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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Schließlich hatte der Mann seine Kreditkarten. Er würde ihn morgen bezahlen. Die restlichen fünfzehn Euro in seiner Tasche reichten gerade einmal aus, um sich aus dem Wahnsinn hier zu befreien.
    Verdammt, wieso habe ich mir nur die Nummer der Krankenschwester nicht notiert? Leana Schmidt? Er hatte gar nicht richtig zugehört, als sie ihm vorhin ihre Telefonnummer gesagt hatte, und Marc konnte es nun nicht mehr fassen, dass er vor einer halben Stunde eine Frau abgewimmelt hatte, die fünfzehntausend Euro bei sich trug und seine Identität bestätigen konnte.
    »Okay, kommen Sie mit«, sagte er zu dem Mann und packte ihn am Ärmel.
    »Was? Wohin?« Er versuchte Marc abzuschütteln, aber der hatte sich in dessen Regenjacke verkrallt. »Wir gehen zur Polizei. Gemeinsam.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »0 doch. Genau das tun wir, und dann werden wir ja sehen, wer von uns beiden medizinische Hilfe braucht.«
    »Ich sagte nein. Nicht schon wieder.« Für einen Augenblick war Marc so verwirrt, dass er den Ärmel losließ.
    »Schon wieder?«, wiederholte er.
    »Ich hatte heute schon den ganzen Tag mit der Bullerei zu tun und bin froh, die endlich los zu sein.«
    »Die Polizei war schon hier?« Marc deutete auf den Eingang zum »Strand«. »Im Büro?«
    »Na klar, schauen Sie sich mein Gesicht doch mal genauer an.« Der Mann zog sich das Regencape vom Kopf. »Erkennen Sie mich nicht?«
    Doch, aber ich weiß nicht, woher.
    »Haben Sie heute keine Nachrichten gesehen?«
    »Nein, wieso?«
    »Sie Glücklicher. Dann ist Ihnen die Geschichte von Julia erspart geblieben.«
    « Julia?«
    »Das Selbstmordmädchen vom Freibad Neukölln.« Der Mann zog sich die Kapuze wieder enger um den Kopf und ging in der typischen geduckten Haltung zu groß gewachsener Männer zu seinem Auto am Straßenrand.
    Marc blieb stehen und hatte das Gefühl, mit dem Fremden bewege sich auch ein weiterer Teil seines Lebens von ihm weg.
    »Was ist mit ihr geschehen?«, rief er ihm hinterher. »Sagen Sie es mir: Was ist passiert?«
    Der Mann hatte die Hand bereits an der Autotür, als er sich ein letztes Mal umwandte und ihn mit müden Augen ansah, aus denen eine so tiefe Traurigkeit sprach, wie Marc sie nur selten gesehen hatte. »Ich konnte es verdammt noch mal nicht verhindern«, sagte er und trat gegen den Reifen seines Wagens. Seine Stimme wurde von dem rauschenden Verkehr hinter ihm fast vollständig verschluckt.
    »Julia ist einfach gesprungen.«

1. Kapitel
    Heute Marc Lucas zögerte. Ließ den einzigen noch unversehrten Finger seiner gebrochenen Hand lange auf dem Messingknopf der alten Klingel ruhen, bevor er sich einen Ruck gab und drückte.
    Er wusste nicht, wie spät es war. Die Schrecken der letzten Stunden hatten ihm auch das Zeitgefühl geraubt. Doch hier draußen, mitten im Wald, schien Zeit ohnehin keine Bedeutung zu haben.
    Der eisige Novemberwind und der Schneeregen der letzten Stunden hatten etwas nachgelassen, sogar der Mond schimmerte kurz durch die aufgerissene Wolkendecke. Er war die einzige Lichtquelle in einer Nacht, die ebenso kalt wie dunkel schien. Nichts deutete darauf hin, dass das efeuberankte, doppelstöckige Holzhaus bewohnt war. Selbst der viel zu groß dimensionierte Schornstein auf der Spitze des Giebeldachs schien nicht in Betrieb. Marc roch auch nicht den typischen Duft verbrannten Kaminholzes, der ihn heute Vormittag im Haus des Arztes geweckt hatte - um kurz nach elf, als sie ihn zum ersten Mal hierher in den Wald zum Professor gebracht hatten. Schon da hatte er sich krank gefühlt. Sterbenskrank. Und doch hatte sich sein Zustand seither dramatisch verschlechtert.
    Vor wenigen Stunden noch waren seine äußerlichen Verfallserscheinungen kaum sichtbar gewesen. Jetzt tropfte Blut aus Mund und Nase auf seine verdreckten Sportschuhe, die zersplitterten Rippen rieben beim Atmen aneinander, und sein rechter Arm hing wie ein schlecht verschraubtes Ersatzteil am Körper herab. Marc Lucas drückte erneut den Messingknopf, wieder ohne ein Klingeln, Summen oder Schellen zu hören. Er trat einen Schritt zurück und sah zum Balkon hoch, hinter dem das Schlafzimmer lag, von dem man tagsüber einen atemberaubenden Blick auf den kleinen Waldsee hinter dem Haus hatte, dessen Oberfläche in windstillen Momenten an Fensterglas erinnerte - eine glatte, dunkle Scheibe, die in tausend Teilchen zersplittern würde, sobald man einen Stein hineinwarf.
    Das Schlafzimmer blieb dunkel. Selbst der Hund, dessen Namen er vergessen hatte, schlug nicht

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