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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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seinen Bruder antreiben müssen, und jetzt schickte er sich an, sie alle umzubringen. Als sie in Höhe der Einfahrt zum Flughafen waren, fand er die Sprache wieder. »Hör auf, das ist es nicht wert.«
    Benny sah in den Rückspiegel, dann flogen seine Augen wieder nach vorne. »Nur zur Information. Das hier ist keine Verfolgung.«
    »Sondern?«
    »Eine Flucht.«
    Marc drehte sich um.
    Scheiße, was ist das denn jetzt?
    Der Motorradfahrer hinter ihnen war nur noch zwei Armlängen entfernt und nahm bei seiner Verfolgungsjagd ebenso wenig Rücksicht auf die Straßenverkehrsordnung wie Benny. Statt eines Helmes trug er eine schwarze Skimaske mit einem blaugrauen Halstuch vor dem Mund. Der Mann fuhr eine leichte Motocrossmaschine, deren Lenker er mit einer Hand hielt, mit der anderen presste er sich etwas ans Ohr.
    »Wer zum Teufel ist das?«
    Benny griff zu seinem Handy, auf dem schon wieder eine Nachricht einzugehen schien, und schoss durch eine Parklücke hindurch auf die Fahrbahn zurück. Ihr gesichtsloser Verfolger tat es ihnen gleich.
    »Einer von Valkas Leuten«, sagte Benny und steckte nach einem kurzen Blick auf das Display sein Telefon wieder weg.
    »Valka? Arbeitest du etwa immer noch für diesen Psychopathen?«
    In dieser Sekunde flammte ein Blitzlicht auf, seitlich von ihnen, außerhalb des Wagens. Benny war gerade mit etwa hundert Kilometern pro Stunde über eine rote Ampel gefahren, was Marc Antwort genug auf seine Frage war, zumal der Motorradfahrer hinter ihnen die Blitzampel ebenfalls nicht beachtet hatte. »Da, geradeaus!«, rief Emma und zeigte nach vorne auf den gelben Volvo, der endlich wieder aufgetaucht war. Sie fuhren jetzt den Mehringdamm Richtung Mitte, und das Einzige, was sie aus bremste, waren die vielen Lieferfahrzeuge, die immer häufiger in zweiter Reihe parkten.
    Zwanzig Sekunden später trennte sie nur noch ein Smart von dem gelben Kombi, und die Motocrossmaschine schien verschwunden, was Marc erst auffiel, als er das nähmaschinenartige Brummen hinter sich nicht mehr hörte.
    »Haben wir ihn abgehängt?«, fragte er, als sie schon wieder eine rote Ampel ignorierten, diesmal, um nach rechts in die Leipziger Straße einzubiegen. Mittlerweile hatte es aufgehört zu schneien.
    »N ein », sagte Benny, und Emma schrie schon wieder auf, denn plötzlich raste das Motorrad aus einer Hofeinfahrt zu ihrer Rechten, und der Mann mit der Skimaske befand sich neben ihrem Seitenfenster. »Er hat eine Waffe«, schrie sie und duckte sich. Benny trat auf die Bremse, bevor der Mann abdrücken konnte, und diesmal war es wirklich die Wucht eines Aufpralls, der sie alle nach vorne schleuderte. Ein schwerer Geländewagen hinter ihnen hatte nicht so schnell reagieren können und schob sie nun mit seinem gesamten Gewicht quer über die Fahrbahn. »Verdammte Scheiße!«, rief Marc noch, doch da war es schon zu spät. Im Bruchteil einer Sekunde, während der Wagen sich drehte, erinnerte er sich an die letzten Momente des Unfalls mit Sandra: an den Knall des zerplatzenden Reifens, wie das Lenkrad ausschlug und die Baumgruppe immer näher kam, kurz nachdem sie ihm das Foto gezeigt hatte, auf dem nichts zu erkennen gewesen war.
    Dann knirschte es, nicht in der Erinnerung, sondern in der Gegenwart. Sie hatten das Motorrad erfasst, und der Fahrer verschwand seitlich unter ihrem Kühler. Nach einem langgezogenen entsetzlichen Schleifgeräusch, schlimmer als zehn Fingernägel auf einer trockenen Tafel, kam ihr Auto endlich zum Stehen.
    Benny war der Erste, der nach einem Moment des Schocks die Tür aufriss, gefolgt von Marc, während Emma zitternd, aber unverletzt auf der Rückbank sitzen blieb. »Wo ist er hin?«
    Benny und Marc sahen sich verständnislos an. Die Maschine lag quer unter der Motorhaube und hatte sich dort verkeilt. Von dem Fahrer war nichts zu sehen. Sofort bildete sich eine Traube von Schaulustigen um sie herum, und der Verkehr staute sich hupend auf beiden Seiten.
    Marc ging nach hinten, um sich zu vergewissern, dass der Mann nicht unter dem Wagen hindurch bis unter das andere Auto geschleudert worden war.
    »Seid ihr wahnsinnig, ihr Idioten?«, schrie ihn der Fahrer des Geländewagens an, der eben noch seinen eingedrückten Chromgrill begutachtet hatte. Der Mann war etwa Mitte fünfzig und nur mit einem Jogginganzug und Sweatshirt bekleidet. Seine Füße steckten in tarngrünen Gummistiefeln. »Wer hat euch Schwuchteln denn in den Gehirnkasten gekackt?« Marc ignorierte ihn und beugte sich auch nicht

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