Spionin in High Heels
meinem Gesicht spürte, ließ ich vor lauter Angst, was für eine Katastrophe mich heute erwarten würde, die Augen erst einmal geschlossen. Ein Tornado? Ein Hurrikan? Die Pest? Mich würde nichts mehr überraschen können. Bei dem Pech, das ich in letzter Zeit gehabt hatte, musste meine Aura mittlerweile kackbraun sein.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und öffnete vorsichtig ein Auge.
Kein Detective, der neben mir schlief. Kein Handy, das klingelte. Keine kreischenden Bräute oder Freunde. So weit, so gut.
Ganz vorsichtig stand ich auf und setzte meine Kaffeemaschine in Betrieb. Nach zwei Tassen starkem Kaffee stellte ich den Fernseher an, um zu sehen, ob mein Freund es in die Morgennachrichten geschafft hatte.
Die wie immer muntere Reporterin widmete der Verhaftung von Devon Greenways Anwalt ganze zehn Sekunden zwischen einem Bericht über eine Schulschließung in Watts und einem Drogenhund am Flughafen, aber langsam war aus der Geschichte auch die Luft raus. Für die Presse war sie Schnee von gestern.
Und daran sollte ich mir ein Beispiel nehmen. Wahrscheinlich hatte Richard bereits ein ganzes Team von Anwälten um sich geschart, die jedes Kaninchen aus dem juristischen Hut zauberten, das ihn sicher zurück in seine Wohnung voll Leder und Chrom bringen konnte. Was hätte ich da schon tun können, um ihm zu helfen? Und was noch wichtiger war: Warum eigentlich?
Ich seufzte. Mein Blick wanderte zu dem Test auf dem Küchentresen.
Deswegen.
Ich starrte die kleine rosa Schachtel an. Sie starrte zurück. Ich hätte schwören können, dass sie spöttisch lächelte.
»Schon gut, ich mache ja den blöden Test!«, schrie ich das Universum im Allgemeinen an. Ich nahm die dämliche kleine Schachtel und marschierte ins Badezimmer. Nachdem ich die Anleitung dreimal gelesen hatte (meine Hände zitterten nur ganz wenig), vergewisserte ich mich noch einmal, dass ich fünf ganze Sekunden auf den kleinen Baumwollstreifen pinkeln sollte. Fünf Sekunden? Das bedurfte einiger Vorbereitung.
Ich ging zurück in die Küche und nahm eine Zweiliterflasche Diät-Cola aus dem Kühlschrank. Ich trank die Hälfte, und die Kohlensäure stieg mir nur ganz leicht in die Nase. Ich wartete zehn Minuten und nahm dann die Cola mit ins Badezimmer. Jetzt oder nie.
Ich steckte mein Haar zurück, holte tief Luft und pinkelte nach Anweisung, was allerdings komplizierter war, als es sich anhört. Als ich fertig war, legte ich den Test auf die Ablage und wartete. Ein Streifen, negativ. Zwei Streifen … und ich würde meine Mutter bitten, noch ein Körbchen mit Babyschühchen und Schnullern zu besorgen. Ich stärkte mich mit einem weiteren Schluck aus der Colaflasche und sah zu, wie die Zeiger meiner Armbanduhr voranschlichen. Drei Minuten.
Das würde ich doch wohl schaffen. Ich war hart im Nehmen. Egal wie das Ergebnis ausfiel, ich würde damit schon fertig werden. Vielleicht würde ich den kleinen Ritchie Junior mitnehmen, damit er seinen Vater im Gefängnis besuchen konnte, und vielleicht würde ich auch nie wieder in ein süßes bauchfreies Trägerhemdchen von Dolce & Gabbana passen, aber ich würde damit fertig werden. Natürlich müsste ich mir einen zweiten Job besorgen. Das, was ich bei Tot Trots verdiente, reichte ja kaum für Fertigsuppen und Pumps; auf keinen Fall würde ich mit diesem Gehalt ein Kind aufziehen können. Ich warf einen Blick durch die Tür auf meine kleine Einzimmerwohnung. Vermutlich würde ich wieder bei Mom und Stiefpapa einziehen. Und den Jeep würde ich verkaufen. Ein offener Jeep war zu gefährlich für ein Baby. Oh Gott, musste ich mir jetzt einen Minivan anschaffen? Ich sah mich bereits in praktischen, bequemen Klamotten von Target einen beigefarbenen Odyssey fahren und in dem Zimmer über der Garage meiner Eltern wohnen.
Wie zu erwarten, begann ich zu hyperventilieren. Ich ließ mich auf den Fliesenboden plumpsen und steckte den Kopf zwischen die Knie. Unglücklicherweise löste sich meine Haarspange, als ich den Kopf senkte, flog durch den winzigen Raum und gegen die Colaflasche. Die begann, gefährlich auf ihrem Plastikboden zu schwanken und fiel dann vor meinen entsetzten Augen und fast wie in Zeitlupe um, sodass die Flüssigkeit über den Schwangerschaftstest schäumte.
»Mist!« Ich sprang auf, packte ein Handtuch und versuchte zu retten, was zu retten war. Dann riskierte ich einen Blick. Der Test war durchgeweicht und der Baumwollstreifen am Ende aufgequollen wie ein Schwamm, während das kleine Fenster
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