Mutter wieder Unterricht hat oder wann ich kommen könnte. Wir leben auf dem Land, und ich kann noch nicht Autofahren, also … es tut mir leid.«
    »Aber ich seh dich doch irgendwann wieder, ja? Du weißt schon, wegen Tipps zur Selbstverteidigung und so.«
    »Ich –« Ich stockte, weil mir klar wurde, dass ich den Rand der Klippe erreicht hatte und nun entscheiden musste, ob es sich lohnte, hinunterzustürzen.
    Ich gehe auf die beste Schule des Landes. Ich spreche vierzehn Sprachen und kann mit diesem Jungen nicht reden? Was nutzt mir mein genialer IQ? Warum machen sie sich überhaupt die Mühe, uns alles Mögliche beizubringen? Was hat es für einen Zweck …
    Und dann machte ich eine Entdeckung.
    Ich drehte mich zu Josh. »Magst du Agentenfilme?«
    Er sah mich an und murmelte: »Ähm … ja, klar.«
    »Also –« Ich ging langsam auf den Pavillon zu, der so niedlich aussah, so typisch amerikanisch. Aber das Tollste am Pavillon von Roseville waren nicht die funkelnden Lichter, nein, etwas viel Besseres – es war der lockere Stein, der aus seinem Unterbau ragte.
    (Zu eurer Information: Spione lieben lockere Steine.)
    »Ich hab mal einen Film gesehen«, sagte ich. »Es war ein alter Film … schwarz-weiß … und da war ein Mädchen, das mit einem Jungen kommunizieren wollte, aber es ging nicht, weil es zu gefährlich war.«
    »Wieso? Weil er ein Spion war?«
    Er? Manchmal kann ich über den Sexismus in diesem Land nur staunen. Aber dann fiel mir ein, dass die Unterschätzung der Frauen durch die Gesellschaft zu den stärksten Waffen der Gallagher Girls gehört, und es tröstete mich, dass ich weniger als zwei Sekunden gebraucht hatte, um Josh flach und hart aufs Pflaster zu knallen.
    »Ja«, sagte ich, »er war ein Spion.«
    »Cool.« Er nickte.
    »Du könntest mir hier Nachrichten hinterlassen.« Ich entfernte den Stein, hinter dem sich ein kleiner Hohlraum befand. »Und leg den Stein dann bitte verkehrt herum wieder rein, damit ich weiß, dass ein Zettel drinliegt.« Ich legte den Stein mit der gestrichenen Fläche nach innen zurück, und das Ganze sah aus wie ein graues Stück Schiefer auf einem schneebedeckten Feld. »Und wenn ich einen Zettel hinterlasse, drehe ich den Stein andersrum. Verstehst du?«, fragte ich und war vielleicht ein bisschen zu stolz auf mich. »Das haben wir früher auch immer so gemacht – in der Mongolei.«
    Weiß sie nicht, dass es so was wie E   -   Mail gibt?, fragte er sich bestimmt. Instant Messenger? Handys? Sogar Blechdosen, die mit einer Schnur verbunden sind, mussten ihm im Vergleich zu meinem Vorschlag wie Hightech vorkommen. Er dachte entweder, ich spinne, oder vermutete, dass ich zu einem Experiment gehöre, bei dem man Menschen Jahrzehnte lang einfriert – obwohl ich mit Sicherheit weiß, dass die Technologie die Prototyp-Phase noch nicht erreicht hat.
    Er sah mich an, als ob ich verrückt wäre. Also sagte ich: »Du hast recht. Das ist doof.« Ich drehte mich um. »Ich muss los. Es war –«
    »Cammie!« Ich blieb wie angewurzelt stehen. »Du bist kein normales Mädchen, oder?«
    Vielleicht war Josh auch ziemlich schlau.

Kommunikationsbericht
Während einer regulären Fahrstunde am 18.

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