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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Verfahren. Die meisten Häftlinge haben sich irgendwas zuschulden kommen lassen, aber ihr Urteil und Strafmaß sind nicht unbedingt gerecht.«
    »Warum?«
    »Weil die ihnen zugeteilten Anwälte viel zu viele Fälle übernehmen, nicht findig genug sind und sich nicht angemessen um sie kümmern. Manche haben keine Ahnung von Tuten und Blasen, oder sie engagieren sich nicht, nehmen sich nicht die Zeit, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Viele Pflichtverteidiger sind großartig, andere nicht. Du mußt nicht glauben, daß alle ignoranten Anwälte aus den Reihen der Pflichtverteidiger stammten, auch wenn ich dieses Vorur-teil in meinen Tagen als Staatsanwalt vielleicht verbreitet habe. Viele Pflichtverteidiger sind verdammt gut, oft sogar besser und engagierter als die Leute von der Staatsanwaltschaft, denn Pflichtverteidi-gung ist keine Stufe auf der Leiter zu höheren Würden. Kaum ver-wunderlich also, daß John F. Kennedy junior Staatsanwalt wurde und nicht Pflichtverteidiger.«
    »Bisher kann ich dir folgen.«
    »Das wäre so ungefähr alles. Natürlich wirst du mehr Einzelhei-ten hören, wenn unser neues, gemeinsames, juristisches Leben beginnt. Wir werden mit allen möglichen Problemen zu tun haben, zum Beispiel, daß Häftlingen aus irgendeinem ungesetzlichen Grund –
    etwa weil die Ehefrau vorbestraft ist – Besuche verweigert werden.«
    »Eins verstehe ich trotzdem noch nicht. Wenn dich dieses Projekt so sehr interessiert, warum machst du es dann nicht an deiner eigenen Universität?«
    »Dort habe ich von Zeit zu Zeit bei verschiedenen Projekten mit-gewirkt – gegen Rassen- oder Geschlechterdiskriminierung bei-spielsweise, für die Rechte Homosexueller und das Recht auf Ver-sammlungsfreiheit. Aber, wie ich dir schon sagte, für ein Gefängnis-projekt war meine Universität nicht zu gewinnen. Die schreckliche Wahrheit ist wohl, daß ich mir zu fein war, wirklich darum zu kämpfen. Offenbar bedurfte es Blairs Einladung, damit ich in Gang kam.
    Ich hätte den Kampf getrost wagen können, denn schließlich bin ich ein angesehenes Mitglied der Professorenschaft. So angesehen, daß 48

    sogar die Schuyler bereit ist, mich für ein Projekt anzuheuern, dem sie im Grunde alles andere als wohlgesonnen ist. Du siehst, ich bin dabei, mich zu ändern. Und wie recht du hattest mit deiner Bemerkung, daß ich eingerostet war.«
    »An welchem Tag läuft dein Projekt? Blair und ich halten unser Seminar Mittwoch nachmittags.«
    »Also wirklich, Kate, so ein Projekt ist doch kein Seminar, das man auf einen bestimmten Tag legen kann. Wenn das Verfahren läuft oder man einen Termin mit einem Häftling oder Richter hat, dann saust man los. Man ist jederzeit auf dem Sprung.«
    »Na, dann kannst du mir ja in Zukunft über Gefängnisse berich-ten, und ich erzähl dir von meiner feministischen Rebellion. Dann geht uns wenigstens nicht der Gesprächsstoff aus.«
    »Kate, du willst doch nicht allen Ernstes behaupten, wir hätten uns sonst nichts mehr zu sagen.«
    »Angeblich ist das doch das unausweichliche Schicksal verheirateter Paare, wie man in jedem Restaurant beobachten kann.«
    »Noch nie, keine Sekunde, ist uns in einem Restaurant der Gesprächsstoff ausgegangen.« Er klang wirklich wie vor den Kopf gestoßen.
    »Im Augenblick habe ich nur ein Problem«, meinte Kate und streichelte seinen Arm, »welche Literatur Blair und ich zu den verschiedenen Fällen behandeln sollen. Glaubst du, was die Rechte von Frauen betrifft, ist die Gesetzgebung der Literatur voraus?«
    »Nein, meine liebe Kate, das ist sie nicht. Aber beginnt doch mit
    ›A Jury of Her Peers‹ und befaßt euch dann mit dem Fall der Frau in Florida, die ihren Mann im Nachthemd erschlug – das heißt, sie war im Nachthemd, nicht er – , weil er sich mit einer anderen Frau eingelassen hatte und sie verlassen wollte. Sie wurde von einer nur aus Männern bestehenden Jury verurteilt. «
    »Erfindet du das?«
    »Du überschätzt mich. Hoyt gegen Florida. Sie legte Berufung gegen das Urteil ein, weil die Jury rein männlich war, kam aber nicht damit durch. Das Recht, Frauen in der Jury zu haben, wurde später von einem Mann aus Louisiana durchgesetzt, der sein Urteil anfocht, weil nur Männer in der Jury saßen. Es ist immer ein geschickter Schachzug, wenn Männer für die Gleichbehandlung der Geschlechter eintreten. Frag deinen Blair Whitson, der muß es wissen.«
    »Na hoffentlich. Übrigens ist er nicht mein Blair Whitson, sondern deiner.«
    49

    Sie hoffte, Reed machte

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