Spitfire: Kühler Tod
Lächeln legt sich auf mein Gesicht, jetzt habe ich ihn in meine kranke, traurige Welt gelockt. »Rrrichtig!«
Er taxiert mich vorsichtig. »Das muss ja eine ganze Weile gedauert haben, bis du diese Liste zusammenhattest. Warum hast du nicht einfach im Internet nachgesehen?«
»Weil … das wäre geschummelt.«
Nickels weicht einen Schritt zurück und reibt sich mit beiden Händen das Gesicht. »In Ordnung, Miss Durchgeknallt … was willst du wissen?«
Ich habe so viele Fragen, dass es nicht leicht ist, mich für eine zu entscheiden. »Wie wäre es, wenn du mir für den Anfang erzählst, was du im NICI herausgefunden hast?«
Seine Miene wird weicher, als er versucht, ein Lächeln zu unterdrücken. »Im NCIC … das steht für
National Crime Inform…«
»Ja, was auch immer«, falle ich ihm ungeduldig ins Wort. »Was hast du herausgefunden? Glaubst du, es ist Scott?«
Sein Blick huscht zum Kühlschrank. »Nein. Ich halte Luis Manuel nicht für einen verlässlichen Zeugen. Er ist noch nicht lange hier, für ihn sehen wir wahrscheinlich alle irgendwie gleich aus. Außerdem kann Scott schlecht an zwei Orten zugleich sein. Du selbst hast ihn an diesem Morgen im Büro gesehen … richtig?«
Ich nicke und reiche ihm mein Handy. Er nimmt mich in die Arme und zieht mich an sich. »Das Alleinsein tut dir nicht gut, Tomi. Vielleicht solltest du wieder zur Arbeit gehen. Das ist wahrscheinlich sogar sicherer, denn keines der Opfer wurde im Büro ermordet.«
»Stimmt wohl«, murmle ich, das Gesicht an seiner Brust. »Die Kühlschränke da sind auch viel zu klein.«
KAPITEL 38
Montag, 29. August
»Ich kann’s nicht fassen, dass ich wirklich wieder ins Büro gehe.« Nickels fährt mich hin. »Was, wenn Luis Manuel doch recht hatte und Scott der Mörder ist?«
»Ich kann immer noch umdrehen.«
Finster funkle ich ihn an. »Nicht hier, das ist eine Einbahnstraße.«
»Ich würde ja auch nur in eine Richtung fahren.«
Ich ignoriere das. »Aber was ist, wenn Luis Manuel falschlag? Dann gebe ich meinen Job auf … einen eher mittelmäßigen Job, in dem ich jetzt schon seit acht Jahren festhänge … nur wegen einer dummen Verwechslung?«
»Es ist immerhin ein Job.«
Wir kreuzen die Market Street und ich bin immer noch zu keiner Lösung gekommen. Nickels hält vor dem Bürogebäude, dann dreht er sich zu mir. »Tomi … ich sage das hier nur einmal, also pass gut auf: Scott war während drei der Morde außer Landes.«
Ich öffne den Mund, um etwas zu erwidern, aber er legt mir einen Finger auf die Lippen. Ich rieche Seife und Haut. »Während Justin ermordet wurde, war er mit dir im Büro und zum Zeitpunkt von Whims Tod war er zu Hause bei Frau und Kindern.«
»Und als bei mir eingebrochen wurde?«
»Da war er im Büro und hat dabei zugesehen, wie die Polizei dich abgeführt hat … weißt du noch? Warum hätte er später versuchen sollen, dir in deiner Wohnung aufzulauern, wenn er doch genau wusste, dass du nicht da sein würdest?«
Ich überlege. »Wo war er denn? Als er außer Landes war, meine ich.«
»In London und Paris … warum?«
»Sind zu dem Zeitpunkt denn dort auch irgendwelche Leichen aufgetaucht? Lass das doch mal durch die Datenbank von Interpol laufen, vielleicht gibt es ja Treffer. Ach ja, und ruf bei Scottland Yard und French Connection an!«
Er streicht mir mit dem Daumen über die Wange.
»French Connection
ist ein Film, keine Polizeiorganisation.« Er küsst mich auf die Nasenspitze. »Ich hole dich um fünf wieder ab. Heil und gesund.«
»See you later, alligator«, sage ich zum Abschied und gebe ihm ein Küsschen auf die Wange. Dann steige ich aus und sehe an der Glas- und Backsteinfassade von Royce Durand & Associates hoch. Meine Hände zittern und ich balle sie zu Fäusten.
In der Eingangshalle sitzt Boots an ihrem Whirlpool-Tresen. Sie hat den Hörer am Ohr und spricht Tagalog, ihre Muttersprache. Ich vermute mal, dass es ein Privatgespräch ist.
Ich sehe mich um, aber abgesehen von dem riesigen Blumenarrangement auf einem Podest in der Mitte des Raumes hat sich nichts verändert. Die kunterbunte Blütenpracht erinnert mich an das große Finale eines Feuerwerks.
Als mich Boots erblickt, beendet sie rasch das Gespräch und kommt um den Tresen herum auf mich zu. »Willkommen zurück, Tomi. Schön, dich wiederzusehen … lebendig und so.« Sie umarmt mich. »Wie geht’s dir?«
»Ganz gut, glaube ich.«
»Darf ich mal deine Naht sehen?«
»Da sind leider schon
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