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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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war sauer, das konnte Robert auch auf die Entfernung sehen. Max redete mit dem großen Jungen, es sah sogar so aus, als ob er sich entschuldigte. Aber der Große schien immer ärgerlicher zu werden, und irgendwann lagen beide auf dem Boden. Max versuchte, sich aus dem Griff des Jungen zu befreien, aber kam nicht los. Robert blieb wie angewurzelt stehen. Nie hätte sein Bruder einen Streit begonnen, das wusste Robert, und eigentlich fing auch nie jemand einen Streit mit ihm an. Dieses Mal war etwas schiefgelaufen, dachte er, dieses Mal hatte ihn sein Lachen nicht geschützt. Der Junge war mindestens einen Kopf größer, und Max hatte keine Chance. Schon nach kurzer Zeit packte ihn der andere von der Seite und hielt seinen Kopf fest in der Armbeuge, so fest, dass Max sich kaum noch bewegen konnte. Robert blickte auf die Szene und hätte hinunterlaufen und seinem Bruder helfen können, er hätte den anderen von hinten packen und ihn wegzerren können. Aber nichts drängte ihn dazu. Stattdessen dachte er: Würg ihn, würg ihn fester, würg ihn, bis er sich nicht mehr bewegt.
    Wenn solche Situationen vorbei waren, fühlte er sich immer leer und krank, als wenn er sich übergeben hätte, und es war, als ob sich etwas an seinen Kopf klammere. Aber da war nichts. Er hatte begonnen, seinem Bruder nach diesen Momenten kleine Geschenke zu machen, danach war zumindest das Gefühl am Kopf meistens verschwunden.
    In diesem Sommer fand man die Brüder wieder täglich im Wald. Sie hatten sich über die Jahre ihre Lieblingsplätze gesucht, an denen sie oft waren, manchmal nur, um dort zu sein und gar nichts Besonderes zu tun. Der Spalt auf dem Hügel gehörte dazu. Sie hatten schon oft mit einer Taschenlampe hineingeleuchtet und hatten Kisten entdeckt oder Bretter, jedenfalls etwas, was zu lang und zu gerade war, als dass es etwas Natürliches hätte sein können. Aber der Spalt war zu tief. »Ich gehe da aber mal runter, ganz sicher«, hatte Max gesagt, und dann hatten sie noch ein paar Steine hinuntergeworfen.
    Im Wald gab es eine Hütte, die auch zu ihren Plätzen gehörte. Die Hütte hatten einmal Jäger gebaut, das war die Antwort des Vaters gewesen, als Max ihn danach gefragt hatte. Sie war zwar klein, aber das Dach war dicht und das Glas in den Fenstern ganz. Drinnen war neben einem Tisch und ein paar Stühlen eine Holzliege, auf der ein Fell lag. Manchmal trafen sie in der Hütte einen Jungen, der Dieter hieß und zu den Samaritern gehörte. So nannten sie die Leute, die im Haus Samarien lebten, einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen, die sich in einem alten Kloster ein paar Kilometer Richtung Dorf befand. Dieter war älter als sie, hatte schon ein wenig Bart, benahm sich aber wie ein Kind. Er sprach auch so, nur dann nicht, wenn er über Sexsachen sprach, wie Max es nannte. Dieter sprach fast immer über Sexsachen und sagte Dinge wie »ficken« und »Möse«, Wörter, die sie natürlich aus der Schule kannten, aber niemals zu Hause hätten sagen dürfen. Einmal erwischten sie Dieter in der Hütte mit heruntergelassener Hose und einer Zeitung, die er im Wald gefunden hatte und in der Leute Sex machten. Das war selbst Dieter peinlich gewesen.
    An einem Sonntag wollten die Brüder schon früh in den Wald, weil es eine Woche geregnet hatte und sie das Haus kaum verlassen konnten. An diesem Morgen schien die Sonne, und es war warm. Sie zogen sich an, und weil Max schneller fertig war, lief er schon vor. Durch das offene Fenster hörte Robert, wie der Vater zu Max sagte, er wolle ihn gern mit in die Firma nehmen, er habe dort noch ein paar Dinge zu erledigen, und Max könne doch ein wenig über die Flure rennen. Robert konnte nicht hören, was sein Bruder antwortete, weil dieser sofort die Treppe hinunter nach draußen rannte. Er sah noch, wie der Wagen startete, und er sah die Gesichter seines Vaters und seines Bruders. Sie blickten geradeaus, aber an der Haltung ihres Kopfes erkannte er, dass sie ihn gesehen hatten.
    Schon nach einer Stunde war Max zurück, und so gingen die Brüder an diesem Tag nur mit etwas Verspätung in den Wald, sagte sich Robert. Am Anfang war es, als ginge noch jemand Drittes mit, der sie noch nie begleitet hatte und der eigenartiges Zeug erzählte. Aber nachdem Max seinen Bruder mit Laub beworfen hatte und lachend weggelaufen war, hatte sich dieser Jemand in Luft aufgelöst, und es fühlte sich wieder an wie immer – beinahe zumindest.
    Am Mittag kamen sie zum Haus zurück, und Robert sah

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