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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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oft die Pest an den Hals und alle anderen Krankheiten an alle Körperteile gewünscht hatte? Und weil die Pest mittlerweile ausgerottet war, Schulze wenigstens beweisen wollte, dass er ein Idiot war und nicht ermitteln konnte?
    Allein dass er diesen Gedanken hatte, machte die Sache schon verdächtig, fand Steiger.
    Er ließ die Asche und den Zigarillorest in der Toilette verschwinden, weil Gisa beim Rauchverbot innerhalb des Gebäudes keinen Spaß verstand, machte sich jetzt aber doch einen Kaffee und las weiter.
    Die Vernehmung Yameogos kannte er noch nicht, sie brachte aber nichts Neues. Der Mann behauptete, ab Samstag bis zum Montagmorgen einen kompletten Filmriss zu haben, und bestritt auf den vielen Seiten ständig, irgendetwas mit Drogenhandel zu tun zu haben. Steiger hatte fast den Eindruck, dass er die ganze Zeit nicht begriffen hatte, worum es wirklich ging, und hoffte, dass das nicht mit dem Dolmetscher zusammenhing, denn das Leben Yameogos war auch vorher schon kein Spaziergang am Strand gewesen, und seine Angaben zur Person waren ein echtes Drama, wenn alles so stimmte.
    Weil seine Eltern zu viele Kinder und zu wenig Geld hatten, war er mit acht Jahren mit fünf anderen Kindern aus seinem Dorf an einen Kakaoplantagenbesitzer aus der Elfenbeinküste verkauft worden. Dort hatte er unter katastrophalen Bedingungen nicht nur sieben Tage die Woche bis zum Umfallen schuften müssen, sondern war zwischendurch auch das willkommene schwache Objekt der Begierde des einen oder anderen Vorarbeiters gewesen, bevor er mit dreizehn nach Nigeria geflohen war und sich jahrelang in den Slums von Lagos durchgeschlagen hatte.
    Bei der Urteilsbegründung hatten sie diese frühe Traumatisierung als eine Ursache für Yameogos sexuelle Gewaltbereitschaft zumindest für möglich gehalten. An seiner Schuldfähigkeit hatte das aber nichts geändert.
    Na, wunderbar, dachte Steiger. Da hatte das Leben diesem armen Schwein ja gleich ein komplettes Arschkartenspiel zum Ziehen hingehalten, wenn das alles stimmte und er keinen Unsinn erzählt hatte. Darfst deine Kindheit damit verbringen, dir in pestizidverseuchten Kakaoplantagen jeden Tag zwölf Stunden den Arsch aufzureißen, wirst vielleicht noch von irgendeinem Aufseher zu dessen Feierabendentspannung gevögelt, und wenn du aus dem gelobten Land der Väter endlich abhauen kannst, irgendwann, drehen sie dir hier aus genau der ganzen Scheiße, die du erlebt hast, einen Strick. Halleluja.
    Er holte noch einen Kaffee und fragte sich, wer die Bohnen dafür wohl gepflückt hatte. Aber eigentlich wollte er das gar nicht wissen.
    Als Steiger eineinhalb Stunden später das Präsidium verließ, regnete es Bindfäden. Batto kam mit einem Streifenwagen auf den Hof gefahren und öffnete die Scheibe einen Spalt, damit es nicht zu stark reinregnete.
    »Was machst du denn hier? Hattet ihr einen Einsatz?«
    »Nee, ich wollte nur kurz was erledigen.« Steiger fühlte den Regen auf seiner Kopfhaut.
    Batto sah ihn einen Moment fragend an.
    »Wie, was erledigen?«
    »Na, was nachsehen halt.«
    »Bei deiner Privatermittlung, oder was?«
    Steiger zuckte nur mit den Schultern.
    »Du bist am Samstagnachmittag hier, obwohl bei euch kein Einsatz anliegt?« Er zog eine Grimasse. »Muss ich mir langsam Sorgen machen, Alter?«
    »Musst du nicht«, sagte Steiger und fühlte, wie die ersten Tropfen aus den Haaren übers Gesicht liefen. »Ruhigen Dienst noch.« Er klopfte aufs Wagendach und ging Richtung Auto.
    Etwas Umwerfendes hatte er in der Akte nicht mehr gefunden, nur zwei Dinge, die seltsam waren. Sie waren damals auf den Täter gekommen, weil ein anonymer Anrufer von einer öffentlichen Telefonzelle den Hinweis gegeben hatte, Yameogo zur fraglichen Zeit am Fundort der Leiche gesehen zu haben. Der Mann hatte gesagt, er könne seinen Namen nicht nennen, weil er von der Polizei gesucht werde, er wolle aber diese Aussage machen, weil bei Mord der Spaß einfach aufhöre. Außerdem hatte er sich über die Vermittlung verbinden lassen, Steiger hielt es für möglich, dass er glaubte, damit eine Aufnahme seines Anrufs zu verhindern. Ohne diesen anonymen Hinweis wäre es schwer geworden.
    Dann gab es noch die Spur 77, eine Spur, an die Steiger sich erinnerte, die damals aber ein anderes Team bearbeitet hatte. Ein anderer Asylbewerber, ein Landsmann Yameogos, wollte gesehen haben, dass dieser am Samstagmorgen zu einem größeren, blonden Mann mit Mütze in einen silbernen VW Passat gestiegen war, er hatte sich sogar

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