Spitze sein, wenn's drauf ankommt
„Wintermärchen“ 24 .
Dominik ist Optimist durch und durch und immer gut drauf. Mit seiner positiven Stimmung und Begeisterung für den Handballsport infiziert er regelmäßig seine Mitspieler. Bei der WM 2007 im eigenen Land hätte er auf der Bank rumlümmeln und sich ärgern können, dass er neben Torsten Jansen die Nr. 2 auf dieser Position ist. Stattdessen heizte er von der Bank die Stimmung an, war heiß, engagiert, hochkonzentriert und motiviert, so dass du als Außenstehender das Gefühl hattest, er würde die gesamten 60 Minuten auf dem Spielfeld agieren. Er hat seine Mitspieler von der Bank angefeuert und gepusht, vor allem dann, als es in Phasen des Spiels schlechter lief. Mit dieser 75er-Haltung hatte er einen entscheidenden Anteil am Teamerfolg. Sobald er eingewechselt wurde, war er sofort im Spiel und unterstützte seine Mitspieler direkt auf dem Feld.
Im Interview mit Dominik wird dir sehr schnell deutlich, was einen 75er wie Dominik auszeichnet. Er liebt den Handballsport über alles – den Wettkampf und auch das Training. Anstatt sich von den Stärken der Gegner einschüchtern zu lassen, schaut er auf seine eigenen Stärken und ist überzeugt, Erfolg zu haben. Druck motiviert ihn zusätzlich. Selbst bei der EM 2010, bei der ihn der Nationaltrainer Heiner Brand fünf Tage vor dem Turnier aus dem Aufgebot strich und Dominik zu Hause blieb und vor dem Fernseher das Turnier verfolgte, quakte er nicht. Anstatt andere für diese Niederlage verantwortlich zu machen, übernahm er die Verantwortung und suchte die Schuld bei sich. Er hinterfragte sich und fand schnell in die Erfolgsspur zurück. Belohnt wurde er mit dem Gewinn des Meistertitels und der Champions League mit dem THW Kiel.
Matthias: Welches sind deine drei wichtigsten Erfolgseigenschaften, die dich so erfolgreich machen?
Dominik: Der erste wichtige Punkt ist die Erziehung, für die ich meiner Familie sehr dankbar bin. Als zweiter Punkt stehen für mich der Spaß, den ich für meinen Sport habe und die Leidenschaft, im Team erfolgreich zu sein, die Emotionen also. Und der dritte Punkt ist der absolute Wille. Mein Vater hat immer zu mir gesagt: „Mach 10 % mehr als die anderen! Nimm dir nach dem Spiel nochmals 10 Bälle und werfe sie von außen auf das Tor.“
Matthias: Viele Mannschaften sind, wenn sie ein oder zwei Mal einen Titel gewonnen haben, satt. Sie werden faul, überheblich, gemütlich. Der THW Kiel zeigt seit Jahren einen unbändigen Willen nach Titeln. Wie motivierst du dich, obwohl du bereits fast alles gewonnen hast?
Dominik: Als ich nach Kiel kam, wurde ich sofort von dem Virus infiziert. Gleich zu Beginn hatte ich viel Kontakt zu Nikola Karabatic und Vid Kavticnik, weil wir im selben Ort wohnten. Da erzählte ich ihnen: „Hey, habt ihr gelesen, der HSV hat wieder zig Neuzugänge geholt. Die werden wieder ganz oben mitspielen.“ Das wussten die beiden gar nicht. Ich dachte mir: „Mensch, ihr könnt doch nicht hier spielen und nicht wissen, was die Konkurrenz macht.“ Die hatten klar die Einstellung: „Da, wo wir sind, ist oben. Was die anderen machen, ist uns egal. Wir machen unser Spiel.“ Davonwurde ich am ersten Tag gleich infiziert, nur auf uns zu schauen, den Blick auf unser Spiel zu richten. Das hat uns das Triple gebracht.
Matthias: Wie gehst du mit dem Thema Angst um?
Dominik: Der Sport ist mein Beruf und ich mache ihn, weil er mir Spaß macht. Da passen die Angstgefühle nicht dazu, das ist positiver Druck. Das erdrückt einen nicht. Ich habe bei einem Verein unterschrieben, bei dem es jedes Jahr darum geht, erfolgreich Titel zu gewinnen. Da gehört Druck dazu.
Matthias: Was ist bisher deine größte Niederlage in deiner Karriere gewesen? Wie hast du diesen Rückschlag abgehakt?
Dominik: Die Niederlage 2009 im Champions League Finalrückspiel. Der Handballsport ist so schnelllebig. Nach einer Niederlage bin ich schnell wieder optimistisch, so dass ich die nächste Aufgabe lösen will. So schlimm es ist, einen Weltmeistertitel nicht genießen zu können, weil man eine Woche später schon wieder gegen den HSV spielt, umso schöner ist es, eine Champions League Niederlage gegen Ciudad Real wie 2009 verstreichen zu lassen, weil schon wieder die nächste Aufgabe ansteht, für die es sich zu konzentrieren gilt. Es besteht sofort wieder die Chance, die Sache besser zu machen. Da bin ich Grundoptimist.
Matthias: Wie bist du mit dem Rückschlag umgegangen, bei der EM 2010 nicht berücksichtigt worden zu
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