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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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etwa achthundert Häftlinge beherbergt und nur einen Steinwurf von der Bay Bridge entfernt liegt.
    Gerade als ich mir ausmale, wie ich da so in Häftlingsmontur auf den fahrenden Verkehr hinausstarre, holt mich Scott in die Gegenwart zurück. »Geht es Ihnen gut?«
    Überrumpelt nicke ich.
    »Gut«, sagt er und holt sein Handy aus der Tasche. Ich angle mein Notizbuch aus der Tragetasche und blättere darin herum. Schließlich lande ich bei der Liste mit Dingen, die ich nicht ausstehen kann. Vor einiger Zeit habe ich diese Liste an einer Bushaltestelle begonnen und sie seitdem immer weitergeführt.
    Dinge, die ich echt nicht ausstehen kann:
Vierzig Minuten auf einen Bus warten, der angeblich viertelstündlich fährt.
Druckerpatronen kaufen.
Wenn Leute in Filmen einfach auflegen, ohne »Tschüss« zu sagen.
Fahrradfahrer, die sich nicht entscheiden können, ob sie Fußgänger oder Autos sind.
Febreze.
Übereifrige Verkäuferinnen in Klamottengeschäften.
Frauen, die denken, sie müssten die Geburt ihres Kindes dringend filmen, und dann auch noch erwarten, dass ich mir dieses Blutbad anschaue.
Eltern, die das Alter ihres Kindes zu genau angeben.
Eltern, die versuchen, mit ihrem zweijährigen Kind einmal vernünftig zu reden.
E-Mails, in denen LOL steht.
Iggy, der mir sagt, ich solle doch mal die Milch probieren, weil er glaubt, dass sie sauer ist.
Elektrofachmarktwerbung (ich bin doch nicht blöd).
Ben Affleck.
Leute, die Recycling zu ernst nehmen und gleich ausflippen, wenn man mal was in die falsche Tonne wirft.
Wenn es regnet und man stellt das Auto ab, bevor man die Scheibenwischer ausgestellt hat, und dann bleiben sie mitten auf der Scheibe stehen und man muss das Auto noch mal anlassen, die Scheibenwischer ausschalten und dann das Auto wieder abstellen.
Touristen, die aus dem Urlaub heimkommen und so tun, als wären sie im Urlaub zu Einheimischen geworden.
Aufkleber auf Früchten.
Kalte Menudo-Suppe.
Sandigen Blumenkohl.
Unübersichtliche E-Mail-Adressen wie: [email protected]
Menschen, die auf zwei Parkplätzen gleichzeitig parken.
Musicals. Besonders die, in denen eine wirklich gute Geschichte von den Songs verdorben wird.
Diesen gruseligen Clown bei McDonald’s.
    Scott hat gerade mal wieder aufgelegt und ich sehe auf meine Uhr. Seit einer Viertelstunde sitzen wir jetzt schon hier. »Wenn Sie gehen müssen, verstehe ich das«, sage ich mit Hundebabyblick.
    Er beugt sich zu mir. »Das hier ist jetzt wichtiger als alles andere.«
    Ich bin tief bewegt und muss mich zusammenreißen, um ihm nicht die Schuhe mit meinen Haaren zu putzen oder so. Scott wählt die nächste Nummer und ich erweitere meine Liste:
Menschen, die andere Menschen eine Spaßbremse nennen … wenn sie mich damit meinen.
Eine kaputte Rolltreppe hochlaufen.
    Ich denke gerade darüber nach, dass ich glatt eine Website daraus machen könnte, als Detective Dalton und Detective Harrison eintreten. Er trägt denselben Anzug wie beim letzten Mal. Harrison steckt in schwarzen Hosen und einer rot-weißen Bluse. Wir schütteln uns die Hände und setzten uns wieder.
    »Danke, dass Sie noch einmal hergekommen sind. Es tut uns leid, dass wir Sie gestern im Büro nicht angetroffen haben, wir wollten Ihnen eine zweite Fahrt hierher ersparen«, betont Dalton, als hätte er mir einen ganz großen Gefallen getan.
    »Je schneller diese Angelegenheit vom Tisch ist, desto besser«, gibt Scott zurück und schenkt ihm ein perfektes Lächeln.
    »Ms Reyes, wir würden Ihnen gerne noch ein paar weitere Fragen stellen«, erklärt Harrison.
    »Zum Beispiel, wo ich an dem Nachmittag war, an dem Justin ermordet wurde?«, schlage ich vor.
    »Zum Beispiel«, bestätigt Dalton.
    »Ich bin in meiner Mittagspause nach Crissy Field gefahren. Mit Sams Jeep.« Crissy Field liegt direkt am Meer und war früher mal ein Flugplatz, der inzwischen aber zu einem Freizeitgebiet umfunktioniert wurde. Von dort aus hat man einen herrlichen Blick auf die Bucht und die Brücke – jedenfalls wenn es mal zur Abwechslung keinen Nebel gibt.
    »Ist Sam noch ein Freund?«, fragt Dalton und in seiner Stimme schwingt eine Spur von Spott mit.
    Plötzlich begreife ich. Dieser Typ kann mich nicht leiden, weil er annimmt, dass er sich bei mir einen Korb abholen würde. Deshalb genießt er seine momentane Position und nutzt es aus, Macht über mich zu haben. Mit geblähten Nasenlöchern hole ich Luft und öffne den Mund, doch bevor ich etwas sagen kann, das ich später bereuen würde,

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