Spitze Buben
einmal sicher. Ich hatte nichts weiter als unzusammenhängende Hinweise auf Hexerei, was meine neue Auftraggeberin offenbar wenig zu verblüffen, entsetzen, beunruhigen oder anderweitig aufzuregen schien.
Vielleicht zäumte ich den Gaul ja vom falschen Ende her auf.
Jemand tippte mir auf die Schulter. »Hallo, jemand zu Hause?«
»Hä?«
»Sie sind einfach erstarrt und waren plötzlich geistesabwesend.«
»Das passiert manchmal, wenn ich nachdenke und gleichzeitig versuche, etwas anderes zu tun.«
Sie gab wieder ihren Brauen-Blick-Trick zum Besten, und ich verblüffte sie, indem ich mit meinem eigenen Trick konterte. »Für den Anfang reicht es. Geben Sie mir diese Namensliste. Sobald wir das Finanzielle geregelt haben.«
Das lief wie geschmiert, bis ich auf Zahlung der Hälfte meines Honorars bestand. »Es ist eine unabänderliche Regel, Maggie, aufgrund der menschlichen Fehlbarkeit. Zu viele Leute haben versucht, mich aufs Kreuz zu legen, nachdem sie bekommen hatten, was sie wollten.« Aber das war nicht der einzige Grund, aus dem ich darauf bestand.
Je weniger ein Klient sich wehrt, desto verzweifelter ist er.
Meine hübsche Maggie Jenn wehrte sich entschieden zu lange. »Ich werde Eisenfaust mit der Liste zu Ihnen schicken, sobald ich dazu komme, sie zu schreiben«, lenkte sie schließlich gereizt ein.
Die Aussicht, Eisenfaust bald wiederzusehen, begeisterte mich. Vielleicht konnte ich ihm ja als Trinkgeld diesen geschwätzigen Papagei in die Pranken drücken.
12. Kapitel
Eine Straße von Maggies Haus entfernt drückte ich mich in die Schatten und dachte nach.
Wie die meisten anderen Menschen auch, begeistert es mich nicht im geringsten, wenn man mich verarscht. Aber die Leute versuchen es immer wieder. Das ist Berufsrisiko. Ich habe mich daran gewöhnt und erwarte es sogar. Aber es gefällt mir trotzdem nicht.
Der Fall hier stank zum Himmel. Man benutzte mich. Und nicht mal besonders subtil. Es sei denn, meine süße Maggie war weit weniger welterfahren, als ich annahm. Wie sonst konnte sie darauf spekulieren, daß ich ihr alles abkaufte?
Sicher, mir hatte das Einstellungsgespräch gefallen. So weit, so gut.
Doch jetzt würde ich genau das tun, was sie nicht wollte: Nachforschungen über Maggie Jenn anstellen. Im Interesse meiner eigenen Sicherheit. In meinem Job heißt es: Was du nicht weißt, kann dich genauso kaltmachen wie das, was du weißt. Erst wenn ich wußte, wo ich wirklich stand, konnte ich mich um Smaragd kümmern.
Es war noch früh am Abend. Ich konnte einige Kontakte aktivieren und ein paar Schritte auf dem Pfad der Erleuchtung tun. Und zwar sobald ich Maggies Vorschuß zu Hause verstaut hatte. Nur ein Narr schleppt so einen Ballast länger mit sich herum als nötig. TunFaire wimmelt vor Ganoven, die aus hundert Metern Entfernung das Kleingeld in den Hosentaschen der Passanten zählen können.
Es gab für mich keine plausiblere Erklärung der letzten Ereignisse als die von Maggie Jenn gelieferte. Trotzdem, da war noch Winger. Ich schüttelte den Kopf. Das beeindruckte die Spinnweben darin überhaupt nicht. Wie immer. Das ist im Dienstleistungsangebot inbegriffen. Gehört alles zu meinem angeborenen Charme.
Ich drehte mich nach meinem Schatten um. Von ihm war nichts zu sehen. Vielleicht hatte er es satt gehabt und war nach Hause gegangen. Oder der Sicherheitsdienst hier in der Oberstadt hatte ihm was Nettes geflüstert à la: »Mach dich vom Acker, solange du noch zwei gesunde Beine hast, auf denen du nach Hause laufen kannst.« Oder sein Job war erledigt, nachdem er herausgefunden hatte, wohin ich gegangen war.
Ich ging weiter. Dieses ganze Nachdenken bereitete mir nur Muskelkater.
Nur gut, daß ich im Training war. Ich hatte genug Mumm, um einem unerfreulichen Plauderstündchen mit den Schergen des Sicherheitsdienstes zu entgehen. Denen schien es egal zu sein, ob es einen berechtigten Grund für meine Anwesenheit gab. Zweifellos hatte Fürchtenicht sie gerufen, in der vergeblichen Hoffnung, daß sie meine Manieren verbessern könnten.
Ich lief Zickzack und in Kreisen und wandte alle Tricks an, die ich kannte, konnte jedoch keinen Schatten erspähen.
Also ging ich nach Hause, verstaute Maggies Vorschuß in meinem Haussafe, zapfte mir eine Maß und zog mich mit dem Humpen auf einen ausgiebigen Plausch mit Eleanor zurück. Die schien sich Sorgen um meinen Seelenzustand zu machen.
Ich konnte ihr nicht widersprechen. »Ich werde tatsächlich flexibler, wenn es um Geld
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