Splitter im Auge - Kriminalroman
Asphaltflächen, auf denen hin und wieder Lkw parkten und manchmal Flohmärkte stattfanden, mit viel Buschwerk ringsherum. Ein idealer Platz, um unbemerkt eine Leiche abzulegen, weil sich niemand sonst dorthin verirrte.
»Eines sollten Sie noch bedenken«, sagte Krüger. »Alles, was ich Ihnen gesagt habe, gilt natürlich nur bis zur Grenze. Wenn der Kreis hier stimmt, ist dieser Abschnitt auf holländischem Gebiet, und dort gibt es auch ein paar Waldflächen. Ob es dort einen Speierling gibt, kann ich natürlich nicht sagen.«
»Wie sieht dieser Baum eigentlich aus?«, fragte Steiger.
»Kennen Sie eine Vogelbeere?«
Steiger hörte die leise Hoffnungslosigkeit in der Stimme des Försters. Ich könnte ihm eine reinhauen, dachte er und sagte: »Ich glaub’ schon.«
»Gut. Die Blätter sind ähnlich, klein und angeordnet wie bei einem Farn. Nur die Früchte sind größer als Vogelbeeren, mehr wie kleine Äpfel, aber eben in Dolden. Von Form und Größe her sieht er aus wie andere Bäume.«
Steiger versuchte sich das vorzustellen, aber er war sich nicht sicher, ob das, was er im Kopf hatte, tatsächlich einem Speierling ähnelte.
Er bedankte sich bei Krüger für die Unterstützung. Vor dem Gespräch hatte er noch in Erwägung gezogen, den Mann für seine Mühe zum Essen einzuladen. Jetzt zahlte er seine Roulade und sein Bier und ging zum Wagen.
Steiger hatte sich gezwungen, scharf nachzudenken. Wenn der blasierte Förster recht hatte und es hier keinen Baum dieser Sorte gab, bestand auf holländischem Gebiet zumindest die Chance dafür. Da es dort innerhalb des Kreises nur eine kleinere Ortschaft gab, hatte er sich entschlossen, zunächst diese Möglichkeit zu überprüfen, um sie eventuell ausschließen zu können.
Um Viertel nach zwei bog er in die letzte Straße des kleinen niederländischen Ortes ein und klingelte an der Tür des vierten Hauses. Er hatte überlegt, wie dicht er das Abfragenetz knüpfen müsse, um sicherzugehen, dass ihm kein silberner Passat durchging. Auf dem Land hielt er jedes vierte Haus für ausreichend.
Eine alte Frau mit kurzen Haaren und im Jogginganzug öffnete ihm.
»Guten Tag, Frau«, er suchte das Klingelschild, fand es aber nicht. »Mein Name ist Adam, ich komme aus Deutschland und habe ein etwas ungewöhnliches Anliegen. Ich habe im Internet gelesen, dass hier im Ort jemand einen silbernen VW Passat verkaufen will. Es war ein sehr gutes Angebot, und ich interessiere mich dafür. Leider finde ich die Adresse nicht wieder. Können Sie mir sagen, ob hier in der Straße jemand so einen Wagen fährt? Ich dachte, versuch’s einfach mal. Vielleicht hast du ja Glück.« Er bemühte sich um ein unschuldiges Lächeln.
Ihm war klar gewesen, dass er auf niederländischem Gebiet nicht als deutscher Polizist auftreten konnte, ohne dass ihn die holländischen Kollegen wahrscheinlich bald um ein Gespräch bitten würden, also hatte er sich diese Legende zurechtgelegt. Als er an der ersten Haustür seine Geschichte erzählte, hatte er sich vorgestellt, die Kollegen vom ET oder Peter Schulze würden ihn so sehen. Sie hätten ihn sofort eingewiesen.
»Nein«, sagte die Frau, nachdem sie ein paar Sekunden überlegt hatte. »Hier in der Straße gibt es so ein Auto nicht.« Sie lächelte und schien seine Geschichte für absolut plausibel zu halten. Steiger war überrascht, dass anscheinend alle Holländer gut Deutsch sprachen.
Eine halbe Stunde später hatte er das letzte Haus in der Straße abgeklappert, aber die junge Frau, die ihm mit Kind und Hund die Tür geöffnet hatte, wusste gar nicht, wie so ein Auto aussah.
Er schloss das Gartentor hinter sich und sah die Straße hinunter.
»Hallo.« Die Stimme war männlich, und als er sich umsah, stand ein alter Mann mit weißen Haaren in der Tür und kam auf ihn zu. »Guten Tag«, sagte er, »ich bin Johann van Bijert. Meine Schwiegertochter hat mir gesagt, Sie suchen einen silbernen Passat, stimmt’s?«
»Ja«, sagte Steiger und wollte gerade die Geschichte mit dem Autokauf runterleiern.
»Ich glaub’, ich weiß, wo hier so ein Auto ist.« Auch dieser alte Mann sprach Deutsch ohne den leisesten Akzent, und Steiger war beeindruckt. Er fragte sich, ob das mit dem Holländischen auf der anderen Seite der Grenze auch so war.
»Ich gehe immer spazieren«, sagte der Alte, »da in den Feldern.« Er zeigte die Straße hinunter. »Der Wald rechts davon ist umzäunt und gehört zu einer alten Villa. Ich weiß nicht genau, wer da wohnt. Ich habe
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