Splitter
keinen Sinn. Warum machen Sandra und Constantin gemeinsame Sache? Weshalb streiten sie sich? Und was ist bald vorbei?
Je mehr sie sagte, desto mehr zersplitterte das Puzzle seines Lebens, desto weniger konnte er unterscheiden, ob er unter schweren psychotischen Wahnvorstellungen litt oder die Menschen, die ihn umgaben. Er warf noch einen Blick auf die Aufnahme von Constantin und seiner Frau. »Was für ein Zufall, dass ausgerechnet das Nummernschild nicht drauf ist.«
»J a, darauf habe ich in der Eile nicht geachtet.«
»Natürlich nicht.« Er lachte freudlos und startete den Motor.
»Aber … », Emma kramte wieder in der Innentasche ihres Mantels und zog diesmal einen kleinen Notizblock hervor, aus dessen Rändern Überreste herausgerissener Ringblätter hervorquollen, « … vielleicht hilft Ihnen das ja weiter.« Sie drehte den Block um und tippte auf die Ziffernfolge auf dem Papprücken.
B - Q 1371 »Ich hab es mir lieber notiert.«
38. Kapitel
»Was für eine Überraschung?«, fragte Benny leise, und diesmal war er es, der von Valka keine Antwort erwartete, als er langsam den Flur hinunterging. Sein Ohr brannte, als telefoniere er bereits seit zwei Stunden.
»Sie wartet im Badezimmer auf dich.«
Bennys schreckliche Vorahnung verdichtete sich zur Gewissheit. Irgendjemand befand sich in seiner Wohnung.
Er öffnete die angelehnte Tür und sah ins Badezimmer. »Großer Gott.« Sein natürlicher Impuls war es, sich abzuwenden, doch dann überwand er seinen ersten Schock und eilte hinein.
Sie war nackt, höchstens vierzehn Jahre alt und lag reglos in der Badewanne. Ihre Arme waren hinter dem Kopf verschränkt, und ihre Hände steckten in viel zu engen Handschellen, mit denen sie an die Duschstange gefesselt war. Ihre kleinen Brüste waren mit dunklen Flecken überzogen, von denen einige wie Blutergüsse, andere wie Brandflecken aussahen. Zwischen ihren gespreizten Beinen, die durch ein Fußeisen auseinander gehalten wurden, breitete sich ein roter Fleck auf der weißen Emaille aus.
»Das ist Magda. Sie stammt aus Bulgarien.«
»Du psychopathisches Drecksschwein.«
»Ich nehme das mal als Kompliment.«
Benny prüfte ihren Puls und spürte nichts.
»Warum? Warum hast du das getan?«, fragte er in das Lachen von Valka hinein.
»Ich bitte dich. Damit habe ich nichts zu tun. Das war ein Unfall. So was passiert, wenn meine Freunde sich beim Spielen etwas zu heftig amüsieren.«
»Warum?«, brüllte Benny noch lauter.
Er berührte ihr schmales Gesicht und begann zu weinen. Er fuhr mit dem Zeigefinger über ihre aufgeplatzten Lippen und spürte mit jeder Faser seines Körpers, welche Furcht und welche Qualen dieses junge Mädchen in den letzten Tagen ihres trostlosen Lebens hatte aushalten müssen. Valka hingegen klang völlig unbekümmert. »Wie ich schon sagte, sie ist meine Versicherung, nur für den Fall, dass du vorhattest, mir diesen Drecksjournalisten Sukowsky irgendwie anzuhängen. Das ist jetzt nicht mehr so einfach, wenn man die Kleine bei dir findet. Oder denkst du, der Staatsanwalt hat Verständnis für einen Serienmörder?« Benny schlug sich beide Hände vor das Gesicht, atmete stoßweise ein und roch dabei den Leichengeruch an den Fingern, mit denen er Magda eben berührt hatte. Die Tatsache, dass er ihren Namen wusste, machte alles noch schlimmer.
»In einer halben Stunde werde ich die Polizei rufen«, sagte Valka als Nächstes. »Du solltest also so schnell wie möglich das Weite suchen. Denn glaub mir, selbst wenn es dir gelingen sollte, das Mädel schnell zu entsorgen, werden immer noch genug DNA-Reste vorhanden sein, die in deinen Abfluss gesickert sind.« Damit legte er auf und ließ ihn in einem Meer aus Schmerzen zurück, für die es keine Betäubungsmittel gab. Er setzte sich auf den Wannenrand und begann am gesamten Körper zu zittern. Später konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wie lange er so verharrt hatte. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an; vielleicht waren aber auch erst wenige Minuten vergangen, als er plötzlich die Schritte im Flur hörte.
39. Kapitel
B-Q 1371 Es gab nur einen Menschen, der ihm verraten konnte, wie man den Halter eines Wagens ermittelte, wenn man keinen Zugang zu einem Polizeicomputer oder dem Melderegister hatte. Allerdings, so vermutete Marc, war dieser Mann aus verständlichen Gründen ihm gegenüber sicherlich nicht besonders hilfsbereit eingestellt, schon gar nicht um diese Uhrzeit. Dennoch hatte er keine Alternative gesehen, denn ein
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