Spitze Buben
hinterher, damit der mich nervte.
Ich hatte versucht, das Biest zu verschenken. Aber ich fand niemanden, der es mir abnahm. Ich bot ihm jede Chance wegzufliegen. Es flüchtete nicht. Ich war fast soweit, heldenhafte Maßnahmen zu ergreifen. »Poller, wenn dir Mr. Big so am Herzen liegt, warum holst du ihn dir dann nicht einfach ab? Er braucht ein Heim, wo er wirklich geschätzt wird.«
»Den Teufel wirst du tun«, mischte sich Morpheus verächtlich ein. »Das ist allein dein Vogel, Garrett.«
Ich runzelte die Stirn, als mir klar wurde, daß ich auf verlorenem Posten stand.
Ahrm zeigte mir wieder seine scharfen, spitzen Zähne. »Ich habe gehört, manche Papageien leben hundert Jahre.«
»Einige, vielleicht. In der freien Wildbahn.« Ich konnte Mr. Big für wohltätige Zwecke spenden. Zum Beispiel einem hungrigen Rattenmann. »Ich verschwinde, mein Freund.«
Morpheus lachte nur.
16. Kapitel
Draußen war es dunkel. Das nützte nicht viel. Genausowenig hilfreich war, daß ich sie nicht kommen sah. Aber ich lieferte ihnen trotzdem einen Kampf, der sich gewaschen hatte. Ich verbeulte ein paar Köpfe mit meinem bleibeschwerten Totschläger aus Eichenholz, den ich immer mitnehme, wenn ich ausgehe. Und einen der Burschen warf ich durch das einzige Glasfenster in der Straße. Aber so richtig kam ich nicht in Schwung, und einen Trick konnte ich auch nicht aus dem Ärmel ziehen.
Irgend jemand ließ mir ein Haus auf den Kopf fallen. Ich glaube, es war ein Haus. Es muß ein Haus gewesen sein. Kein einfacher Mensch kann so hart zuschlagen. Die Lichter gingen aus, noch während ich dabei war herauszufinden, wer und warum.
Normalerweise wache ich nur langsam wieder auf, wenn man mir einen über die Rübe gegeben hat. Diesmal war es anders. Eben war ich noch im Reich der Träume, im nächsten Augenblick wurde ich mit dem Gesicht nach unten in irgendwas Feuchtes gewickelt, über das Pflaster geschleppt, dessen Steine nur Zentimeter unter meiner Nase vorbeiglitten. Sie schleppten mich zu viert, und aus mir tropfte irgendwas Rotes. Ich konnte mich nicht daran erinnern, Wein getrunken zu haben. Und außerdem plagten mich die schlimmsten Kopfschmerzen seit dem Urknall.
Direkt neben meiner Nase schritten zwei hinreißende weibliche Beine. Sie waren zum Anbeißen nah. Ich hätte sie zu gerne ausgiebig gewürdigt. Unter anderen Umständen hätte ich mir Stunden Zeit gelassen, sie zu genießen. Aber man muß die Dinge in der richtigen Perspektive sehen.
Es lief nicht besonders gut. So was gehört nicht gerade zu meinem normalen Tagesablauf. Ich versuchte, die Schmerzen für einen Moment zu unterdrücken, damit ich einen klaren Gedanken fassen konnte.
Aha. Sie hatten mich in eine feuchte Decke eingewickelt. Nicht, daß ich jemandem seinen Spaß verderben wollte, aber ich war nicht besonders glücklich. Ich brüllte und wand mich und zappelte und schrie. Niemand war sonderlich beeindruckt. Ich schielte nach der Besitzerin dieser hinreißenden Beine. Der Rest war ebenso phantastisch. Ich hätte mich auf der Stelle verlieben können. Aber das hier war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt. Vor einem Kaminfeuer, auf einem Bärenfell möglicherweise, sie und ich allein, mit einer Flasche TunFaire Gold, ja dann ...
Die Jungs gefielen mir nicht. Es waren nicht die Brunos, mit denen ich früher zu tun gehabt hatte. Das waren normale Nichtsnutze gewesen, die man für einen Drink kaufen konnte. Diese Clowns hier trugen schmutzige, zerrissene Uniformen.
Was meine Laune nicht die Spur besserte ...
Sie waren uneinsichtig und wollten meine Fragen nicht beantworten. Keiner zeigte überhaupt irgendeine Reaktion, bis auf Miss Beinchen. Und sie wirkte einfach traurig. Ich brüllte und zappelte weiter, während sie mich über einen langen Flur schleppten.
Ein langer Korridor? Kam mir der Geruch nicht bekannt vor?
Alle blieben stehen, nur ich machte weiter und brüllte aus Leibeskräften. Jetzt war mir wirklich ernst, denn ich wußte, wo ich war. Das hier war die Klapsmühle des Aderlaß-Spitals, die Psychiatrische Abteilung des Kaiserlichen Wohlfahrts-Krankenhauses.
Das Reich ist längst untergegangen, aber seine Einrichtungen und die kaiserliche Familie gibt es noch. Letztere hoffen darauf, daß man sie zurückruft. Sie unterstützen das Spital, das den Ärmsten der Armen hilft.
Das Irrenhaus ist kein empfehlenswerter Ort. Wenn man jemanden hier reinsteckt, kann er für immer verschwinden. Dabei spielte es keine
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