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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Carter
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Schneebälle auf Dillon und seine Kumpel zu werfen, falls niemand zu Hilfe gekommen wäre.
    »Oh.« Ich sah die Tabletten an. »Ich hab sie aus Versehen runtergeschmissen und aufgehoben.«
    »Das ist okay«, sagte er und stellte die Röhrchen ins Regal.
    Ich drehte mich wieder zum Schaufenster, aber Liz war verschwunden.

I n der Nacht wehte ein kalter Wind, und zwar auf mehr als eine Weise.
    In den Kaminen der Aufenthaltsräume brannte Feuer. Wir tauschten unsere Kniestrümpfe gegen Strumpfhosen aus. Jedes Fenster, an dem wir vorbeigingen, war zugefroren und versperrte uns den Blick auf die Außenwelt. Aber nichts ließ mich so frösteln wie der Ausdruck in Liz’ Gesicht. Tagelang war es, als ob uns immer noch das Schaufenster der Apotheke trennte. Es war, als ob sie mich kaum noch kannte.
    Als ich am Dienstag nach dem Abendessen ins Chemielabor ging, war Liz schon da.
    »Ach, du bist auch schon hier«, sagte ich betont aufgekratzt, als ich meine Sachen zusammensuchte und mich ihr gegenüber an den Tisch stellte.
    Ihre Augen waren hinter der Schutzbrille verborgen. Sie blickte nicht auf.
    »Erde an Liz!«, versuchte ich es noch einmal, aber sie wandte sich ab.
    »Ich hab keine Zeit, dir bei den Schulaufgaben zu helfen, Cammie«, sagte sie. Vielleicht war es nur Einbildung, aber ich hätte schwören können, dass alle Becher sich mit Raureif überzogen.
    »Schon okay«, erwiderte ich. »Ich glaube, ich hab sie inzwischen im Griff.«
    Wir arbeiteten eine Weile schweigend vor uns hin, bis Liz plötzlich fragte: »Das war Joshs Freund, nicht wahr?«
    Ich brauchte nicht zu fragen, wen sie meinte. »Ja, sie wohnen in derselben Straße. Ich hab ihn mal getroffen. Deshalb konnte ich nicht –«
    »Schöne Freundin«, sagte Liz bissig.
    »Er hat nur eine große Klappe.« Ich wiederholte, was Josh gesagt hatte. »Aber sonst ist er harmlos.«
    Liz’ Stimme zitterte, als sie meinte: »Dann frag Anna mal, wie harmlos er ist!« Natürlich hatte sich die Geschichte von Anna und was ihr in der Apotheke passiert war, wie ein Lauffeuer verbreitet, und Anna war jetzt eine Art Heldin, weil Bex und Macey behaupteten, sie hätte die Situation bestens gemeistert, bevor sie dazugestoßen wären.
    Aber Liz und ich kannten die Wahrheit. »Ich dachte, wenn die Sache außer Kontrolle gerät, könnte ich –«
    »Könnte oder würde ich?«, fragte Liz.
    Der Unterschied zwischen den beiden Wörtern war mir bisher noch nie so groß erschienen. »Würde. Ich wäre dazwischengefahren.«
    »Auch wenn das bedeutet hätte, dass du Josh verlierst?«, fragte Liz, ohne zu sagen, was sie wirklich wissen wollte, nämlich: Wenn sie statt Anna vor Dillon gestanden hätte – hätte ich sie dann gerettet? Wenn es zum Kampf zwischen meinemwahren Ich und meiner Legende gekommen wäre – wen hätte ich gewählt?
    Die Glastür auf der Rückseite des Labors öffnete sich, und Macey kam rein. »Hey, ich dachte, ich finde euch zwei –«
    »Es ist zu weit gegangen, Cammie«, meinte Liz und schüttete wie wild irgendwelche Zutaten in die Mischung, bis das Ganze wie in einem Hexenkessel brodelte und seine Farbe veränderte. »Du bist zu weit gegangen.«
    »Ich bin zu weit gegangen?«, fragte ich. »Ich hab in der Fahrstunde keine Autos in die Luft gesprengt!«
    »Hey!«, schrie Liz. »Wir dachten, er ist ein Lockvogel!«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Wir dachten, er ist ein Junge.« Ich raffte meine Sachen zusammen. »Wir dachten, er ist es wert. Und wisst ihr was? Er war es auch.«
    »Ja«, rief mir Liz hinterher. »Ich hätte nie gedacht, dass dir ein Junge lieber ist als deine Freundinnen!«
    »Hey, beruhigt euch!«, sagte Macey.
    »Und ich hätte nie gedacht, dass ich Freundinnen hätte, die mich vor so eine Wahl stellen!«
    Als ich fast an der Tür war, hörte ich, dass Liz noch etwas sagen wollte, aber Macey schnitt ihr das Wort ab. »Hey, Genie, du hast ja keine Ahnung, zu welchen Opfern sie für ihre Freunde bereit ist.«
    »Was soll das heißen –«, fing Liz wieder an. Dann wurde ihre Stimme weicher, als sie fragte: »Warum? Was weißt du?«
    Macey sagte energisch: »Genug gequatscht, lass gut sein!«
    Die Glastür öffnete sich gleitend, und ich flitzte hinaus. Ich hörte gerade noch, dass Liz »okay« sagte, aber ich konnte nicht stehen bleiben. Ich wagte es nicht, mich zu bremsen, bis ich den Materialschrank im Ostkorridor erreicht hatte. Ich schobeinen Stapel Leuchtstoffröhren beiseite, nahm eine Taschenlampe vom obersten Brett und

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