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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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bekommen.
    »Nie was von gehört«, sagte der Apotheker und watschelte in halboffenen Gesundheitsschuhen hinter den Verkaufstresen. Marc hörte, wie mehrere Schubladen eines Metallschranks erst auf-und dann wieder zugezogen wurden. »Und bringen Sie mir bitte gleich Aspirin und MCPTropfen mit«, rief er ihm hinterher.
    Der Halbstarke hinter ihm stöhnte ungeduldig und blies ihm seinen Zigarettenrauch direkt in den Nacken.
    A. Steiner hatte seine Suche aufgegeben und kam mit einer kleinen Medikamententüte zur Luke zurück. »Ich hab nachgesehen. Das haben wir nicht auf Lager. Aber wenn Sie morgen noch einmal wiederkommen, dann könnte ich es bestellen.«
    Verdammt. Bis morgen kann ich nicht warten. Der Apotheker legte das Tütchen mit den anderen Medikamenten auf die Ablagefläche im Guckloch und nahm Marcs EC-Karte entgegen. Er hatte gleich ein Kartenlesegerät mitgenommen, um sich einen Weg zu sparen.
    »Nein, ist nur noch ein Penner vor mir. Bin gleich zurück, Baby … »
    Marc drehte sich zu dem Halbstarken um, der gerade mit seiner Freundin telefonierte.
    « … und dann können wir weitermachen, okay?« Weitermachen? Was beginnt denn damit, dass man sich die Nase bricht?
    »Haben Sie noch eine andere?«, hörte er den Apotheker fragen und beugte sich wieder zum Guckloch.
    »Wieso?«
    A. Stein er zeigte ihm das Display seines Lesegeräts. Karte ungültig.
    »Das kann nicht sein, die ist brandneu.« Marc gab ihm seine American Express, doch auch die wollte das Lesegerät nicht akzeptieren, und jetzt wurde der Apotheker ungeduldig.
    »Oder Sie müssen bar bezahlen, Dr. Lucas. Vierzehn fünfundneunzig.«
    »Oder Sie schieben Ihren Arsch zur Seite und lassen endlich mal einen Notfall ran«, schimpfte es hinter ihm. Doch Marc reagierte weder auf A. Steiner noch auf die blutende Rotznase. Denn in diesem Augenblick sah er in der reflektierenden Scheibe, wie auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Licht in einem Ladengeschäft ausging.
    Im »Strand«! In seinem Büro.
    »Bin gleich wieder da«, sagte er und griff sich die Medikamententüte aus der Ablage »Hey!«, schrie der Apotheker entsetzt.
    »Keine Sorge, ich arbeite hier. Ich hole das Geld schnell von da drüben, okay?«
    Er konnte jetzt nicht lange diskutieren. Er musste in sein Büro, zu seinem Schreibtisch. Dort hatte er alles, was er benötigte, um den Weg in sein Leben zurückzufinden:
    Bargeld in der abschließbaren Schublade und seine Telefonnummern im Computer.
    Also rempelte er den Halbstarken zur Seite und rannte über die Karl-Marx-Straße, die trotz der späten Uhrzeit noch so befahren war wie die Hauptverkehrsstrecke einer Kleinstadt.
    »Hallo!«, rief er schon von der Mittelinsel der Fahrbahn aus. Ein Sportwagen fuhr mit Absicht durch eine Pfütze und spritzte die Unterschenkel seiner Jeans nass. Er nahm es gar nicht zur Kenntnis, sondern rief ein zweites Mal nach dem Mann, der gerade vor der Ladentür zu seinem Büro kniete und ein Vorhängeschloss an dem heruntergelassenen Rollladen anbringen wollte.
    Der Kerl trug ein schwarzes Regencape, das ihm wie eine Mönchskapuze über dem Kopf hing, deshalb konnte er selbst auf kurzer Distanz sein Gesicht nicht erkennen. »Hey, ich rede mit Ihnen!«, rief Mare, als er endlich vor ihm stand. »Wer sind Sie?«
    »Ach, Sie meinen mich?« Der Mann sah auf.
    Er war etwa Anfang dreißig, hoch gewachsen und trug eine ausgeblichene Jeans und Turnschuhe, in die Marcs Füße quer hineingepasst hätten. Damit ihm die Regentropfen nicht direkt in die Augen fielen, schirmte er sein Gesicht mit der flachen Hand ab. »Was gibt es denn ?«, fragte er nicht unfreundlich und stand auf, er überragte Marc um mindestens zwei Köpfe.
    »Wer sind Sie?«
    »Wer will das wissen?«
    »Der Büroleiter von dem Laden, den Sie gerade abschließen, und da ich Sie nicht kenne, frage ich mich, was Sie hier zu suchen haben? Wer hat Ihnen den Schlüssel gegeben?« Der Mann sah erst nach rechts, dann nach links, als suche er nach Zeugen für diese Unterhaltung, dann grinste er spöttisch auf Marc hinab.
    »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Den zwölften November. Was hat das mit meiner Frage zu tun?«
    »Ich dachte schon, es ist der erste April.«
    Marc sah irritiert dabei zu, wie der Fremde nach einer Collegemappe griff und sich dann von ihm abwandte. »Wollen Sie mich verarschen?«
    Der Mann sah kurz über die Schulter. »Sie haben doch damit angefangen.«
    Er entfernte sich immer mehr vom »Strand«, und Marc hatte große Mühe,

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