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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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nach unten, um nach dem verschwundenen Motorradfahrer zu suchen. Stattdessen glotzte er fassungslos in Bennys Kofferraum, dessen Deckel beim Aufprall nach oben gedrückt worden war.
    Was hat das zu bedeuten?
    Neben einer Segeltuchtasche lagen zahlreiche Waffen: zwei Messer, eine Pistole, eine Pumpgun, und, wenn er richtig sah, war das eine Gartenschere, die oben auf dem Plastikbeutel lag, in dem eine blutige Flüssigkeit schwappte. Bevor er seine Hand danach ausstrecken konnte, wurde er herumgerissen.
    »Lass das!«, fuhr Benny ihn an. »Aber was soll das hier?«
    Marc deutete auf den Kofferraum, dessen Deckel sein Bruder jetzt mit beiden Händen nach unten drückte. »Ja, was soll das? Wieso macht ihr Vollkacker eine Vollbremsung?«, brüllte die Jogginghose hinter ihnen. »Was ist das hier für eine schwule Scheiße?«
    Weit hinter ihnen, vom Potsdamer Platz kommend, hörte man leise eine Polizeisirene.
    »Hau ab, ich regle das«, sagte Benny und rammte den Deckel nach unten.
    Marc starrte fassungslos auf das zerbeulte Heck der Limousine.
    »Ich erklär’s dir später, ich schwöre. Aber jetzt ist keine Zeit.«
    Benny sah zu der Kreuzung, in die der Volvo eingebogen war, bevor der Unfall sie lahm gelegt hatte.
    »In der Friedrichstraße ist immer Stau. Vielleicht kriegst du sie noch.«
    Sein Bruder musste es noch einmal wiederholen, bevor Marc endlich seine Starre überwand und die Verfolgung zu Fuß wieder aufnahm.
57. Kapitel
    Sein Spurt dauerte nicht lange, da sah er sie schon. Sandra.
    Der Fahrer des Volvos hatte sie aussteigen lassen und fuhr einen Block weiter vor ihnen in ein Parkhaus, dessen Leuchtreklame über der Einfahrt noch dreihundertsiebzehn freie Tiefgaragenplätze verkündete. Sandra wartete an einer Ampel. Sie trug einen cremefarbenen Wintermantel mit einem Kunstfellkragen und stemmte ihre Hände in die Hüfte, als hätte sie Kreuzschmerzen.
    Oder als wäre ihr Bauch zu schwer.
    Marc schloss weiter zu ihr auf und hatte gerade die Hälfte des Blocks hinter sich gebracht, als die Digitalanzeige des Parkhauses auf dreihundertsechzehn umschlug.
    Was macht sie hier? Und wer hat sie gefahren? Constantin etwa?
    Die Fußgängerampel sprang auf Grün, und Sandra ging los. Sie schien es nicht eilig zu haben, suchte im Gehen etwas in ihrer viel zu großen Handtasche. Ihr goldgelbes Haar hob sich mit jedem Schritt von ihrem Rücken ab, und Marc glaubte den Duft des Shampoos riechen zu können, so nah fühlte er sich seiner Frau, obwohl ihn noch mindestens fünfzig Meter von ihr trennten.
    »Sandra«, rief er, doch nur ein paar Jugendliche, die gerade aus einem Handyshop schlurften, sahen zu ihm herüber und machten spöttelnde Kommentare. Er presste seine Hand in die Leiste, atmete gegen das Seitenstechen an, und als der Zwang, sich auszuruhen, schier unerträglich wurde, erkannte er ihr Ziel. Sandra geht einkaufen. Natürlich. Es ist ja bald so weit. Das Schaufenster der Babyboutique auf der gegenüberliegenden Straßenseite war bereits winterlich dekoriert. Eine Schneekanone wirbelte dicke Kunstflocken über die ausgestellten Laufställe und Kinderwagen, und vor dem Eingang lockte ein überlebensgroßer Schneemann in einem rosefarbenen Babystrampler die kinderfreundliche Kundschaft an. Sandra verlangsamte ihren Schritt und war jetzt zum Greifen nahe. Er streckte die Hand aus, wollte ihr Haar berühren, über den kleinen Hügel am Hinterkopf fahren, den er immer drücken musste, wenn sie Migräne bekam. Er wollte ihr den Nacken massieren, sie an sich ziehen und ihr in die Augen sehen, die ihm Antwort auf all seine Fragen geben würden. Doch schließlich traute er sich nur, sie an die Schulter zu tippen und ihren Namen zu rufen. Lauter als beabsichtigt, mit einer belegten Stimme, die ihm selbst fremd war.
    »Sandra!«
    Sie fuhr herum. Im ersten Moment versuchte sie noch die Fassung zu wahren. Überlegte, ob ein Lächeln oder eine Begrüßung angebracht war. Dann gewann die Furcht die Oberhand, ihre Mundwinkel begannen zu zucken, und Marc konnte förmlich ihre Gedanken hören.
    Was will er von mir?
    Sie wich einen Schritt zurück und öffnete den Mund, aber schließlich war es Marc, der den ersten Satz sprach: »Es tut mir leid, tut mir sehr leid.«
    Er hob die Hand.
    Die Frau, die von vorne nicht die geringste Ähnlichkeit mit Sandra hatte, schüttelte nur erschrocken den Kopf.
    »Nein, ich will nicht …«, stotterte Marc und zeigte auf ihre Handtasche, die die viel zu alte und viel zu stark geschminkte

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