Spionin in High Heels
zog den Harley-Tanga herunter und stand splitterfasernackt vor uns.
Mrs Rosenblatt stupste mich in die Seite. »Ich habe dir ja gesagt, dass er ein ordentliches Paket in der Hose hat.«
Ich gebe zu, dass auch ich ihn anstarrte. Es war wirklich schwer, das nicht zu tun. Vor allem, da mir jetzt klar wurde, wie wenig Richard gegen die Damiens dieser Welt zu bieten hatte. Meine Güte, was war mir da alles entgangen!
Und ohne jeden Grund musste ich plötzlich an Ramirez denken. Ich fragte mich, ob er ein Damien oder ein Richard war. Ich nippte an meinem Drink und strengte mich sehr an, mir nicht Ramirez in einem Ledertanga vorzustellen.
»Hierher, du böser Junge!«, schrie meine Mutter und winkte mit einer Fünfdollarnote. Damien stolzierte näher und nahm den Schein mit den Zähnen entgegen. Mom kicherte wie eine Sechstklässlerin. Ich versuchte, nicht hinzusehen.
Dana packte meinen Arm. Ihre Nägel gruben sich in meine Haut. »Oh mein Gott, Maddie, erkennst du ihn?«
Ich blickte hoch zu Damien und versuchte blinzelnd, durch den Rauch und das Stroboskoplicht sein Gesicht zu erkennen (auf das ich bisher nicht geachtet hatte, weil ich durch andere Körperteile abgelenkt worden war.) Er kam mir irgendwie bekannt vor. Aber als Damien sich zu uns umdrehte, erkannte ich ihn an seinem Hals. Oder besser: an seinem fehlenden Hals. »Ist das dein Mitbewohner?«
Dana nickte, und ich hätte schwören können, Geifer in ihren Mundwinkeln zu sehen. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass er so gut gebaut ist.«
Der Mann ohne Hals zwinkerte Dana zu und ließ die Hüften zur anderen Seite der Bühne kreisen.
»Sie kennen den Mann?«, fragte Mrs Rosenblatt. »Der hat ja einen Hintern wie Granit.«
»Applaus für Biker Damien«, sagte der Moderator, während Damien seine Chaps aufsammelte und von der Bühne ging.
Mom schnappte sich noch eine Serviette und begann wieder, sich Luft zuzufächeln.
»Ähm, ihr entschuldigt mich kurz?« Dana wartete unsere Antwort gar nicht erst ab, sondern verschwand gleich in Richtung Bühne.
Ich stürzte meinen zweiten Drink hinunter und bestellte per Handzeichen einen weiteren. Nach diesem Zeug hätte ich süchtig werden können. Der Kellner brachte ihn mir, gerade als die Musik wieder einsetzte und Dan, der Polizist in Uniform, unter flackerndem rotem Licht auf die Bühne kam. Mom und Mrs Rosenblatt sprangen sofort auf und winkten mit Geldscheinen. Vielleicht lag es an der köstlichen Virgin Mary, aber langsam kam auch ich in Stimmung. Ich johlte sogar wie ein Cowgirl, als Dan sein blaues Hemd in die Zuschauer war f – mitsamt Polizeimarke.
Ich fragte mich, wie Ramirez wohl in einer Polizeiuniform aussehen mochte.
Natürlich sexy, was sonst! Der Mann würde in allem sexy aussehen. Wie er wohl ganz nackt aussäh e …
Oh Gott, was dachte ich denn da? Sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Ich war vielleicht von Richard schwanger und begaffte nicht nur halb nackte Männer, sondern fantasierte auch noch über Ramirez’ Paket.
Aber als ich noch einen Schluck von meiner Virgin Mary genommen hatte, wurde mir klar, dass alles Richards Schuld war. Wenn er nicht einfach abgehauen wäre, hätte ich mich nie auf die Suche nach ihm gemacht, nie Ramirez getroffen, und ich würde jetzt nicht die Größe seines Gemächtes mit dem von Dan, dem Polizisten, vergleichen. Sehen Sie? Alles Richards Schuld.
Eigentlich, fand ich, war er an sämtlichen Problemen schuld, mit denen ich mich in letzter Zeit herumschlagen musste. Er hatte mich in diesen ganzen Schlamassel gebracht und obendrein noch nicht einmal den Anstand besessen, mir mitzuteilen, wo er war. Selbst Greenway hatte seiner Geliebten seinen Aufenthaltsort verraten.
Und überhaup t – was für ein Mistkerl heiratete denn Aschenbrödel? Hielt er sich etwa für den Märchenprinzen? Ha! Ich schnaubte. Wohl eher Prinz Pingelig. Er legte seine Socken zusammen, um Himmels willen. Was für eine Sorte Mann tat denn so etwas?
Ich hätte wetten können, dass Ramirez mit seinen Socken nicht so penibel umging. Dass er sie einfach mit seiner Unterwäsche zusammenwarf. Die Socken zusammen mit seine n … Slips? Boxershorts? Ich überlegte, was für Unterwäsche Ramirez wohl trug. Wahrscheinlich Slips. Nicht diese Dinger aus dem Supermarkt, sondern die wirklich sexy Teile von Calvin Klein. Vielleicht in Grau oder Graublau. Graublau stand ihm sicher gut.
Dan, der Polizist, riss sich mit einem Ruck die Hose vom Leib. Auf seinem schwarzen Tanga stand
Weitere Kostenlose Bücher