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Spitze Buben

Spitze Buben

Titel: Spitze Buben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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ruhig?«
    »Vielleicht aufgrund der Scheiß-Tatsache, daß es mitten in der Scheiß-Nacht ist.« Er war sehr eloquent.
    »Gibt es hier nur einen Schreihals?« Wenn wir ihn nicht mitzählten. Im Augenblick brüllte niemand. »Ich hab' gehört, hier gäb's eine Menge Schreihälse. Meistens Kerle, die nicht damit klarkommen, was sie im Cantard erlebt haben.«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Ja. Es gibt 'n paar. Sie wurden unter Drogen gesetzt, wenn's zu schlimm wird. Zum Beispiel, wenn sie sich gegenseitig aufhetzen.«
    Interessant. »Gibt es eine Möglichkeit, einen von ihnen jetzt aufzuhetzen?«
    Er musterte mich aufmerksam. »Was hast du vor, Schlauberger?« Anscheinend war er der Meinung, ich sollte besser einen verdammt guten Grund für eine solche Nummer haben.
    »Ich hab' vor, hier zu verschwinden.«
    »Das schaffst du nie.«
    »Vielleicht nicht. Aber sie haben mir die Taschen nicht geleert, bevor sie mich hier reingeworfen haben. Ist dir das einen Versuch wert?«
    Darüber mußte er nachdenken, und er runzelte die Stirn, bis sie aussah wie ein Waschbrett. »Jep. Und ob! Ich hab' da draußen was zu erledigen. Wenn du diese verdammte Tür aufkriegst, bin ich dabei.«
    »Glaubst du, daß ein paar von den anderen Jungs mitmachen?«
    »Wenn die Wände umfallen, gehen viele. Aber ich weiß nicht, wie viele mithelfen, sie umzustürzen.«
    »Kannst du vielleicht einen zum Schreien bringen, als ersten Schritt, sozusagen?«
    »Klar.« Er stand auf, schlenderte ans andere Ende der Station, plauderte dort eine Minute mit einem Kerl und kam dann zurück. Viele der Insassen verfolgten ihn mit ihren Blicken. Der Mann, mit dem er geredet hatte, fing nach einer Minute an zu schreien. Es überlief mich eiskalt. Er war eine dieser verlorenen Seelen.
    »Reicht das?« fragte der Lange.
    »Perfekt. Und jetzt versuch, ein paar Typen zusammenzutrommeln, die mithelfen.«
    Er machte sich auf die Socken.
    Ich fing mit meiner Nummer an. »Halt die Klappe dahinten! Ich will schlafen!«
    Der Kerl hörte nicht auf zu schreien. Ich hatte schon befürchtet, daß er es tun könnte. Verstohlen warf ich einen Blick zu den Beobachtungsfenstern hinauf. Irgend jemand war da oben, aber der Lärm interessierte ihn nicht. Waren sie so abgestumpft? Ich mußte unbedingt gesehen werden.
    Ich brüllte den Schreihals an. Jemand schrie mich an, und ich beschimpfte ihn. Irgendein Genie fauchte uns beide gleichzeitig an, als wenn uns das zum Schweigen bringen könnte. Der Lärm nahm zu. Wir benahmen uns wie eine Affenbande. Einige Männer setzten sich in Bewegung und schlurften einfach nur ziellos umher.
    Schließlich erregte der wachsende Lärm die Aufmerksamkeit des Wachhabenden. Er sah herunter, schien aber nicht sonderlich besorgt zu sein.
    Ich schrie lauter als der Schreihals und drohte ihm Übles an, wenn er nicht endlich den Mund hielt.
    »Wie geht's? Ich bin Efeu.«
    »Pack deine Klamotten zusammen, Efeu. Wir verpissen uns aus diesem Kuckucksnest.«
    Der Lange kam zurück. »Ich hab' ein Dutzend aufgetrieben, Schlaumeier. Willst du mehr?«
    »Das reicht. Jetzt sollten alle die Tür meiden. Da wird's eklig, wenn sie reinkommen.« Hoffte ich jedenfalls. Vorausgesetzt, ich hatte nicht aufs völlig falsche Pferd gesetzt.
    »Sie werden damit rechnen, daß wir was aushecken, Schlauberger. Die sehen nur blöd aus.«
    »Das spielt keine Rolle. Hauptsache, die Tür geht auf.«
    Er schnaubte verächtlich. Offenbar dachte er, an mir sei Hopfen und Malz verloren.
    Ich schrie weiter die Schreihälse an.
    Mittlerweile standen mehrere Personen am Beobachtungsfenster, einschließlich Fräulein Zauberbein.
    Ich lachte. Das lief wie geschmiert. Keine Frau würde im Aderlaß-Spital arbeiten, wenn sie nicht ein gigantisches weiches Herz hatte. Ich brüllte, hüpfte über Strohmatratzen und fing an, den lautesten Schreihals zu würgen.
    Der Lange war nach wenigen Schritten bei mir und tat, als wollte er mich runterziehen. Ich gab ihm schnell weitere Instruktionen, und weg war er. Der Junge war kein schlechter Schauspieler.
    Ich dagegen war sogar oscarverdächtig, so legte ich mich ins Zeug. Zu meiner Überraschung versuchte keiner der anderen Patienten, mich aufzuhalten.
    Mein Opfer würgte ich nur soviel, daß er ohnmächtig wurde.
    Dann fegte ich in eine andere Ecke des Raumes und strangulierte den nächsten Brüllaffen.
    Schon bald flogen überall Typen durch den Raum. Die Mehrheit der Insassen beteiligten sich an dem neuen Spiel. Es war trotzdem nicht direkt ein

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