Spitze Buben
Schritt ein. »Danke, Becky. Aber jetzt mußt du wirklich verschwinden.«
»Vergiß es nicht. Du hast es versprochen.«
»Wer? Ich? Mach dich jetzt vom Acker.« Hoffentlich vergaß sie es, aber soviel Glück habe ich nie. »Wer ist gestorben?« fragte ich Zarth. Der Klotz atmete nicht mal schwer.
»Hä?«
»Du bist auf mich zugestürmt, als würdest du die schlimmsten schlechten Nachrichten überbringen, die je ein Bote gebracht hat.«
»Wirklich? Dabei habe ich nur an Letitia gedacht.«
»Das ist meine Herzensdame. Du hast sie noch nicht kennengelernt.« Eierkopf hatte immer eine neue Freundin. Er hatte keine sichtbaren Blessuren, also war sie vielleicht netter als die anderen.
»Willst du dir einen Rat in Liebesdingen holen?«
»Von dir?« Sein Ton war nicht besonders freundlich.
»Von Ihro Gnaden da drinnen. Der weltweit besten Koryphäe.« In allem. Laut Selbstauskunft.
»Da wir gerade von ihm sprechen: Hast du ihm die neuesten Nachrichten aus dem Süden gegeben?«
»Ist denn was passiert?« Auf der Straße war die Stimmung nicht so angeheizt, wie sie es wäre, wenn es große Neuigkeiten aus dem Cantard gäbe.
»Es ist noch nicht allgemein bekannt, weil es ein großes militärisches Geheimnis sein soll, aber ich habe es vom Ehemann meiner Schwester, dessen Vetter für den Sturmwächter Brenner Dickschädel arbeitet. Die Erste Kavallerieschwadron hat Glanz Großmonds Hauptquartier überfallen.«
»Unsere Jungs haben sein Versteck schon fünfmal gefunden, du albernes Erdhörnchen.« Eierkopf war ein gutmütiger Bursche und kam nicht so ganz mit der Realität zurecht. Er hatte als einfacher Infanteriesoldat gedient und litt unter der im Heer verbreiteten Illusion, daß die Kavallerie etwas Besonderes sei. Also wirklich! Sie sind nicht mal Marines! Dazu kann man noch die Tatsache rechnen, daß sie blöd genug sind, auf Pferde zu steigen ...!
»Es war das richtige Hauptquartier. In einem alten Vampirnest.«
Etwas an seinem Ton machte mich stutzig. »Sag bloß nicht...«
»Genau das.«
»Das Leben ist schon merkwürdig.«
Ein früherer Fall hatte mich zurück in das Kriegsgebiet geführt. Im Laufe dieser Ereignisse waren Morpheus und ich und noch einige andere in ein unterirdisches Vampirnest eingedrungen, eine wahre Hochburg des Horrors. Wir hatten Glück gehabt und konnten entkommen. Dann haben wir der Armee Bescheid gesagt, und die Soldaten haben sich ein bißchen Urlaub vom Krieg genommen.
Der Krieg gegen Vampire ging vor.
Das war, kurz bevor Großmond rebellierte.
Einer aus meiner Gruppe war ein Zentaur gewesen. »Gibt es da noch etwas?« Zarth war unruhig. Es mußte noch etwas sein.
»Ja. Der Angriff war eine Riesenüberraschung. Sie wußten kaum, was über sie gekommen ist, da war es auch schon vorbei. Sie konnten nicht mal ihre Unterlagen zerstören.«
Also ging Großmond allmählich das Glück aus.
»Was kommt unter dem Strich dabei heraus?«
»Die Dokumente zeigten, daß er gar nicht mehr im Cantard ist. Unsere Großkopfeten jagen Phantome.«
Manchmal habe ich helle Momente. »Und die einzigen Dokumente, die die Republikaner zerstörten, waren die, aus denen ersichtlich gewesen wäre, wo der Große Boß sich aufhält?«
»Woher weißt du das?«
»Ich kann gut raten.« Das würde den Toten Mann brennend interessieren. Sein Hobby war, Glanz Großmond nachzuspüren und seine Aktionen vorherzusagen.
»Hat man etwas aus den Gefangenen herausgeholt?«
»Sie haben keine Gefangenen gemacht, Garrett.«
»Man macht immer Gefangene.«
»Diesmal nicht. Sie hatten zwar keine Chance, aber sie wollten nicht aufgeben.«
Das konnte ich nicht glauben. Wie fanatisch eine Gruppe auch sein mag: Einer findet sich immer darunter, der nicht sterben will.
»Aber deshalb bin ich nicht gekommen, Garrett.«
»Nein?«
»Winger wollte, daß ich ...«
»Winger? Wo ist dieses übergroße ...?«
»Wenn du mal kurz die Klappe hältst, dann könnte ich dir vielleicht etwas darüber erzählen.«
Das war der beste Rat, den ich je bekommen hatte. Er wiederholte damit Vorschläge meiner Mutter und des Toten Mannes. Man hört schwer, wenn man selber den Mund aufreißt. Also klappte ich meinen zu.
»Winger läßt dir bestellen, daß ihr beide zwar nicht mehr am selben Strang zieht, du aber wissen solltest, daß man diesen Weststadtheinis genau eingeschärft hat, was sie dir erzählen sollten. Du solltest in eine andere Richtung geleitet werden.«
Er sah mich an, als hoffte er, ich würde es erklären.
Ich
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