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Splitter im Auge - Kriminalroman

Titel: Splitter im Auge - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Anliegen, aber der Mann konnte ihm nicht weiterhelfen und gab ihm die Telefonnummer eines seiner Förster, die für den Bereich zuständig waren.
    Den erreichte Steiger sofort und erklärte zum zweiten Mal, was er wollte. Da das Gebiet, um das es ging, schwer zu beschreiben war und sein Gesprächspartner keine Karte zur Hand hatte, verabredeten sich beide zwei Stunden später in einem Lokal in Kevelaer. Dort gäbe es einen wunderbaren Mittagstisch, wusste der Mann.
    Steiger warf den Zigarillostummel ins Gras und sah auf die Uhr. Um fünf hatte er den Termin für die Testamentseröffnung bei Notar Brosig, und er beschloss, spätestens gegen vier zurückzufahren, um pünktlich zu sein.
    Nach einem Blick auf Liste und Karte machte er sich auf den Weg in den nächsten Ort.
    Der Mann hieß Reinhard Krüger, sah nicht aus wie ein Förster, und Steiger wusste nicht, ob das am Zopf lag oder daran, dass er keine grünen Klamotten trug. Und er hatte etwas an sich, was Steiger nicht mochte, aber er hätte nicht sagen können, was es war.
    Nach einer Rindsroulade mit Rotkohl legte er dem Förster die Karte vor, die er aus praktischen Gründen aus dem Atlas gerissen hatte.
    »Also, Herr Krüger«, sagte Steiger und war froh, dass er endlich zur Sachen kommen konnte, »mein Anliegen ist folgendes: Wir hatten vor zwei Monaten in Dortmund einen Mord an einem fünfzehnjährigen Mädchen, bei dem wir den Tatort nicht ermitteln konnten. Es gibt jetzt Hinweise, dass der Tatort im Bereich dieses Kreises liegen könnte. Was Sie da sehen, ist ein …«
    »Funkmastbereich«, sagte Krüger und nickte mit hochgezogenen Brauen.
    Klugscheißer, jetzt wusste Steiger, was es war. Diese Art von Klugscheißerei, die der Mann auch ausstrahlte, wenn er nichts sagte.
    »Genau, ein Funkmastsektor für Handys. Wir suchen in diesem Bereich möglicherweise den Halter eines silbernen VW Passat, was ziemlich schwierig ist, weil es kaum eine andere Typ-Farbe-Kombination häufiger gibt, vielleicht noch schwarz. Sie spreche ich an, Herr Krüger, weil wir am Fundort der Leiche die unreife Frucht oder besser, einen Teil davon, eines Baumes gefunden haben, der im Umkreis des Fundortes nicht wächst, auch im größeren Umkreis nicht, und es darum nicht unwahrscheinlich ist, dass sie vom Täter ungewollt dort hingebracht worden ist. Bei dem Baum handelt es sich um einen Speierling.«
    Der Förster sah ihn wieder mit dieser Miene an und machte eine Pause. »Das wundert mich nicht«, sagte er schließlich, »ich meine, dass Sie am Fundort keinen gefunden haben. Speierlinge gibt es verhältnismäßig selten, hier bei uns sogar sehr selten. Ich habe in meinem Bereich keinen.«
    »Wie?«, sagte Steiger und war völlig überrascht. »In diesem ganzen Bereich gibt es keinen einzigen.« Er zeigte auf die Karte. »Da sind doch bestimmt viele Waldstücke, und da steht nirgendwo so ein Baum?«
    »Ich bin seit über zehn Jahren in diesem Bezirk Förster, Herr Adam. Sie scheinen Zweifel an meinen Worten zu haben, aber glauben Sie mir, ich kenne hier in den Wäldern jeden Baum und Strauch. Speierlinge sind so selten, weil sie im Wald den anderen Bäumen unterlegen sind, meist sieht man sie als Solitäre, aber auch das mehr in Süddeutschland. In meinen Wäldern gibt es jedenfalls keinen Speierling, da bin ich sehr sicher.«
    Steiger wusste nicht, ob er dem Mann glauben oder das für einen weiteren Anfall von Wichtigtuerei halten sollte. Wieder sahen sich beide an, und am Gesicht Krügers erkannte Steiger, dass er seine Zweifel nicht verbergen konnte.
    »Ich kann natürlich nicht für private Gärten sprechen, aber auch da ist es eher unwahrscheinlich, vor allem weil es sich um eine Frucht handelt.«
    »Warum?«, fragte Steiger.
    »Irgendwann in den Neunzigern war der Speierling mal Baum des Jahres, und es sind einige gepflanzt worden, aber auch da mehr im Süden, weil man die Früchte beim Apfelwein verwenden kann. Aber die Bäume, die damals gepflanzt worden sind, tragen jetzt noch keine Frucht. Es müsste also schon ein älterer Baum sein, und die sind, ich sagte es bereits, selten hier in Norddeutschland.«
    Steiger ging die Möglichkeiten durch, die dafür sprachen, dass diese kleine, unreife Frucht unter diesen Umständen von jemand anderem als vom Täter stammen konnte. Die Leiche hatte am Ende der Hildastraße gelegen, einer kleinen Sackgasse, an der niemand wohnte und die am alten Hoesch-Gelände, einer riesigen Brache, endete. Dort gab es nur ein paar heruntergekommene

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