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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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sofort gefeuert werden. »Alkohol verursacht nur noch schlimmere Probleme, sowohl in beruflicher als auch in privater Hinsicht«, sagte sie und projizierte dabei all ihren Abscheu gegenüber Royces Alkoholkonsum auf mich.
    Das war der Zeitpunkt, an dem sich Sam, die bis dahin nur mitgeschrieben hatte, zu Wort meldete. Sie gab zu, dass sie es gewesen war, die das winzige Tequilafläschchen als Scherz auf meinen Stuhl gelegt hatte. Sie erzählte, was auf der Karte stand. Scott und Royce lachten. Jin zog eine Grimasse. Was Taco tat, weiß Sam nicht mehr.
    Als Scott noch erwähnte, dass ich inzwischen als Verdächtige gelte, wurde Royce dann allerdings wütend – in meinem Namen! Diese verdammten Franzosen müssen auch wirklich jedes Mal genau das Gegenteil von dem tun, was man von ihnen erwartet. Immerhin waren wir hier in San Francisco und Jin muss in Sekundenschnelle kalkuliert haben, was diese Neuigkeit für ihren Sozialstatus bedeuten würde. Daraufhin schloss sie sich Royce an und wurde zu meinem neuesten Fan.
    Vielleicht sollte ich einfach kündigen und wieder als Zeitarbeiterin anfangen.

KAPITEL 12
    Montag, 1. August
    Abgesehen von meiner Trauer um Justin verlief meine Arbeitswoche ziemlich unspektakulär – genau das, was ich brauchte.
    Als ich am Freitag in mein Büro komme, finde ich einen von Jins Psychoflyern in meinem Eingangskorb. Das gleiche Design wie beim letzten Mal, nur den Eiffelturm hat sie durch einen Arzt mit einem Holzstäbchen in der Hand ersetzt und die tanzenden Weinflaschen und Baguettes sind jetzt Stethoskope, die Bandagen küssen.
    Meeting heute!
10.00 Uhr in der Lobby von Royce Durand & Associates!
Gastdozentin Ola Peltz, Repräsentantin von
Gesundheit Jetzt,
wird uns unsere neue Krankenversicherung vorstellen!
Pflichtveranstaltung!!!

    Um kurz vor zehn machen sich vierzig misstrauische Angestellte auf den Weg in die Lobby. Enttäuscht stelle ich fest, dass es kein Buffet gibt. »Ich dachte, das hier wäre ein Frühstücksmeeting«, beschwere ich mich bei niemandem im Speziellen.
    Das Verwaltungspersonal tritt geschlossen aus dem Fahrstuhl. Die meisten dieser netten, mausgrauen Frauen sind Singles, allerdings wohl eher unfreiwillig. Wie sie da so stehen und in das grelle Licht blinzeln, das durch die Frontfenster fällt, wird mir klar, dass eine Arbeitsnische doch eigentlich auch nichts anderes ist als eine Gummizelle, nur ohne Tür.
    Wir setzen uns. Die Repräsentantin sieht aus wie eine Stewardess, bis hin zur blauen Uniform und dem gezwungenen Lächeln auf dem schmalen Gesicht. »Guten Morgen und willkommen zu dem Orientierungsvortrag von
Gesundheit Jetzt
. Mein Name ist Ola Peltz und ich bin hier, um sicherzustellen, dass Sie alle verstehen, welche Vorteile Ihre neue Krankenkasse Ihnen und Ihren Familien bietet. Bitte schlagen Sie jetzt das Inhaltsverzeichnis Ihrer Unterlagen auf …«
    Ich überfliege das Inhaltsverzeichnis und schalte dann, bereits gelangweilt, meinen iPod an. Die weißen Kabel und Ohrstöpsel werden von meinen langen Haaren verdeckt. Radiohead übertönt Olas Stimme und ich stelle mir einfach vor, ich säße in einem Flugzeug mit Kurs auf Bali. Fast kann ich tatsächlich vor mir sehen, wie Ola demonstriert, wo sich die Notausgänge befinden.
    Jetzt muss sie die Fragerunde eröffnet haben, denn plötzlich schießen zahllose rechte Hände in die Höhe. Ich spüre die wachsende Anspannung im Raum und schalte die Musik aus. Dann krame ich in meiner Tasche nach dem Handy, das muss ich auf Video haben.
    Po Pan, Architekt und werdender Vater, und Emma Shaw, Chefsekretärin und alleinerziehende Mutter von vier Kindern, formen unverhofft ein dynamisches Duo. Mit messerscharfen Fragen schlagen sie eine Bresche in Olas doppelzüngiges Gerede. Emma liest laut aus dem Kleingedruckten vor: »›5 000 Dollar Selbstbeteiligung für Einzelpersonen und 11 000 Dollar für Einzelpersonen plus Familie‹. Ist das Ihr Ernst?«
    »Das Ziel von Krankenversicherungsmodellen mit hohem Selbstkostenanteil ist es, die Gesamtkosten der Gesundheitsversorgung zu senken, indem man den Patienten zu mehr Preisbewusstsein verhilft«, erklärt Ola geduldig.
    »Diese Krankenversicherung ist eine Katastrophe!«, fällt ihr Po anklagend ins Wort.
    »Die wirtschaftlichen Vorteile von Krankenversicherungsmodellen mit hohem Selbstkostenanteil erschließen sich einem vielleicht nicht sofort, aber auf lange Sicht werden wir damit das erreichen, was wir uns alle wünschen: gesündere Angestellte mit

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