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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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sie und wischte sich einen Speichelfaden von der Unterlippe. »Das waren Bleibtreus Jungs. Die sollen mich zurückbringen. In die Klinik. Den Rest meiner Erinnerungen löschen.« In die Klinik? Aber die gibt es doch gar nicht mehr. In der Französischen Straße 211 befindet sich nur noch ein großes Loch.
    Emma kniff sich in die Nasenwurzel, schnappte nach Luft und sprach keuchend weiter, wobei sie nach jedem Satz eine lange Pause machte, um geräuschvoll Luft in ihre Lunge zu pumpen. »Die wollen von mir das Gleiche wie von Ihnen. Glauben Sie mir jetzt endlich? Wir stecken in demselben Programm. Alleine haben wir keine Chance, aber gemeinsam können wir denen entkommen.«
    Marc drehte sich zu ihr. In ihrem Blick lag tiefe Erschöpfung, ansonsten aber schien sie klar, auch wenn das, was sie sagte, nach einer durchgeknallten Verschwörungstheorie klang.
    Aber weshalb geschieht das alles?
    Gesetzt den Fall, es gab wirklich dieses Programm - welche Erinnerungen sollte man bei ihm löschen wollen? Oder bereits gelöscht haben?
    Allein der Versuch, nach Antworten auf diese aberwitzigen Fragen zu suchen, grenzte an Irrsinn. »Wie haben Sie das gemacht?«, wechselte er deshalb das Thema.
    »Was?«
    »Die Männer. Wie haben Sie das eben geschafft?« Emmas schneeweiße Zähne blitzten auf. »Ich habe ihn gebissen.« Sie lächelte, wohl auch, um die Anspannung zu verlieren. »Dadurch hat er seine, wie sagt man dazu … ?« Sie reichte ihm den zigarrenförmigen Zylinder, mit dem der Bärtige sie bedroht hatte. »Ist das eine Impfpistole ?«
    Marc warf einen kurzen Blick darauf, überfuhr eine dunkelgelbe Ampel an der Kurfürstenstraße und nickte. Betäubungsmittel. Sie hatte die Angreifer mit ihren Waffen schachmatt gesetzt.
    »Ich hoffe, die atmen noch«, sagte sie leise und klang auf einmal verunsichert. So als wolle sie von Marc hören, dass sie richtig gehandelt habe. »Ich hab mich doch nur verteidigt.«
    Er nickte.
    Der Zweck heiligt die Mittel. Manchmal muss man das Falsche tun, um das Richtige zu bewirken.
    Er verlangsamte, als die Kurve am Hotel Esplanade in eine Dreißigerzone führte, ohne eine Ahnung davon zu haben, wohin ihn diese Fahrt führen würde und wer diese Frau war, die ihn gegen seinen Willen begleitete und nicht nur immer mysteriöser, sondern jetzt auch immer bedrohlicher auf ihn wirkte.
    »Wer sind Sie ?«, fragte er.
    Sie sah ihn an, zögerte kurz und senkte dann wieder den Blick, als sie antwortete. »Ich hab Ihnen doch schon alles gesagt. Alles, was ich noch über mich weiß. Den Rest meiner Erinnerungen haben die mir schon genommen.«
    »Blödsinn.«
    Sie schrak zusammen, als Marc auf das Plastiklenkrad des Käfers drosch. »Das ist doch kein Zufall, dass wir uns ausgerechnet heute begegnet sind.«
    Emma atmete tief durch. »Nein, kein Zufall. Ich habe auf Sie an der Baustelle gewartet, schon vergessen? Das habe ich Ihnen nie verheimlicht.« Emma sah wütend aus dem Fenster. »Ich stehe auf Ihrer Seite, was für Beweise benötigen Sie denn noch? Muss ich mich von Bleibtreus Leuten erst umbringen lassen?« Nachdem Marc die Potsdamer Straße überquert hatte, öffnete sie den Reißverschluss ihres Mantels und zog ein Handy aus der Innentasche.
    »Wen wollen Sie jetzt anrufen?«, fragte Marc und jagte den Käfer in den Tiergartentunnel. Ein rotes X signalisierte ihm, auf eine andere Spur zu wechseln. »Niemanden. »
    Emma rieb sich mit der einen Hand die Schläfe, mit der anderen tippte sie immer wieder auf die gleiche Taste ihres Handys, bis sie gefunden hatte, wonach sie gesucht hatte. »Hier.«
    Sie schaltete die altersschwache, schmutzige Glühlampe über ihren Köpfen ein und hielt Marc das Display entgegen. Da er gerade dabei war, ein einsames Einsatzfahrzeug der Straßenreinigung zu überholen, konnte er nur einen flüchtigen Blick darauf werfen.
    »Was ist das?«
    »Ich hab Ihnen doch einen Beweis versprochen. Sehen Sie selbst. Sie lebt.«
    »Sandra?«
    Er stieg sofort auf die Bremse, und der Käfer kam ins Schlingern. Es rumpelte zweimal, und die Achsen knackten bedrohlich, als er eine Seitenbegrenzung überfuhr und vor einem Notausgang mitten im Tunnel zum Stehen kam.
    »Halten Sie das für eine gute Idee?«, fragte Emma, der das Telefon aus der Hand gefallen war. Sie musste die Tastatur erst von feuchtem Straßendreck befreien, bevor sie es Marc reichen konnte.
    »Wo haben Sie das aufgenommen?«, antwortete er mit einer Gegenfrage.
    »Ich sagte doch, ich bin Ihnen gefolgt, nachdem Sie mich

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