Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
Vom Netzwerk:
Medikamententüte aus der Ablage »Hey!«, schrie der Apotheker entsetzt.
    »Keine Sorge, ich arbeite hier. Ich hole das Geld schnell von da drüben, okay?«
    Er konnte jetzt nicht lange diskutieren. Er musste in sein Büro, zu seinem Schreibtisch. Dort hatte er alles, was er benötigte, um den Weg in sein Leben zurückzufinden:
    Bargeld in der abschließbaren Schublade und seine Telefonnummern im Computer.
    Also rempelte er den Halbstarken zur Seite und rannte über die Karl-Marx-Straße, die trotz der späten Uhrzeit noch so befahren war wie die Hauptverkehrsstrecke einer Kleinstadt.
    »Hallo!«, rief er schon von der Mittelinsel der Fahrbahn aus. Ein Sportwagen fuhr mit Absicht durch eine Pfütze und spritzte die Unterschenkel seiner Jeans nass. Er nahm es gar nicht zur Kenntnis, sondern rief ein zweites Mal nach dem Mann, der gerade vor der Ladentür zu seinem Büro kniete und ein Vorhängeschloss an dem heruntergelassenen Rollladen anbringen wollte.
    Der Kerl trug ein schwarzes Regencape, das ihm wie eine Mönchskapuze über dem Kopf hing, deshalb konnte er selbst auf kurzer Distanz sein Gesicht nicht erkennen. »Hey, ich rede mit Ihnen!«, rief Mare, als er endlich vor ihm stand. »Wer sind Sie?«
    »Ach, Sie meinen mich?« Der Mann sah auf.
    Er war etwa Anfang dreißig, hoch gewachsen und trug eine ausgeblichene Jeans und Turnschuhe, in die Marcs Füße quer hineingepasst hätten. Damit ihm die Regentropfen nicht direkt in die Augen fielen, schirmte er sein Gesicht mit der flachen Hand ab. »Was gibt es denn ?«, fragte er nicht unfreundlich und stand auf, er überragte Marc um mindestens zwei Köpfe.
    »Wer sind Sie?«
    »Wer will das wissen?«
    »Der Büroleiter von dem Laden, den Sie gerade abschließen, und da ich Sie nicht kenne, frage ich mich, was Sie hier zu suchen haben? Wer hat Ihnen den Schlüssel gegeben?« Der Mann sah erst nach rechts, dann nach links, als suche er nach Zeugen für diese Unterhaltung, dann grinste er spöttisch auf Marc hinab.
    »Welchen Tag haben wir heute?«
    »Den zwölften November. Was hat das mit meiner Frage zu tun?«
    »Ich dachte schon, es ist der erste April.«
    Marc sah irritiert dabei zu, wie der Fremde nach einer Collegemappe griff und sich dann von ihm abwandte. »Wollen Sie mich verarschen?«
    Der Mann sah kurz über die Schulter. »Sie haben doch damit angefangen.«
    Er entfernte sich immer mehr vom »Strand«, und Marc hatte große Mühe, mit dem Unbekannten Schritt zu halten.
    »Halt, bleiben Sie stehen. Oder ich hole die Polizei!«, rief er und fühlte sich selbst ein wenig lächerlich dabei. »Um was zu tun?«
    »Um einen Einbruch in mein Büro zu melden.«
    »In Ihr Büro?«
    »Ja.«
    Der Hüne blieb stehen.
    »Wieso passiert mir das alles an einem einzigen Tag ?«, fragte er sich selbst und sah in den dunklen Himmel nach oben. Die Wassertropfen, die ihm in sein unrasiertes Gesicht fielen, schienen ihm jetzt nichts mehr auszumachen. Marc beschlich das unbestimmte Gefühl, den Kerl schon einmal gesehen zu haben. »Guter Mann, ich bin hier der Büroleiter. Und ich habe keine Ahnung, wer Sie sind.«
    »Das ist lächerlich«, rief Marc und kramte sein Schlüsselbund hervor.
    Dann rannte er zehn Schritte zum Büro zurück, während der Unbekannte kopfschüttelnd im Regen stehenblieb. »Mein Name ist Marc Lucas, und ich …« Er stockte und sah ungläubig auf das ausgewechselte Vorhängeschloss. Er brauchte es gar nicht erst zu versuchen. Zu diesem großen Zylinder besaß er kein passendes Gegenstück. Trotzdem probierte er einen Schlüssel nach dem anderen aus, so lange, bis er die Stimme direkt hinter sich hörte.
    »Marc Lucas?« Er nickte.
    »Nie gehört.« Marc stand auf.
    »Okay, dann rufen Sie Rosi an.«
    »Rosi?«
    »Meine Assistentin. Sie schmeißt den Bürokram hier.«
    »Nein, Sie irren sich. Hier arbeitet weder ein Marc Lucas noch eine … »
    »Jetzt hab ich aber langsam die Schnauze voll«, unterbrach Marc ihn barsch. »Ich verlange auf der Stelle, dass Sie Roswitha Bernhard anrufen.«
    »Okay, okay.« Der Mann hob beschwichtigend beide Hände und zog sein Handy hervor. Ganz offensichtlich hatte er einen Grundkurs in Deeskalationsstrategien absolviert und versuchte auf die leicht erfüllbaren Forderungen seines unberechenbaren Gegenübers einzugehen. »Verraten Sie mir einfach Rosis Nummer«, bat er.
    Marc griff sich an den Nacken und blinzelte.
    Die Nummer. Verdammt. Selbst bei meiner eigenen bin ich mir ja nicht mehr sicher.
    »Ich weiß sie

Weitere Kostenlose Bücher