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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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teure Sachen anzuschmeicheln.
    Heute gehen wir ins
Cucina,
ein teures Feinkostgeschäft in der Innenstadt, das sich auf irgendeine beliebte italienische Region spezialisiert hat. Die Toskana, glaube ich. Eine Glocke über der Tür kündigt unser Eintreffen an. Die Düfte nach Kaffee, Oliven und Pasteten erinnern mich an einen Ort, an dem ich noch nie war. Ich betrachte überquellende Auslagenborde, auf denen sich überteuerte importierte Lebensmittel reihen, und mich überfällt ein irrationales Verlagen, sofort alles in Sichtweite zu kaufen.
    Wir stellen uns an der Schlange an. Jin jammert über irgendeine Hautunreinheit. Sie weiß nicht, ob sie es riskieren kann, bis morgen auf ihren Termin beim Hautarzt zu warten, oder ob sienicht doch besser gleich heute Nachmittag schon hingehen soll. Ich blende ihr Geplapper aus.
    Während ich auf die Vitrine mit den Sandwiches schaue, fällt mir dieser Typ in Florida ein, der in einem Sandwich-Shop zwei Mal den Notruf wählte. Das erste Mal, weil man sein Sandwich falsch zubereitet hatte, und das zweite Mal, weil die Polizei immer noch nicht da war. Schade, dass er jetzt nicht hier ist. Ich könnte eine kleine Ablenkung brauchen.
    Als wir an der Reihe sind, stellt mich Jin dem Typen hinter dem Tresen vor. »Das hier ist Tomi Reyes«, sagt sie. »Justin Thymes Freundin«, fügt sie sotto voce hinzu – immerhin sind wir ja in einer italienischen Bar.
    »Hi, ich hätte gerne ein Hummersandwich mit Zitronenkapern und roten Zwiebeln … und eine von diesen kleinen orangen Limonaden.« Ich hätte auch einfach »Die Nummer drei, bitte« sagen können, aber ich versuche etwas Distanz zwischen mich und Jins Kommentar zu kriegen.
    »Welche Sorte Brot?«, fragt der Tresentyp meine Brüste, während er sich die Hände an einer gestärkten weißen Schürze abwischt.
    »Panini«, antworte ich.
    »Wer ist gerade noch rechtzeitig?«, fragt er dann, während er die Bestellung notiert.
    »Nicht just in time, du Idiot. Sondern der Typ, der in seinem Kühlschrank ermordet wurde«, erklärt eine Frau, die gerade auf ihre Bestellung wartet. Sie mustert mich, als müsse sie später einen Test über mich schreiben. Jin strahlt erst die Frau und dann mich an.
    »Warum erschießt mich denn keiner?«, denke ich und wende mich ab. Ich finde eine freie Nische und setze mich, wobei ich hoffe, Jin irgendwie im Getümmel zu verlieren. Während ich auf die Tischplatte starre, wird mir klar, dass ein Fünfundzwanzig-Dollar-Sandwich diesen ganzen Ärger einfach nicht wert ist.
    »Was für eine verrückte Woche«, flötet Jin und lässt sich mir gegenüber auf einen Stuhl fallen. Wir sind zwei Freundinnen, die einen Happen essen und dabei über die Arbeit klatschen.
    Ich nehme mal an, sie meint damit die Kündigungswelle, die nach dem Gesundheit-Jetzt-Meeting eingesetzt hat. »Es gibt viele freie Stellen zu besetzen«, entgegne ich, als sie mir die Limonade reicht.
    »Eigentlich hätte es gar nicht besser kommen können«, erklärt Jin und lächelt verkniffen.
    »Wieso denn das?« Ich nehme einen großen Schluck.
    »Es weiß doch jeder, dass die besten Architekten eigentlich aus Europa kommen«, erläutert sie leicht blasiert.
    »Warum sind dann die meisten unserer Architekten chinesischstämmige Amerikaner?«, will ich fragen, kann mich aber gerade noch zurückhalten. Ich habe noch Hunger.
    »Royce hat schon vier neue Architekten und einen Artdirector aus Paris angeheuert. In zwei, drei Wochen werden sie hier sein.«
    Jetzt bin ich beeindruckt. »Sonst dauert es doch eine Ewigkeit, bis man ein Arbeitsvisum bekommt. Royce muss ja wirklich an den richtigen Strippen ziehen, wenn er so schnell welche beschaffen kann.«
    Jin grinst. »Wozu brauchen sie denn Arbeitsvisa? Sie machen hier doch nur einen sehr langen Urlaub.«
    Stirnrunzelnd frage ich: »Und was tun sie, wenn ihre Aufenthaltsgenehmigung ausläuft?«
    Sie schaut mich an, als wäre mein IQ höchstens im einstelligen Bereich anzusiedeln. »Ihre Jobs haben sie ja schon und wir quartieren sie einfach im Jachthafen ein. Wozu brauchen sie denn eine Aufenthaltsgenehmigung?«
    Ich bin schon etwas überrascht. Jeder, der bei Royce & Durand arbeitet, musste einen Beweis für seine amerikanische Staatsbürgerschaft vorlegen, bevor er auch nur für einen Job in Betracht gezogen wurde. Herrgott, sogar José und Maria, die nächtlichen Reinigungskräfte, mussten erst ein Arbeitsvisum vorlegen, bevor sie auch nur eine Toilette schrubben durften.
    Als unsere

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