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Spionin in eignener Sache

Spionin in eignener Sache

Titel: Spionin in eignener Sache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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groß-
    artig. Ich finde Sie großartig, und Vernarrtheiten, ja sogar Obsessio-nen, heilt die Zeit.«
    »Wenn ich mich auftakeln würde, hätte Reed, nur um ein Beispiel zu nennen, vielleicht größeres Interesse an mir.«
    »Warum zum Teufel«, Kate versuchte, ihre Gereiztheit nicht durchklingen zu lassen, »sollten Sie sich wünschen, daß sich ein Mann für eine Fassade interessiert, die Sie gar nicht sind? Sie können nicht beides haben, was Sie meiner Meinung nach sehr wohl wissen. Sie wollen den Segen dazu, Sie selbst zu sein, und für einen Mann wollen Sie jemand ganz anderes sein. Das ist nicht nur unlo-gisch, sondern funktioniert auch nicht. Glauben Sie mir, Reed würde bei Ihnen, oder jeder anderen, die wahre Frau der Fassade bei weitem vorziehen. Das ist eine seiner liebenswertesten Eigenschaften, von denen er viele hat. Bobby, Sie haben mir noch nicht alles er-zählt. Es muß noch mehr geben.«
    »Als junges Mädchen dachte ich, wenn man so empfindet wie ich, hieße das, man ist lesbisch. Genauso werden doch Lesbierinnen immer beschrieben, oder nicht? Aber dann stellte sich raus, daß ich keine war, daß ich mich für Männer interessierte. Ich wollte mit einem Mann Zusammensein, aber nicht die ganze Zeit, nicht als sein Besitz. Ach, Scheiße, ich rede nur Unsinn.«
    »Allerdings«, bestätigte Kate ziemlich streng. »Zuallererst ist Ih-re Sicht von Lesbierinnen lächerlich klischeehaft. Die meisten Lesbierinnen, die ich kenne, sind leidenschaftliche Köchinnen, lieben Blumen und kleiden sich wie Wesen aus ›Vogue‹. Wenn das Problem tiefer liegt, als Sie mir vermitteln können, dann brauchen Sie vielleicht professionelle Hilfe, eine Art Therapie. Aber ich glaube, Sie sind einfach nur durcheinander, wegen Reed und vielleicht noch anderer Gründe, die ich nicht kenne.«
    »Sie haben recht.« Bobby stieß einen Seufzer aus. »Es tut mir leid.«
    »Und jetzt« – Kate mühte sich um einen munteren Ton – »sagen Sie mir, was mich erwartet, wenn wir ankommen. Daß Betty Osborne mich erwartet, weiß ich, aber wie wird es ablaufen? Gehen wir zu 107

    ihr in die Zelle, oder wo treffen wir uns?«
    »In einem ganz normalen Raum. Sie sitzen sich an einem Tisch gegenüber. Außer juristischen Papieren darf Häftlingen nichts übergeben werden, die ihrerseits Besuchern auch nichts mitgeben dürfen, nicht einmal einen Brief für den Postkasten. Das wäre ein Straftatbe-stand. Aber es besteht ja kein Grund, warum Sie und Betty Osborne sich etwas übergeben sollten.«
    »Kann ich mir Notizen machen?«
    »Ja. Eins noch, doch das wird Reed Ihnen genauer erklären: Unternehmen Sie nichts, ohne es der Mandantin zu sagen. Ich meine, als Anwalt muß Reed seine Mandantin über alles auf dem laufenden halten. Aber noch ist sie ja nicht seine Mandantin, das Ganze ist also ziemlich verworren.«
    »Sie hat offenbar Literatur studiert und stand kurz vor der Promotion. Wahrscheinlich wird sie absolut überdreht sein, wie alle, die Literatur studieren. Hätte sie wirklich ihren Doktor gemacht, würde ich den Fall als hoffnungslos aufgeben, ehe ich ein Wort mit ihr gesprochen hätte. Oje, so sieht also ein Gefängnis aus?«
    Als sie zum Tor kamen und Bobby anhielt, um mit dem Wach-posten zu sprechen, legte sie Kate die Hand auf den Arm. »Danke.«
    »Danken Sie mir nicht«, wehrte Kate ab. »Wenn Sie es wirklich auf Reed abgesehen haben, bringe ich Sie natürlich um. Ich bin eine sehr eifersüchtige Frau.«
    »Ja, nicht wahr?«
    »Allerdings. Aber ich versuche mit jeder Faser meines Wesens, es zu verleugnen. Gott, ist das ein deprimierender Ort!«
    Kate fand ihn nicht weniger deprimierend, als sie Betty Osborne in einem kahlen Raum, in dem der Putz von den Wänden bröckelte, am Tisch gegenübersaß.
    »Sie haben nicht zufällig eine Zigarette dabei?«
    »Doch, habe ich.« Kate schob ihr ein Päckchen über den Tisch.
    Reed hatte ihr vor langer Zeit erzählt, Anwälte, auch wenn sie selbst nicht rauchten, hätten stets Zigaretten dabei, wenn sie Häftlinge besuchten. Gefängnisinsassen waren ganz wild auf Zigaretten, und immer waren sie ihnen gerade ausgegangen. Das war Kate wieder eingefallen, und ehe sie losfuhr, hatte sie bei Harriet ein Päckchen abgestaubt. Für wen sie wären, wollte Harriet wissen. Kate erzählte es ihr. »Viel, viel Glück!« hatte Harriet gesagt.
    »Behalten Sie die Packung«, meinte Kate jetzt zu Betty Osborne.
    »Nur für den Augenblick. Ich will aufhören und habe es beinahe 108

    geschafft. Aber unter

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