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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Sie hatte also einen blinden Fleck, war unfähig zu glauben, daß ihr Baby auch nur im geringsten von dem Bild abweichen könnte, das sie von ihr hatte. Ihr war noch nicht in den Sinn gekommen, daß Smaragd vielleicht weggelaufen war und sich das Herz brechen ließ. Sie verstand einfach nicht, daß Leute manchmal verrückte Dinge aus Gründen tun, die nichts mit bloßem Überleben zu tun haben. Herumhuren nur aus Jux und Tollerei war ihr zu fern, als daß sie es auf der Rechnung gehabt hätte.
    Nur die Klassen zwischen ganz oben und ganz unten glauben nicht an Herumhuren.
    »Sie sind nicht in der Oberstadt aufgewachsen.«
    »Das gebe ich gern zu, Garrett.«
    Ich hatte den Verdacht, daß meine hübsche Maggie Jenn sich in der Lücke zwischen Ehemann und Kronprinz vielleicht ganz schön für ihren Lebensunterhalt hatte strecken müssen. Oder auch rekeln. Aber darüber mußte ich nichts wissen. Jedenfalls noch nicht. Vielleicht später, falls ich den Eindruck gewann, daß ihre Vergangenheit von Bedeutung war. »Setzen Sie sich und erzählen Sie mir von Smaragd, während ich arbeite.«
    Dann fing ich mit der Wühlerei an.

 
11. Kapitel
     
    »Meines Wissens hat sie keinen Freund«, sagte Maggie. »Unsere Lebensumstände erlauben es nicht, viele Leute kennenzulernen. Wir sind sozial nicht akzeptabel und bilden eine eigene Klasse.«
    Eine hochkarätige Klasse, denn Maggie Jenn und ihre Tochter waren nicht die einzigen Mitglieder. Die Schwesternschaft der Konkubinen ist recht zahlreich. Und in dieser luftigen Höhe wird von einem Mann erwartet, daß er eine Geliebte hat. Das beweist seine Männlichkeit. Zwei sind gar noch besser als eine.
    »Hat sie denn keine Freundinnen?«
    »Nicht viele. Vielleicht ein paar Mädchen, mit denen sie aufgewachsen ist. Oder Schulkameradinnen. In diesem Alter sind Kinder ausgesprochen standesbewußt. Ich bezweifle, daß jemand sie zu nah an sich hätte herankommen lassen.«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Wie ich, nur zwanzig Jahre Abnutzungserscheinungen weniger. Und hören Sie auf, so blöd zu grinsen.«
    »Ich dachte gerade, wenn ich nach Ihrem zwanzig Jahre jüngeren Ebenbild suche, muß ich nach einer Schönheit Ausschau halten, die gerade den Windeln entwachsen ist.«
    »Vergessen Sie nicht: Ich will, daß Sie mein Baby finden, nicht, daß Sie ...«
    »Schon gut, klar. Sicher. Gab es irgendeinen ungewöhnlichen Streit zwischen Ihnen und ihr, bevor sie verschwunden ist?«
    »Wie?«
    »Haben Sie sich gestritten? Ist sie rausgestürmt und hat gedroht, die nächsten zehntausend Jahre nicht wiederzukommen?«
    »Nein.« Sie lachte leise. »Solche Auftritte habe ich meiner Mutter geliefert. Wahrscheinlich hat sie deshalb keinen Mucks gesagt, als mein Vater mich verschachert hat. Nein. Smaragd nicht. Sie ist anders, Garrett. Ihr war nie irgend etwas wichtig genug, daß sie darum gekämpft hätte. Ich war wirklich keine aufdringliche Mutter, ich schwöre es bei einem Gott Ihrer Wahl. Es reichte ihr, einfach klarzukommen. Ich glaube, sie hielt das Leben für einen Fluß und sich selbst für Treibholz.«
    »Möglicherweise habe ich vor lauter Aufregung ja etwas nicht mitgekriegt. Oder ich erinnere mich an Dinge, die nie passiert sind. Ich könnte schwören, Sie hätten mir davon vorgejammert, daß Smaragd in schlechte Gesellschaft geraten ist.«
    Maggie drehte und wand sich. Ihr war unbehaglich. Aber sie verlor dabei nichts von ihrer Faszination. Ich stellte mir vor, wie sie zu Theos Zeiten gewesen sein mußte, und konnte über die Möglichkeiten nur staunen.
    Schließlich hörte sie mit dem Geziere auf. »Ich hab' ein bißchen geflunkert«, gab sie zu. »Ich hörte von Ihren Verbindungen zu den Schwestern der Verdammnis und dachte, Sie würden auf ein Mädchen in der Klemme reagieren.« Die Racheengel oder Schwestern der Verdammnis sind eine Straßengang. Die Mädchen wurden alle schwer mißbraucht, bevor sie dorthin geflohen sind.
    »Ich hatte eine Beziehung zu einer der Schwestern. Die nicht mehr auf der Straße ist.«
    »Tut mir leid. Ich bin wohl zu weit gegangen.«
    »Was?«
    »Offensichtlich habe ich irgendwelche zarten Gefühle verletzt.«
    »Ach so. Richtig. Maya war ein besonders hübsches Kind. Ich hab' diese Geschichte versaut, weil ich sie nicht ernst genug genommen habe. Ich hab' eine Freundin verloren, weil ich nicht zuhören wollte.«
    »Tut mir leid. Ich wollte nur einen Anhaltspunkt finden.«
    »Hat sich Smaragd regelmäßig mit jemandem getroffen?« Das Geschäftliche würde meine

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