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Spittelmarkt

Spittelmarkt

Titel: Spittelmarkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernwald Schneider
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hatte, waren aus blauem Glas, die mit blauen Steinen verzierte Decke wurde von Säulen aus Kupfer getragen und die dekorativen Wasserbecken mit den fein gezeichneten Wasserlilien sorgten für ein modernes und attraktives Ambiente; in der Prinzenbar in der Hardenbergstraße traf sich die elegante Welt von Berlin.
    Sie öffnete ihren Pelz und gab den Mantel an der Garderobe ab. In ihrem dürftigen Trägerkleidchen sah sie wie das junge unschuldige Sterntalermädchen aus dem Märchen aus, zu arm, um sich etwas zum Anziehen zu kaufen, das sie vor der Kälte schützte. Das Lokal selbst war aber gut geheizt.
    Sie führte mich in eine Nische in der Nähe der noch wenig bevölkerten Tanzfläche und winkte mit der Hand den Musikern der kleinen Kapelle zu, worauf zwei oder drei Mitglieder der Kapelle ihre Instrumente hoben und einen kleinen Tusch ertönen ließen, um sie zu begrüßen.
    »Wenn die Maske beruflicher Seriosität von Ihnen abfällt, wirken Sie wie ein gleichaltriger Junge auf mich«, flirtete Veronika mit mir, nachdem ein Ober uns den bestellten Sekt an den Tisch gebracht und wir angestoßen hatten. »Gerade jetzt ist es wieder so, wo ich Sie lächeln sehe.«
    Sie stellte das Glas ab, stützte die nackten Ellenbogen auf die Tischplatte und das aparte Kinn in die Handflächen. Ihr Blick war so offen und frei und ohne Berechnung, dass es mir schwer fiel, irgendeine Arglist dahinter zu vermuten, obwohl ich es besser wusste.
    »Ich muss Sie einfach gern haben, wenn Sie mir ein solches Kompliment machen«, sagte ich und legte ohne zu zögern meine Hand auf ihren Arm.
    Sie ließ es sich gefallen und gab zurück: »Haben Sie mich denn wirklich gern? Oder wollen Sie mich nur gern haben?«
    »Was ist der Unterschied? Welcher Mann würde Sie nicht gernhaben und oder außerdem gern haben wollen, Veronika? Ich denke, ich sollte Ihnen die Frage zurückgeben. Haben Sie mich denn gern oder wollen Sie mich nur aus einem bestimmten Grund gern haben?«
    Sie blickte mich eine Weile schweigend an und ihre Augen umschatteten sich. »Was soll diese Frage?«, sagte sie ernst. »Gut! Vielleicht ist es so, dass ich Sie aus einem bestimmten Grund gern haben will; aber glauben Sie wirklich, ich würde mich Ihnen in der Weise, wie ich es gerade tue, andienen, wenn ich Sie nicht wirklich ein klein wenig gernhätte?«
    »Mehr hatte ich mir doch gar nicht erhofft«, lenkte ich ein, da ich mir meine Chancen bei ihr auf keinen Fall verderben wollte. »Ich freue mich, dass Sie das sagen! Es ist eben nur, weil ich mich viel wohler in Ihrer Gesellschaft fühle, wenn ich weiß, dass Sie mich wirklich mögen.«
    Ihr Gesicht entspannte sich, und sie lächelte wieder. »Dann ist ja alles gut.«
    Süße Sinnlichkeit strömte von ihren Lippen, strahlte aus ihrem zart glühenden Gesicht und auch von ihren dünnen, schön gezeichneten Armen, über die ich mit meinen heißen Händen strich.
    »Ich will etwas aus Ihnen machen, Eugen«, fuhr sie leiser fort, »Ihnen etwas geben, das ich selbst empfangen habe; denn ich fühle eine innere Verpflichtung, das Glück, das mir zuteil wurde, mit Menschen, die es wert sind, zu teilen. Ich hoffe und glaube, dass Sie dieses Glück verdienen. Um es zu erhalten, müssen Sie sich lediglich gefallen lassen, dass ich Ihnen die Spielregeln für unsere Begegnungen diktiere. Vielleicht werden wir nicht nur einmal zusammenkommen. Wenn Sie mögen, können wir in unserer heutigen Begegnung einen Anfang sehen.«
    Sie lenkte die Augen in Richtung des Tanzparketts und lächelte dem Klavierspieler zu, einem gut aussehenden jungen Mann, der ihr Lächeln mit einer knappen Geste des Kopfes und einem vergnügten Zwinkern erwiderte.
    »Spielregeln?«, fragte ich. »Was für Spielregeln?«
    Ein entzückendes Lächeln trat auf ihre Lippen, während ihre Augen wie gebannt in die seinen sahen. »Die erste Spielregel würde sein: Wir sind nicht nur zu zweit.«
    Ich rückte ein Stück von ihr ab. »Wer noch?«
    Sie lächelte zart und wie um Verzeihung bittend. »Unser Lehrer! Sie kennen ihn bereits!«
    »Sprechen Sie etwa – von diesem Zauberpriester, der neulich an Ihrem Liebeslager erschien?«
    »Um Gottes willen, nein! Ich spreche von Roland Olden.«
    Ich wich erneut ein Stück weiter zurück. »Auf keinen Fall, Veronika. Wir brauchen keinen weiteren Lehrer – Sie allein, Veronika, sollen meine Lehrerin sein! Und ich verspreche Ihnen, ein fleißiger Schüler zu werden.«
    Sie seufzte. »Nun ja, schade, aber selbst wenn ich es wollte, es

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