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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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nicht«, gestand er nach einer längeren Pause, in der auch der Regen nachließ. Alles schien stillzustehen. Das Wetter, der Verkehr, die Zeit. Nur sein innerer Schmerz floss weiter.
    »Ist Ihnen etwas zugestoßen?«, hörte er den Mann wie aus weiter Entfernung fragen. Er klang auf einmal ernsthaft besorgt.
    »Ich … ich weiß es nicht.«
    »Sie sehen wirklich nicht gut aus. Ihre Augen … haben Sie das mal untersuchen lassen?«
    »Nein, das sind nur die Nebenwirkungen …«
    »Sie nehmen Medikamente?«
    Ein Hauch des Verstehens mischte sich in die Stimme des Fremden.
    »Ja, aber das ist nicht das Problem«, versuchte Marc ihm seine trügerische Erkenntnis zu nehmen. Ich bin kein Psycho.. Zumindest war ich es heute Morgen noch nicht.
    Er zuckte zusammen, als er die Hand auf seinem U unterarm spürte.
    Der Riese wirkte zwar wie ein Basketballsportler, musste aber gleichzeitig Raucher sein. Er stand so dicht bei ihm, dass Marc den Nikotingeruch wahrnahm, der sich in seinen Kleidern verfangen hatte.
    »Passen Sie auf«, sagte der angebliche Büroleiter freundlich. »Es ist mein Job, mich um die Sorgen anderer Menschen zu kümmern, und ich habe heute schon einmal versagt. Vielleicht kann ich ja wenigstens Ihnen helfen? Was halten Sie davon, wenn ich meine Frau noch eine weitere halbe Stunde warten lasse und Sie in der Zeit nach Hause bringe?«
    Nach Hause.
    Marc lachte verzweifelt auf, doch der Fremde ließ nicht locker.
    »Gibt es jemanden, den ich für Sie kontaktieren kann?« Sein Blick fiel auf Marcs Ehering. »Sie sind verheiratet?« Marcs Lachen wurde noch lauter, noch verzweifelter. Dann hörte er abrupt damit auf und zeigte auf die Tür hinter sich.
    »Nein, ich will nirgendwohin. Ich muss nur da rein.« Das Lächeln das Anzugträgers verschwand.
    »Tut mir leid. Das darf ich nicht. Fremden ist der Zutritt zum ›Strand‹ außerhalb der Öffnungszeiten nicht gestattet. Aber ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag. Wir fahren jetzt in eine Klinik … »
    Nein. Kein Krankenhaus.
    « … und dort kommen Sie erst mal zur Ruhe und …« Nicht. Ich will nicht noch mal … obwohl.
    « … man wird Sie durchchecken … »
    Warum nicht? Die Klinik.
    Marc drehte sich seitwärts und sah zur gegenüberliegenden Straßenseite, wo der Apotheker vor die Tür getreten war und ihm etwas Unverständliches zurief, was vermutlich bedeutete, dass er endlich sein Geld sehen wollte. Doch das müsste er später klären. Schließlich hatte der Mann seine Kreditkarten. Er würde ihn morgen bezahlen. Die restlichen fünfzehn Euro in seiner Tasche reichten gerade einmal aus, um sich aus dem Wahnsinn hier zu befreien.
    Verdammt, wieso habe ich mir nur die Nummer der Krankenschwester nicht notiert? Leana Schmidt? Er hatte gar nicht richtig zugehört, als sie ihm vorhin ihre Telefonnummer gesagt hatte, und Marc konnte es nun nicht mehr fassen, dass er vor einer halben Stunde eine Frau abgewimmelt hatte, die fünfzehntausend Euro bei sich trug und seine Identität bestätigen konnte.
    »Okay, kommen Sie mit«, sagte er zu dem Mann und packte ihn am Ärmel.
    »Was? Wohin?« Er versuchte Marc abzuschütteln, aber der hatte sich in dessen Regenjacke verkrallt. »Wir gehen zur Polizei. Gemeinsam.«
    »Auf gar keinen Fall.«
    »O doch. Genau das tun wir, und dann werden wir ja sehen, wer von uns beiden medizinische Hilfe braucht.«
    »Ich sagte nein. Nicht schon wieder.« Für einen Augenblick war Marc so verwirrt, dass er den Ärmel losließ.
    »Schon wieder?«, wiederholte er.
    »Ich hatte heute schon den ganzen Tag mit der Bullerei zu tun und bin froh, die endlich los zu sein.«
    »Die Polizei war schon hier?« Marc deutete auf den Eingang zum »Strand«. »Im Büro?«
    »Na klar, schauen Sie sich mein Gesicht doch mal genauer an.« Der Mann zog sich das Regencape vom Kopf. »Erkennen Sie mich nicht?«
    Doch, aber ich weiß nicht, woher.
    »Haben Sie heute keine Nachrichten gesehen?«
    »Nein, wieso?«
    »Sie Glücklicher. Dann ist Ihnen die Geschichte von Julia erspart geblieben.«
    »Julia?«
    »Das Selbstmordmädchen vom Freibad Neukölln.« Der Mann zog sich die Kapuze wieder enger um den Kopf und ging in der typischen geduckten Haltung zu groß gewachsener Männer zu seinem Auto am Straßenrand.
    Marc blieb stehen und hatte das Gefühl, mit dem Fremden bewege sich auch ein weiterer Teil seines Lebens von ihm weg.
    »Was ist mit ihr geschehen?«, rief er ihm hinterher. »Sagen Sie es mir: Was ist passiert?«
    Der Mann hatte die Hand

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