Spitze sein, wenn's drauf ankommt
Hier trägt fast kein Mensch Schuhe. Das ist einfach nur genial. Stellen Sie sich den gigantischen Markt vor, der sich uns hierbietet. Sie müssen sich das unbedingt einmal selbst vor Ort anschauen. Sie werden begeistert sein.“
Was ist passiert? Beide Experten haben exakt dieselben Bedingungen vorgefunden. Aus Sicht des Experten 1 („Mr. 25“) ist die Lage aussichtslos. Eine Investition vor Ort wäre der größte Fehler, den die Firma machen könnte. Für Experte 2 („Mr. 75“) ist die Situation wie ein Lottogewinn, die dem Unternehmen unglaubliche Umsatzzuwächse bescheren kann. Beide haben die Situation aus zwei komplett verschiedenen Blickwinkeln bewertet – einmal als typischer 25er und einmal als 75er.
Abgefahren! Das Ziel im Visier
Schau dir die Skirennläuferin Maria Riesch an. Mit 21 Jahren war ihre Sportkarriere fast beendet – innerhalb von 14 Monaten erlitt sie so viele schwere Verletzungen wie andere Sportler nicht einmal in ihrer gesamten Karriere. Sie hat bereits in jungen Jahren alle Höhen und Tiefen eines Profisportlers durchlebt. Zu Beginn der Saison 2004/05 zog sie sich einen Knochenbruch in der Schulter zu. Darauf folgte im Januar 2005 ein Kreuzbandriss im rechten Knie. Gerade auf dem Weg zum Comeback erlitt sie im September 2005 eine Schienbeinkopfverletzung, einen Monat später einen Mittelhandknochenbruch. Sie konnte im Weltcup-Winter 2005/06 nur sechs Rennen bestreiten, ehe sie sich im Dezember 2005 einen Kreuzbandriss im linken Knie zuzog, der ihre Teilnahme an den Olympischen Spielen 2006 in Turin unmöglich machte. 34
Wenn du Ski fährst, weißt du aus eigener Erfahrung, welche Belastungen auf deinen Beinen und hier speziell auf die Knie wirken, wenn du einen Berg herunter fährst. Spitzensportlerinnen wie Maria erreichen dabei Geschwindigkeiten von weit über 100 km/h. Deshalb hatten viele Experten Maria nach dem zweiten Kreuzbandriss innerhalb eines Jahres bereits abgeschrieben und waren sich sicher, dass ihre Karriere schneller vorbei sein würde, als sie angefangen hatte. So durfte Maria sich anhören, dass sie sich Gedanken machen sollte, was sie statt des Skisports machen wolle. 35
Maria hat sich von diesen Aussagen und Gedanken nicht beirren lassen. Nachdem sie ihre Tränen getrocknet hatte, hat sie hart an ihrem Comeback gearbeitet. Klar hat auch Maria anfangs häufig die Gedanken gehabt, ob das noch einmal was würde mit der Karriere und ob es nicht doch besser wäre, alles hinzuwerfen und sich die Zeit und Energie für ein mögliches Comeback zu sparen. Maria aber wollte weiterhin nur Ski fahren. Sie hat ihre negativen Gedanken (25er) schnell verdrängt, diese durch positive (75er) ersetzt und fest daran geglaubt, wieder zurückzukehren – stärker und erfolgreicher denn je. Und sie hat es in beeindruckender Weise geschafft. 2006 kehrte Maria auf die Weltcupbühne zurück, wurde in der Saison 2007/08 Gesamtweltcupdritte. Im Jahr 2009 wurde sie Weltmeisterin im Slalom und zweite im Gesamtweltcup hinter ihrer besten Freundin Lindsey Vonn, mit der sie sich auch im Winter 2009/2010 einen heißen Kampf um den Gesamtweltcup lieferte. Auch hier wurde sie Gesamtweltcupzweite hinter Vonn. 2010, fünf Jahre nachdem ihre Karriere bereits vor dem Ende stand, krönt sie diese zusätzlich in beeindruckender Weise: „Maria fährt Lindsey daVONN“, titelt die BILD so treffend. Bei ihren ersten Olympischen Spielen in Vancouver gewinnt Maria zwei Goldmedaillen und macht sich damit unsterblich.
Wann hättest du an Marias Stelle aufgegeben? Oder hättest auch du weiter die 75er Brille aufgesetzt, weiter gemacht und wärst stärker als zuvor zurückgekommen? Sei ehrlich: Wie oft gibst du zu früh auf, wenn du eine Niederlage erleidest (mehr in dem Kapitel „Zeige Ausdauer und Disziplin“)?
Sportler: Im Hockey haben andere Nationen wie z.B. die Niederlande und Argentinien weitaus bessere Trainingsbedingungen als Deutschland. Ich fragte Michael Behrmann, Nationaltrainer der Hockeydamen, wie er seinen Spielerinnen klar mache, dass sie dennoch die Chance haben, gegen diese „Übermannschaften“ zu bestehen? Seine Antwort: „Vor einem Spiel wie gegen die Niederlande sage ich meinen Spielerinnen: ‚Normalerweise sagen alle Statistiker, dass Deutschland in zehn Spielen nur ein Spiel gegen Holland gewinnt. Was ist, wenn heute das zehnte Spiel ist?‘ Es gibt immer eine Chance zu gewinnen, möge sie auch noch so klein sein.“
Achte auf deine Gedanken – Gedankenhygiene mit
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