Spionin in schwarzer Spitze (Baccara) (German Edition)
Zärtlichkeit, die er immer an den Tag gelegt hatte, wenn sie sich liebten. Sie erwiderte den Kuss. Es war für sie die letzte Möglichkeit, ihm ihre Liebe zu zeigen, denn auf ihre Worte würde er nicht mehr hören.
Er zog ihren Bademantel auf und berührte sie überall mit den Händen. Wie um ein letztes Mal die Zartheit ihrer Haut zu spüren, wie um ihr seinen Stempel aufzudrücken, wie um ihr Lebewohl zu sagen. Tränen schossen ihr in die Augen, und noch einmal umschlang sie ihn mit den Armen, um diese letzten gemeinsamen Augenblicke auszukosten.
Als Jack sich von ihr löste und einen Schritt zurücktrat, wusste sie, dass es vorbei war. Seine kurze Leidenschaft war einer kühlen Sachlichkeit gewichen.
„Am besten sollten wir besprechen, wie es weitergehen soll“, schlug er vor.
Er wandte ihr den Rücken zu, stellte sich an die Brüstung und blickte aufs Meer hinaus. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf.
Er hatte ihr vertraut. Hatte sich ihr geöffnet wie noch keiner anderen Frau zuvor. Und sie hatte ihn belogen und betrogen. Wie sollte er damit umgehen? Die Affäre beenden? Sich glücklich schätzen, dass sie den Verlobungsring nicht wirklich angenommen hatte? Nein, beim Gedanken an eine endgültige Trennung wurde ihm ganz anders. Irgendwie sollte es weitergehen.
Nur über das Wie würden sie noch verhandeln müssen. Sie würden noch einmal neu anfangen, und zwar mit festen Regeln. Zunächst einmal: alle Karten auf den Tisch. Keine Lügen, keine Geheimnisse. Und dann alles langsam angehen lassen. Sicher war auch das ein Teil des Problems gewesen: Die Leidenschaft hatte sie so überwältigt, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnten. Jetzt sollte Vernunft vor Lust rangieren. Sie würden es sachlich angehen. So wie man ein Geschäft abwickelte, in logischen Schritten, die aufs Ziel hinführten.
„Ich weiß jetzt, wie wir es machen“, verkündete er. Noch immer blickte er aufs Meer hinaus. „Wir werden uns weiterhin treffen. Aber es wird feste Regeln geben. Wenn du damit nicht klarkommst, müssen wir die Sache eben beenden.“
Insgeheim erwartete er ihren Protest, wartete darauf, dass sie ihm sagte, wo er sich seinen Vorschlag hinstecken könne. Das mochte er an Nikki – ihr Temperament. Wenn sie sich beruhigt hatte, würde man die einzelnen Regeln in Ruhe ausdiskutieren können.
Kein Protest. Keine Reaktion. Nichts.
Er drehte sich um.
Sie war verschwunden.
10. KAPITEL
Die folgenden fünf Tage kamen Nikki unsagbar lang vor.
Zähflüssig wie Sirup verrann die Zeit, während der Tag der Gesellschafterversammlung allmählich näher rückte. Die Polizei hatte Alan immer noch nicht gefunden. Jack rief nicht an. Und Nikki überlegte ständig, ob der Handel, den sie mit ihm abgeschlossen hatte, nun besonders schlau oder besonders dumm gewesen war. Vielleicht die dümmste Entscheidung ihres Lebens. Obendrein fragte sie sich, ob Reginalds Brief helfen oder schaden würde. Aber wie sollte er noch schaden? Schlimmer konnte es ja gar nicht mehr werden.
Sie vermisste Jack sehr. Aber sie würde sich wohl damit abfinden müssen, dass sie ihn verloren hatte. Auch nach der Gesellschafterversammlung würde die Situation sich sicher nicht bessern. Nicht nur, dass Jack sie verabscheute. Wenn sie ihre Stimmrechte übertragen hatte, würden auch die Kincaids sie hassen.
Sie kämpfte mit den Tränen. Oh, wie sehr er ihr fehlte! Sie vermisste auch die vielen kleinen Dinge, wie abends gemeinsam mit ihm fernzusehen oder seine unerwarteten Anrufe, wenn sie auf der Arbeit war. Gerade diese Kleinigkeiten hatten so viel Glück und Freude in ihr Leben gebracht!
Sie musste sich damit abfinden: Sie hatte Jack verloren. Und sie wusste nicht, ob sie je darüber hinwegkommen würde.
Er musste sich damit abfinden: Er hatte Nikki verloren. Und er wusste nicht, ob er je darüber hinwegkommen würde.
In den vergangenen Monaten war sie ein wichtiger Bestandteil seines Lebens geworden, hatte ihn mit ihrem Lachen, ihrer Großzügigkeit, ihrer Liebe so glücklich gemacht. Von Anfang an hatte sie ihn akzeptiert – ganz im Gegensatz zu so vielen anderen Personen. Sie hatte eine hohe Summe geboten, nur um mit ihm essen gehen zu dürfen. Na ja, zusätzlich hatte sie noch einen Wunsch bei ihm frei, das hatte sie herausgehandelt. Und gerade diese Zusatzvereinbarung hätte er natürlich allzu gern rückgängig gemacht.
Sie hatte ihn gelehrt, viele Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Das gefiel ihm nicht immer,
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