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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mal gehört, dass es eine deutsche Firma gekauft hat, aber genau weiß ich das auch nicht. Ich kann nur von meinem Fenster oben die Einfahrt sehen, daher kenne ich die Autos.«
    »Und dort ist ein silberner VW Passat?«, fragte Steiger.
    »Die haben mehrere Autos, einen BMW , so einen schwarzen Jeep und zwei silberne Passat. Ich glaube nämlich, das müssten zwei sein, weil ich manchmal einen mit deutschem Kennzeichen sehe und manchmal einen mit holländischem.«
    Steiger spürte ein leichtes Ziehen im Bauch und versuchte, es zu unterdrücken.
    »Wissen Sie, wie die Firma heißt, Herr van Bijert?«
    »Nein«, sagte er. »Ich hab’ es auch nur gehört, dass dort eine Firma residiert, ich weiß nicht, ob es stimmt.«
    »Und die Passat? Haben Sie sich die Kennzeichen mal genauer angeschaut?«
    »Ja«, sagte der alte Mann, dem jetzt der Hund um die Beine lief, »aber das holländische Kennzeichen kann ich mir nicht merken, diese Zahlen und Buchstaben bedeuten ja nichts. Das deutsche Auto kommt aber aus Düsseldorf, das weiß ich.«
    Steiger sah den Mann eine Weile an und sagte nichts.
    »Vorne D ist doch Düsseldorf, oder?«, fragte der Alte.
    »Ja«, sagte Steiger, als er seine Sprache wiedergefunden hatte. »Vorne D ist Düsseldorf.«
    Aber da war er schon zu seinem Wagen unterwegs.

44
    Batto liebte den Frühdienst, nicht nur, weil er morgens gut aus dem Bett kam. Er liebte die Stimmung der erwachenden Stadt, denn nichts sonst, fand er, hörte sich so nach Leben an.
    Er musste etwa fünf gewesen sein, jedenfalls ging er noch nicht zur Schule. Sie wohnten damals auf dem Land, und seine Spielplätze waren bis dahin Schweinehöfe, Obstwiesen und Heuböden gewesen. An einem Morgen war er mit seiner Mutter mit dem Bus in die Stadt gefahren. Sie hatte sich und ihn schick angezogen, und weil es schon das Ende des Sommers gewesen war, hatte die kalte Luft ihm in die nackten Beine gekniffen. In dem Augenblick, als sich an der Endstation die Bustür öffnete und sie auf den sonnigen Bahnhofsvorplatz traten, hatte er es zum ersten Mal erlebt: das Geräusch endlos vieler Autos, das Gehupe und der Geruch von Benzin, das Pfeifen der Züge, die den Bahnhof durchfuhren, das Quietschen ihrer Bremsen, wenn sie anhielten. Und die Menschen, unglaublich viele Menschen, die sich in seiner Erinnerung alle bewegten, niemand stand, jeder war unterwegs, und sie beide, er und seine Mutter, waren Teil des Ganzen, wurden mitgezogen, und es war wunderbar.
    Bevor sie gegen Mittag nach Hause gefahren waren, hatte er noch ein Eis bekommen, eine Kugel in einer Waffel, und auch das war etwas Neues für ihn gewesen. Aber es war nicht das Eis, das diese Bilder in seiner Erinnerung so fest verankert hatte, es war dieses helle, flirrende Gefühl der Lebendigkeit.
    Er war nach einem Gespräch auf dem Weg zurück zur Wache. Ein Zehnjähriger hatte sich nach einem Unfall, bei dem er unverschuldet angefahren worden war, mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, ins Krankenhaus gebracht zu werden. Der Junge hatte Angst, sein Vater könnte sauer sein, weil das Rad erst drei Tage alt und ein Geburtstagsgeschenk gewesen war. Bei solchen Dingen musste man hellhörig sein, fand Batto, seine Leute wussten das und hatten ihm Bescheid gegeben. Auch jetzt war er nicht sicher, was er von der Sache halten sollte. Der Vater hatte vordergründig sehr einsichtig gewirkt, aber Batto hatte während des gesamten Gesprächs ein eigenartiges Gefühl gehabt. Die Fassungslosigkeit über die Angst des Jungen war eine Spur zu theatralisch ausgefallen. Batto nahm sich vor, dort in den nächsten Tagen noch einmal nach dem Rechten zu sehen.
    Vor zweiunddreißig Jahren, das hatte er bis heute nicht vergessen, waren sie mit dem Werbeslogan »Mensch im Mittelpunkt« zur Polizei gelockt worden. Damals war ihm das ziemlich egal gewesen, heute fand er, da war was dran.
    In der Wache war alles ruhig. Vor dem Wachtisch stand Renate Winkler, die Frau, die sich bei der Kripo mit Vermissten befasste, und sprach mit Annette, seiner Wachhabenden.
    »Hallo, Batto«, begrüßte sie ihn.
    »Guten Morgen, meine Liebe.« Er strich ihr über die Schulter, und sie lächelte zurück.
    Mit den meisten Leuten der Kripo hatten sie im Wachdienst nichts zu tun, mit einigen aber öfters. Renate Winkler bat ab und zu um Unterstützung, was angenehm war. Batto mochte ihre wertschätzende Art.
    »Na, sollen wir dir wieder eines deiner verlorenen Kinder einfangen?«, fragte er »Die sind doch sowieso sofort wieder

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