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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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See.
    »Nun, ich sehe mich noch, aber wie kann ich wissen, dass der Spiegel nicht lügt?«
    »Was hat Sie denn zu der Annahme verleitet, Sie würden an Wahnvorstellungen leiden?«, stellte Haberland die Gegenfrage.
    Marc konzentrierte sich wieder auf die Tröpfchen an der Scheibe. Sein Spiegelbild schien zu zerlaufen. Nun, wie wäre es zum Beispiel mit Hochhäusern, die sich in Luft aufläsen, kurz nachdem ich sie verlassen habe? Mit Menschen, die in meinem Keller gefangen gehalten werden und mir Bücher übergeben, in denen ich nachlesen kann, was mir in wenigen Sekunden zustoßen wird? Ach ja, und dann wären da noch die Toten, die plötzlich wiederauferstehen.
    »Weil es für all das, was mir heute widerfahren ist, keine logische Erklärung gibt«, sagte er leise. »0 doch, die gibt es.«
    Marc schnellte herum. »Welche? Bitte sagen Sie es mir.«
    »Ich fürchte, dafür fehlt uns die Zeit.« Haberland sah schon wieder auf seine Uhr. »Uns bleibt nicht mehr viel, bevor Sie endgültig von hier verschwinden müssen.«
    »Wovon sprechen Sie?«, fragte Marc, griff sich seine Waffe vom Couchtisch und stand auf. »Gehören Sie etwa auch zu denen? Stecken Sie da mit drin?« Er richtete die Pistole auf den Kopf des Psychiaters. Haberland streckte ihm abwehrend beide Hände entgegen. »Es ist nicht so, wie Sie denken.«
    »Ach ja, und woher wissen Sie das?«
    Der Professor schüttelte mitleidig den Kopf. »Raus mit der Sprache!« Marc schrie so laut, dass die Adern am Hals hervortraten. »Was wissen Sie über mich?«
    Die Antwort nahm ihm die Luft zum Atmen. »Alles.«
    Das Feuer loderte auf. Marc musste wegsehen, auf einmal ertrugen seine Augen die Helligkeit nicht mehr.
    »Ich weiß alles, Mare. Und Sie wissen es auch. Sie wollen es nur nicht wahrhaben.«
    »Dann, dann …« Marcs Augen begannen zu tränen. »… dann sagen Sie es mir bitte. Was geschieht hier mit mir?«
    »Nein, nein, nein.« Haberland faltete die Hände beschwörend wie zum Gebet. »So funktioniert das nicht. Glauben Sie mir. Jede Erkenntnis ist wertlos, wenn sie nicht von innen kommt.«
    »Das ist doch scheiße!«, brüllte Marc und schloss kurz die Augen, um sich besser auf den Schmerz in der Schulter konzentrieren zu können. Bevor er weiterredete, schluckte er das Blut herunter, das sich in seinem Mund angesammelt hatte. »Sagen Sie mir sofort, was hier gespielt wird, oder, ich schwöre bei Gott, ich bringe Sie um.«
    Jetzt zielte er nicht mehr auf den Kopf, sondern genau auf die Leber des Professors. Auch wenn er nicht richtig traf, würde die Kugel lebenswichtige Organe zerstören, und hier draußen käme jede Hilfe zu spät. Haberland verzog keine Miene.
    »Also schön«, sagte er nach einer Weile, in der sie sich wortlos angestarrt hatten. »Sie wollen die Wahrheit wissen?«
    »Ja.«
    Der Professor setzte sich langsam in den Ohrensessel und neigte den Kopf zum Kamin, in dem das Feuer immer stärker loderte. Seine Stimme wurde zu einem kaum wahrnehmbaren Flüstern. »Haben Sie jemals eine Geschichte gehört und sich danach gewünscht, Sie hätten das Ende niemals erfahren?«
    Er drehte sich zu Marc und sah ihn mitleidig an. »Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt.«
3. Kapitel
    Elf Tage zuvor Es gibt Menschen, die leiden unter Vorahnungen. Sie stehen am Straßenrand, sehen einen Wagen vorbeifahren und halten inne. Das Auto ist unauffällig, weder frisch gewaschen noch außergewöhnlich verdreckt. Auch der Fahrer unterscheidet sich nicht von all den anderen namenlosen Gesichtern, die täglich an einem vorüberziehen. Er ist weder zu alt noch zu jung, weder hält er das Lenkrad zu verkrampft, noch telefoniert er freihändig und isst noch dabei. Und er überschreitet die Geschwindigkeit nur in dem Maß, das nötig ist, um sich dem Rest des Verkehrs anzupassen. Es gibt keine Vorzeichen für die drohende Katastrophe. Und dennoch drehen sich einige Menschen um - aus einem Grund, den sie später der Polizei nicht nennen können - und starren dem Auto hinterher. Lange bevor sie die Kindergärtnerin sehen, die ihre zerbrechlichen Zöglinge ermahnt, sich beim Überqueren der Ampel an den Händen zu halten.
    Marc Lucas zählte ebenfalls zu den »Schicksalsfühligen«, wie seine Frau Sandra ihn immer genannt hatte, auch wenn die Gabe bei ihm nicht so ausgeprägt war wie bei seinem Bruder. Sonst hätte er vor sechs Wochen die Tragödie vielleicht verhindern können. Ein Alptraum, der sich in dieser Sekunde zu wiederholen schien.
    »Halt, warte noch

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