Splitter im Auge - Kriminalroman
als hörten sie diskret weg und bekämen nicht mit, was Rüter am Schreibtisch ins Telefon sprach. Es schien etwas Privates zu sein. Er legte auf und setzte sich dazu.
»So, bitte um Entschuldigung, das musste noch geregelt werden. Es geht also um Herrn Adam?«, fragte er.
»Genau«, sagte Gisa, »wir hatten ja letztens schon darüber gesprochen. Ich weiß jetzt nicht, wie weit Sie im Bilde sind.«
»Es geht darum«, sagte Rüter, »dass Herr Adam in einem Mordfall weiter ermittelt hat, obwohl dieser geklärt ist, eindeutig geklärt ist, wie Herr Schulze, der übrigens heute Morgen nicht da ist, sonst wäre er bei diesem Gespräch natürlich auch dabei, wie mir also Herr Schulze gesagt hat.«
»Ja«, sagte Gisa, »und jetzt hat sich eine Situation ergeben, die ein paar Dinge in Verbindung bringt, die damit zu tun haben könnten. Herr Adam ist seit gestern Abend verschwunden und auch übers Handy nicht zu erreichen. Er hatte gestern noch eine Verabredung mit Paul Battaglino, und auch die hat er schon nicht wahrgenommen.«
Rüter sah Batto an.
»Wir waren zum Essen verabredet, und er ist weder gekommen noch hat er sich gemeldet, aber das ist noch nicht alles. Ich wusste, dass er gestern einen sehr wichtigen Notartermin hatte, nämlich die Testamentseröffnung seines Vaters, der in der letzten Woche gestorben ist. Ich habe bei dem Notar angerufen, und auch diesen Termin hat er unentschuldigt nicht wahrgenommen.«
»Nach allem, was ich von Herrn Adam gehört habe, finde ich das jetzt nicht besonders überraschend«, sagte Rüter.
»Da können Sie mal sehen, was für ein falsches Bild man von einem Menschen haben kann.«
Mit einem Blick zur Seite sah er Gisas Nicken.
»Ich habe sein Handy eben orten lassen, und es ist leider ausgeschaltet. Der letzte Anruf war gestern Nachmittag von diesem Sendemast aus, und zwar um 16 Uhr 12. »
Er legte den Ausdruck einer Karte auf den Tisch, die ein Gebiet am Niederrhein zeigte, auf der ein Kreis eingezeichnet war, der die holländische Grenze schnitt. Rüter drehte das Blatt so, dass er daraufschauen konnte.
»Die beiden Einsatzleitstellen in der Gegend habe ich auch schon angerufen, ob es dort einen schweren Unfall gegeben hat, auch Fehlanzeige.«
»Was hat das alles miteinander zu tun?«
»Dieser Anruf«, sagte Gisa, »könnte die Verbindung sein, aber das erfahren wir eventuell gleich.«
»Vorher müsste man vielleicht noch erklären«, sagte Batto, »dass Steiger, also Herr Adam, bei diesen Ermittlungen in dem geklärten Mordfall nachträglich auf verschiedene Dinge gestoßen ist, ich weiß nicht, wie informiert Sie in diesem Punkt sind. Einmal gab es die nachträgliche Aussage einer Zeugin, die das Mordopfer zu einem Zeitpunkt, zu dem die Mordkommission es seinerzeit schon entführt glaubte, mit einem größeren weißen Mann gesehen haben will. Zweitens gab es einen silbernen VW Passat, der von einem größeren Mann mit einer Mütze gefahren worden und in den der Täter in der relevanten Zeit eingestiegen sein soll. Dieses Fahrzeug, darauf gab es wohl deutliche Hinweise, ist mit einer Kennzeichendublette unterwegs gewesen. Thomas war fest davon überzeugt, dass es in dem Fall einen zweiten Täter gab und dass dieser Passat irgendetwas damit zu tun hatte. So weit, so gut.« Batto machte eine Pause. »Seit vorgestern ist nun bei uns eine Fünfzehnjährige verschwunden, die zuletzt an einer Tankstelle in Wickede am Abend gesehen wurde.«
»Moment, Moment«, sagte Rüter, »was hat das jetzt damit zu tun?«
»Warten Sie einfach ab, Herr Rüter«, sagte Batto, »ist ein bisschen kompliziert, zugegeben, aber es fügt sich gleich zusammen. Seit eben gibt es eine Zeugenaussage, dass dieses Mädchen am Montagabend auf ihrem Nachhauseweg von einem Mann, einem größeren Mann, tja, zumindest besonders beachtet, vielleicht sogar angesprochen wurde, der einen silbernen Passat fuhr und eine Mütze trug.« Batto entschloss sich, die Geschichte mit Leo zunächst wegzulassen, um Rüter nicht noch mehr zu verwirren.
»Wer ist der Zeuge?«
»Es ist eine Zeugin, eine Obdachlose, die an der Tankstelle mit ihrem Partner …«
Es klopfte, und Jana Goll kam herein. Sie grüßte und nahm sich den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand, nachdem Rüter sie mit einer Geste dazu aufgefordert hatte.
»… immer Pfandflaschen eintauscht und das Mädchen daher kannte. Sie hat am Montag diesen Mann zuerst in der Tankstelle gesehen und später noch einmal auf der Wickeder Straße, als sie den
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