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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Rolle, ob er aus Versehen eingeliefert wurde.
    »He! Laßt mich runter! Was soll das? Was mache ich hier? Seh' ich aus, als wäre ich verrückt?«
    Das war eindeutig die falsche Frage. Ich sah bestimmt aus wie ein erstklassig unterbelichtetes Exemplar. Wie die Dinge liefen, nahmen sie wohl an, daß sie mich nicht in ihrer Gewalt hätten, wenn ich nicht hierhergehörte.
    O Mann, das hier entpuppte sich als der widerwärtigste Streich, der mir jemals gespielt worden war.
    Eine Tür flog auf. Sie bestand aus Eichenholz und Eisen und war ungefähr zwanzig Zentimeter dick. Dahinter lauerte mein Bestimmungsort.
    Einer meiner Wärter bellte einen Befehl. Jemand huschte fort. Die Jungs warfen mich durch die Tür, ohne Rücksicht auf die Fassung zu nehmen. Ich machte eine Bauchlandung. Beinchen sah mich bedauernd an. Die Tür fiel zu, bevor ich sie überzeugen konnte, daß es sich um einen verheerenden Irrtum handelte.
    Ich rappelte mich auf, rollte mich herum, stolperte zur Tür und verschwendete meine Energie, indem ich dagegenhämmerte. Dann bot ich das ganze Spektrum des mir für solche Situationen zur Verfügung stehenden Vokabulars auf, aber ohne den Schwung, den ich vielleicht ohne diese höllischen Kopfschmerzen gehabt hätte. Man zieht es durch, selbst wenn es Zeitverschwendung ist. Das Ritual muß eingehalten werden.
    Plötzlich hörte ich hinter mir Geräusche und fuhr herum.
    Mindestens ein Dutzend Männer starrten mich an. Ich warf einen kurzen Blick an ihnen vorbei in den Hintergrund der Station. Dort gab es noch einen ganzen Haufen mehr Männer. Einige wunderten sich über den Neuankömmling, und andere musterten meine Kleidung. Ganz offensichtlich war seit Jahren keine Kleidung ausgegeben worden. Und seit Erfindung des Feuers schien auch niemand ein warmes Bad genommen zu haben. Hier befand sich die Quelle des Odeurs, der mir schon im Korridor in die Nase gestiegen war. Ein kurzer Blick überzeugte mich davon, daß das Empfangskomitee komplett auf die Station gehörte. Man konnte es in ihren Augen sehen.
    Ich hämmerte und brüllte weiter. Aber der Service verbesserte sich nicht im geringsten.
    Wenigstens hatten sie mich nicht auf die Station mit den Gewalttätigen gesperrt. Möglicherweise bekam ich doch noch eine Chance.
    Ein alter Mann schlurfte auf mich zu. Er wog höchstens noch fünfzig Pfund. »Wie geht's? Ich bin Efeu.«
    »Mir ging's bis vor fünf Minuten noch großartig, Efeu.«
    »Wie geht's? Ich bin Efeu.«
    »Mehr hat er nicht drauf, Atze.«
    Klar. Ich lerne schnell. Efeu sah mich nicht einmal an. »Klaro.«
    Ein Brocken von fast drei Metern glotzte mich an. »Achte einfach nicht auf Efeu, Atze. Er ist nicht richtig im Kopf.«
    Nein, wirklich? »Wie geht's? Ich bin Efeu.«
    Das hier war die Spitze des Eisbergs. Der einfache Teil. Mir war klar, daß es noch schlimmer kommen mußte.
    Nach einer kurzen Denkpause schrie einer den großen Burschen an: »Hast du soviel Grund zum schlau daherquatschen, Knallkopf?«
    »Ach ja? Was weißt du denn? Ich gehöre hier nicht hin. Jemand hat mich betäubt oder was. Als ich aufwachte, war ich hier.«
    O Junge. Ein Leidensgenosse, dem es genauso schlecht ging wir mir. Er tat mir mächtig leid, bis irgend jemand schrie: »Quaddel daddel. Quaddeldaddeldu!« Oder so ähnlich.
    Der Lange sprang hoch, bückte sich, machte gurgelnde Geräusche und fegte heulend wie ein wildgewordener Gorilla durch die Station. Seine Schreie hätten einer Banshee einen kalten Schauer über den Rücken rieseln lassen.
    »Wie geht's? Ich bin Efeu.«
    Der Lärm, den der große Kerl veranstaltete, steckte einen anderen Kerl an. Er schrie ebenfalls. Die Sorte kannte ich. Ich hatte sie auf den Inseln gehört. Ein Typ, der mit einer üblen Wunde in den Eingeweiden im Niemandsland zwischen den Fronten lag, hatte genauso geschrien und gefleht, daß jemand ihn umbrachte. Nach einer Weile hätten ihm Soldaten von beiden Seiten nur zu gern den Gefallen getan. Aber keiner war dumm genug, hinauszugehen und der anderen Seite ein Ziel für einen Schuß aus dem Hinterhalt zu bieten. Also lagen wir alle nur da und hörten den Schreien zu, knirschten mit den Zähnen und dankten unseren jeweiligen Göttern, daß nicht wir da lagen.
    Ich sah wieder auf die Tür. Vielleicht konnte ich mich ja durchkauen.
    Oder vielleicht ... Man hatte mir die Taschen nicht geleert. Sie mußten es sehr eilig gehabt haben, mich einzuliefern. Eine Bande echt beknackter Brunos.
    Patienten defilierten an mir vorbei, um mir ihre

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