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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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das Baugerüst, das seit ein paar Tagen an der Rückseite des Hauses angebracht war, weil dort ein großer Wintergarten angebaut werden sollte. Robert hatte die Idee, auf das Gerüst zu steigen, obwohl es ihnen der Vater verboten hatte. Sie rannten los, und weil Max stolperte, war Robert als Erster an der Leiter und so schnell oben, dass er seinen Bruder noch unten an ihrem Fuß stehen sah, als er sich oben umdrehte. Noch bevor Max den Fuß auf die erste Sprosse setzte, hörte Robert die Stimme.

25
    2010
    An ihren ersten Mann konnte sich Eva Kramer noch erinnern, an ihren ersten Freier nicht mehr.
    Der erste Mann war ihr Cousin gewesen, der sie damals überzeugt hatte, dass man in dem Alter als Mädchen längst seine Unschuld verloren haben müsste, er hatte nur nicht von Unschuld gesprochen, sondern es anders genannt. Da war sie vierzehn und er neunzehn Jahre alt gewesen, und weil er ein schicker Kerl war und ihr versprochen hatte, dass es Spaß machen würde, fand sie es okay. Spaß hatte es ihr erst ab dem dritten Mal gemacht, darum ging es noch eine Weile so weiter. Als ihre Eltern das mitbekamen, sagte ihr Vater nur, sie solle ja nicht mit einem Balg ankommen, das nervtötende Geschrei halte er nicht aus. Außerdem sei die Wohnung zu klein, hatte ihre Mutter gesagt.
    Sie wohnten damals in einer Sozialwohnung der Stadt, die aus vier Zimmern bestand, im fünften Stock lag, und die man von einem langen Flur, der zur anderen Seite hin offen war, betrat. Diese offene Seite der Flure zeigte zur Vorderseite des Hauses, was zur Folge hatte, dass nur hin und wieder Sperrmüll schmerzlos über die Brüstung geworfen wurde. Hinter dem Haus sah es bedeutend schlimmer aus.
    Die Polizei war Stammgast bei der Adresse gewesen, und als einmal ein Streifenwagen zu nah am Haus geparkt hatte, war ein alter Fernseher unter großem Beifall von allen Fluren mitten in der Windschutzscheibe gelandet. Sie hatten gar nicht erst versucht, den Täter zu ermitteln, aber seitdem parkten sie ihre Streifenwagen deutlich außerhalb der Wurfreichweite für größere Gegenstände.
    Mit siebzehn hatte Eva es nicht mehr ausgehalten und war zu ihrem damaligen Freund Rainer gezogen. Sie hatte kurz vorher ihre Lehre als Bäckereifachverkäuferin als Klassenbeste beendet und ging täglich zur Arbeit, womit sie die große Ausnahme in dem Wohnblock war. Ihre Klassenlehrerinnen und -lehrer von der Hauptschule hatten im Laufe der Jahre dreimal versucht, ihre Eltern davon zu überzeugen, das Kind zumindest auf die Realschule zu schicken, waren aber dreimal von ihrem Vater rausgeworfen worden, weil er sich nicht seine Entscheidungen vorschreiben lasse, hatte er gesagt, er habe andere Pläne mit dem Kind. Welche, hatte er nie gesagt, auch ihr nicht.
    Nach Rainer kam Sven und dann noch ein paar andere, bis sie mit einundzwanzig Roman traf. Roman war ihre erste große Liebe, drei Jahre älter als sie, und er war groß, dunkelhaarig und meist arbeitslos. Aber Roman kannte sich mit Computern und Unterhaltungselektronik aus und wusste, wie man das gestohlene Zeug aus Kindergärten und Firmen gut zu Geld machen konnte. Meistens gelang es ihm, wesentlich mehr als die üblichen zehn Prozent rauszuschlagen, und er hatte gute Verbindungen. Es war ihnen sehr gut gegangen in der Zeit, bis kurz hintereinander die Polizei zwei seiner Hauptlieferanten aus dem Verkehr gezogen hatte. Da war von einem Monat auf den anderen ziemlich Ebbe in der Kasse gewesen, und bevor sie den BMW verkaufen mussten, war Roman auf die Idee gekommen, diese schwierige Zeit damit zu überbrücken, das vorhandene Kapital zu nutzen. Mit dem Kapital war sie gemeint. Ganz entspannt, hatte Roman gesagt, wir schalten eine Anzeige, machen es in der eigenen Wohnung, und ich bin im Nebenzimmer, für alle Fälle.
    Die Idee war ein solcher Erfolg gewesen, dass schon bald der BMW gegen ein größeres Modell eingetauscht wurde, es Klamotten reichlich gab und sogar eine Woche Urlaub im Süden drin war. Als die Polizei Roman einen Tag nach der Rückkehr abholte, weil einer der ehemaligen Hauptlieferanten vor Gericht seine Position deutlich verbessern wollte und erzählt hatte, wer die gestohlenen Sachen zu Geld gemacht hatte, war sie einfach dabeigeblieben. Bis heute. Nur wer damals der Erste gewesen war, daran konnte sie sich nicht mehr erinnern.
    Jetzt lag sie wie in einem Hockergrab mit angewinkelten Beinen so hinter Steiger, dass nahezu ihre ganze Vorderseite Kontakt zu seiner Rückseite hatte. Er fühlte

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