Spitze Buben
schlappen Kerzenstummel mehr recht als schlecht beleuchtet wurde. Ich dachte gerade darüber nach, was für ein Geizhals der Regenmacher sein mußte, als ein verpennter Trottel alles ruinierte.
Er kam aus einem Zimmer direkt vor uns und fuhr sich gerade mit den Händen durch sein Haar, das bereits kräftig abgeerntet war. Schlagartig wachte er auf und stieß einen lauten Schrei aus, bevor ich ihn mit meinem zweitbesten Totschläger erwischte. Er schrie noch lauter. Ich mußte viermal zuschlagen, bevor er endlich zu Boden ging.
»Das war's wohl«, knurrte Schmeichler. Ich konnte ihn wegen des Lärms kaum verstehen, den irgendwelche Leute vor uns machten, die ich nicht sehen konnte. Sie wollten wissen, was da los war.
»Vergiß die Meinungsumfrage. Kennst du dieses Haus?«
»Hab' ich noch nie zuvor gesehen.«
»Sagtest du nicht ...?«
»Hier war ich noch nie. Jedenfalls nicht, daß ich wüßte.«
Der Flur führte nach rechts. Ich folgte ihm, und ein Eingeborener kam mir entgegen. Er hatte einen Stock dabei und machte große Augen. Ich auch, aber er war schneller. Er duckte sich unter meinem Hieb weg, gab Fersengeld und brüllte und schrie wie am Spieß.
»Du hättest ruhig ein bißchen fixer reagieren können, Garrett«, beschwerte sich Morpheus. Der Lärm schwoll an, und Morpheus machte sich Sorgen.
Unser Gefangener sprang durch eine Tür. Ich war nur zwei Schritte hinter ihm, aber als ich ankam, war die Tür verschlossen und verriegelt. Ich rammte meine granitharte Schulter dagegen. Sie gab etwa einen tausendstel Zentimeter nach. Die Tür, meine ich.
»Mach du das.« Morpheus deutete auf Schmeichler. »Hör auf zu jaulen, Garrett.«
»Ich habe mir so ziemlich alles bis auf meine Fußknöchel verstaucht.«
Schmeichler trat mit seinen Quadratlatschen mehrmals gegen die Tür, bis er seine wertvolle Schulter einsetzte. Die Tür flog auf wie ein Bühnenrequisit. Man mußte wohl den richtigen Dreh raushaben.
Wir standen im Lagerraum, in dem nur ein paar Lampen spärliches Licht verbreiteten. Der Regenmacher war eindeutig ein Geizkragen. Sah aus, als hätte man den Raum als Schlafunterkunft benutzt. Überall rannten Leute herum wie erschreckte Mäuse und liefen auf andere Ausgänge zu. Nur die Kerle aus dem Flur schienen Kämpfer zu sein.
Merkwürdig.
Mitten im Geheul und Gezeter erblickte ich eine vertraute Fratze. Mein alter Kumpel Fürchtenicht, pardon, Zeck. Zeck machte sich aus dem Staub. Ich verfolgte ihn. Wir hatten was zu besprechen. Meine entzückende Maggie Jenn hatte schon Probleme genug, auch ohne daß ihr Butler mit dem Regenmacher zusammensteckte.
Aber ich fand keine Spur von ihm. Er war verschwunden wie das Gespenst, dem er glich.
Wir durchsuchten die Behausung vergeblich. Keine Spur von Hacker Hackebeil. Und wir erwischten nur vier Figuren: den Kerl aus dem Flur, den ich niedergeschlagen hatte, ein altes Paar, das nicht mehr rechtzeitig in die Stiefel gekommen war, um sich dünne zu machen, und unseren Kumpel Stoppel, der sich zu einem wahren Pechvogel mauserte.
Die Alte war kaum eine Woche jünger als Schönchen. Ihr Ehemann und der Schläger zeigten wenig Neigung zum Reden, aber sie plapperte, als wäre sie voll Worte wie ihr Darm nach einer schweren Mahlzeit voll Faulgas.
»He, Oma! Das reicht jetzt!« Ich kam nicht mehr mit, als sie sich über die Undankbarkeit ihrer Kinder beschwerte, denen sie ihren Hexenschuß verdankte. »Sehr unglücklich, wirklich. Aber mich interessiert, wo Hacker Hackebeil ist.«
»Du solltest vielleicht etwas diplomatischer vorgehen«, schlug Morpheus vor. Als wenn er die Geduld eines Heiligen hätte, wenn er hinter irgendwas her war.
»Ich war die ersten drei Male diplomatisch. Damit ist mein Soll erfüllt. Jetzt bin ich nicht in Stimmung für Diplomatie, sondern mir ist nach Köpfe einschlagen.«
Aber ich wirkte nicht überzeugend genug. Keiner war sonderlich beeindruckt, bis Poller seinen Mund nicht halten konnte und die Bösen Buben spitzkriegten, daß sie sich in den Klauen des berüchtigten Morpheus Ahrm befanden. Im selben Moment erlitten alle, selbst der harte Knochen, einen Anfall von Kooperationsfieber.
Tja, vielleicht hatte Winger ja doch recht.
Jedenfalls hatten wir Glück. Oma Tratschmaul hatte die endgültige Antwort auf Lager, und die lautete: »Er ist eben erst verschwunden, er und seine Jungs. Er hat nicht gesagt, wohin, aber ich nehme an, daß er ein paar Kerle suchen wollte, die er vor langer Zeit losgeschickt hat. Er hat sie bezahlt,
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