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Splitter

Splitter

Titel: Splitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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startete. Dann, er war gerade dabei, unter den Sitz zu greifen, um eine Colaflasche darunter hervorzuangeln, mit der er gleich seine erste Tablette herunterspülen würde, hörte er das tiefe Brummen eines Diesels. Zuerst dachte er, Emma wäre beleidigt davongefahren, und das erschreckte ihn, denn immerhin hatte sie ihm versprochen, einen Beweis für die Existenz seiner Frau zu liefern.
    Doch als er den Kopf hob und auf die von stroboskopartigen Blitzen erleuchtete Straße sah, traute er seinen Augen kaum. Emma hatte recht behalten. Er hätte sich beeilen müssen. Marc ließ vor Schreck die Colaflasche fallen, auch die Pillen glitten ihm aus der Hand. So wie es aussah, steckten sie wirklich in dem Programm.
35. Kapitel
    Das Rauschen in Bennys Ohren wurde mit jeder Stufe stärker. Es hatte ganz leise begonnen, schon in der Sekunde, als er die Verkehrskontrolle passieren durfte. Die Polizistin, die ihn hatte kontrollieren wollen, war nicht mehr dazu gekommen, einen Blick in seinen Kofferraum zu werfen. Kurz bevor er die Zentralverriegelung entsichern konnte, war sie von einem Kollegen zu Hilfe gerufen wurden, der jede Unterstützung brauchte, um einen randalierenden Mercedesfahrer zum Alkoholtest zu bewegen. Seitdem hatte sein Puls sich nicht beruhigt, und er schwitzte, während er die Treppe zu seiner Wohnung nach oben stieg.
    »Weißt du eigentlich, weshalb all deine Selbstmordversuche nie funktioniert haben, Benny?« Es kam nicht besonders oft vor, dass Valka ihn anrief. Dass es heute schon zum zweiten Mal geschah, ließ nichts Gutes erwarten.
    »Nein«, keuchte Benny wahrheitsgemäß und fragte gar nicht erst nach dem Sinn dieser Frage. Valka liebte Inszenierungen. Ganz gleich, ob er eine Frau beeindrucken, einen Widersacher töten oder nur ein Gespräch führen wollte - Eddy überlegte sich lange im Voraus, womit er die größte Wirkung erzielte. Daher war sein Gesprächseinstieg rein rhetorisch.
    »Weil du ein schwacher Mensch bist. Ich erinnere mich noch an das erste Mal, lächerlich, damals, als diese YokoOno-Schlampe unsere Band zerstört hat.« Valka nannte Sandra nie bei ihrem richtigen Namen und verglich sie regelmäßig mit John Lennons Frau, die damals die Beatles gespaltet hatte. Fakt war, dass Marc keine Zeit mehr für Proben und Auftritte gehabt hatte, kurz nachdem sie zusammengekommen waren. »Die Herde, die dich beschützt hatte, war auf einmal nicht mehr da. Dein bester Freund, dein Bruder, vögelte mit seiner neuen Schnalle, während das Sensibelchen all eine zurückblieb. Scheiße, ich hab nie verstanden, wie man so ein Muttersöhnchen sein kann. Aber du wolltest dich ja auch gar nicht richtig aus der Bahn schießen. Verdammt, ich mein, mit den paar Pillen, die du geklinkt hast, hätte man noch nicht mal eine Katze einschläfern können.« Er lachte wie jemand, der kurz davor steht, sich auf die Schenkel zu klopfen.
    Benny blieb stehen. Er trug nur ein dünnes, langärmeliges T-Shirt unter seiner grünen Fliegerjacke, und der Hausmeister hatte wegen der explodierenden Energiepreise mal wieder alle Heizungen abgedreht. Trotzdem fühlte er sich wie in den Tropen.
    »Ich weiß, du konntest mich nie richtig leiden, Benny. Aber du musst zugeben, ich war immer für dich da. Hab mich um dich gekümmert. Dir ein neues Leben geschenkt.«
    »Ach ja?«, murmelte Benny und suchte in seiner Jacke schon mal nach dem Wohnungsschlüssel. Nur noch zwei Stockwerke lagen vor ihm. Die letzten Stufen zum ausgebauten Dachgeschoss waren mit weinrotem Sisalteppich ausgelegt, der seine Schritte dämpfte.
    »Und heute mache ich dir schon wieder ein Geschenk, wenn du lebend die Stadt verlassen darfst.«
    »Ich dachte, wir sind quitt, Eddy. Ich hab den Job erledigt.«
    »Ich weiß. Meine Jungs haben mir gerade bestätigt, dass die Bude des Schreiberlings wie ein Fußballfeld aussieht, so viel grüne Jungs latschen da im Moment durch die Zimmer.«
    Offenbar telefonierte Valka mit einem Satellitentelefon oder ging davon aus, dass im Augenblick niemand seine Gespräche abhörte. Oder er war einfach größenwahnsinnig geworden. Vermutlich beides, dachte Benny.
    »Also, pass auf …« Die aufgesetzte Jovialität in Eddys Stimme war wie per Knopfdruck verschwunden. »Du wirst jetzt sofort dieses dreckige Stück Scheiße in deinem Kofferraum aus dem Land schaffen.«
    Benny nickte, abgelenkt von der Erkenntnis, dass er den Schlüssel in seiner Hand nicht mehr benötigte. Seine Wohnungstür stand offen, wenn auch nur einen winzigen

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