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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Sandoval
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Sandwiches gebracht werden, klingelt mein Handy. Die Anruferkennung hat die Telefonkommunikation total verändert. Alle Anrufer werden jetzt in zwei Kategorien unterteilt: Es gibt diejenigen,die man kennt, und die anderen. »Hallo« ist doch eigentlich eine wirklich blöde Begrüßung für einen Fremden. »Sprich« oder »Los« würde viel mehr Sinn machen, aber beides ist ein bisschen knapp. Die Alekanos in Papua-Neuguinea sagen »Ambo« zur Begrüßung.
    Es ist Sam. Und ich probiere meine neue Begrüßung gleich an ihr aus.
    »Sag ›Hi Papa‹«, flüstert Sam. Das ist nicht gut. Sam hat gerade unseren Notfallcode aktiviert. Er ist für Entführungsfälle und andere richtig dicke Probleme reserviert, mit denen Mädchen in dieser großen, verrückten Welt konfrontiert werden können. Wir haben ebenfalls schon vor Jahren einen Notfallplan entworfen, mit dem wir uns aus einem miesen Blind Date retten können. Während der ersten halben Stunde erhält diejenige mit dem »Date« einen Anruf wegen irgendeines erfundenen Notfalls. Diesen Trick haben wir schon ein paar Mal benutzt, aber Sam hat noch nie vorher den Alarmstufe-Rot-Code benutzt.
    »Hi Papa«, sage ich und mein Puls beschleunigt sich.
    »Ist Jin noch da?«, fragt Sam.
    »Ja«, bestätige ich und sehe zu Jin hinüber, die an einem Stück Endiviensalat knabbert.
    »Die Polizei ist hier. Sie sprechen gerade mit Royce. Sie haben ihn gerade nach deinem Alibi für Justins Todestag gefragt.«
    Ich bin so schockiert, dass ich erst einmal kein Wort herausbringe. Sobald ich meine Stimme wiedergefunden habe, murmle ich: »Danke … Papa.«
    Gerade als ich auflege, fängt Jins Handy an zu läuten. Sie schaut auf das Display und lächelt. »Allô, Cheri!«, flötet sie und bestätigt damit, dass der Anruf von Royce kommt. Dann schießt ihr Kopf zu mir herum. »Ja«, sagt sie. Royce muss sie gerade gefragt haben, ob ich noch bei ihr bin.
    Hoch konzentriert hört Jin zu und steckt ihr Handy dann diskret in die Tasche. »Wir müssen zurück ins Büro«, beschließt sie und lässt mich dabei nicht aus den Augen.
    »Gleich«, sage ich und genieße mein Sandwich, während ich die Lage überdenke. Ich weiß inzwischen, dass der Gerichtsmedizinerden genauen Zeitpunkt von Justins Tod nicht bestimmen kann. Dazu kommt dieser kleine mehrstündige Ausflug zum Strand, den ich unternommen habe, nachdem Scott zu seinem Tennisspiel gegangen ist. Ja, vielleicht verstößt so eine ausgedehnte Mittagspause gegen die Firmenregeln, aber Scott war immerhin beim Tennis und es hätte sowieso keiner gemerkt.
    Vor dem Feinkostladen rufe ich Jin »Mir ist da gerade noch was eingefallen« zu und schon bin ich auf der anderen Straßenseite, bevor sie überhaupt richtig gemerkt hat, dass ich nicht mehr neben ihr stehe. Ich höre sie rufen, aber ich gehe, ohne mich umzudrehen, schnurstracks nach Hause.

    Nach der Mittagspause betrete ich wieder die Lobby von Royce Durand & Associates. Boots sieht kurz auf, schaut weg und reißt den Kopf dann abrupt wieder hoch. »Da bist du ja!«
    »Sind die Detectives noch oben?«, will ich wissen.
    »Die sind schon vor einer Weile gegangen. Besonders glücklich sahen sie nicht aus.«
    »Darauf wette ich. Wie ist die Chefetage mit diesem Überfall fertig geworden?«
    »Bei Royce weiß ich es nicht, aber Scott hat für euch beide einen Termin mit den Detectives vereinbart. Morgen um neun.«
    »Für uns beide?« Mein Mund wird trocken.
    »Scott hat den Detectives gesagt, er würde dich persönlich ins Revier begleiten«, erklärt sie und fügt sehnsüchtig hinzu: »Du Glückliche, ich wünschte, mein Leben wäre auch mal so spannend wie Kabelfernsehen.«

KAPITEL 14
    Freitag, 5. August
    Wieder in der 850 Bryan Street, oder auch in der Halle der Gerechtigkeit. Ich bin ein bisschen zu früh dran. Aber dieses Mal eilt Scott zu meiner Verstärkung herbei. Um Punkt neun sehe ich, wie er durch die Tür aus Glas und Metall hereinkommt. Meine Kavallerie trägt einen dunkelgrauen Anzug und eine Krawatte mit Diamantmuster.
    »Oh, gut, Sie sind schon da«, begrüßt er mich und lächelt warm. »Ich hatte schon Angst, Sie hätten die Stadt verlassen.«
    »Hab drüber nachgedacht«, erwidere ich und das ist nicht mal gelogen.
    Der Mann am Empfangstresen dirigiert uns in dasselbe kleine Verhörzimmer wie beim letzten Mal. Damals war mir nicht bewusst, dass auch das Bezirksgefängnis in diesem Gebäude untergebracht ist. Dieser brandneue Knast ist eine seelenlose Konstruktion, die

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