Splitterfasernackt
ich wissen.
»Na ja«, meint Lady, »du solltest vielleicht lieber aufhören zu schreiben. Sonst wird deine Autobiographie noch dicker als du.«
»Unglaublich witzig!«, brumme ich.
»Und außerdem verbrennst du beim Tippen einer Buchseite wahrscheinlich mehr Kalorien als du in einer ganzen Woche zu dir nimmst!«, schiebt Lady noch hinterher.
»Von mir aus!«, fauche ich genervt. »Dann schreibe ich halt nicht weiter!«
»Weißt du, Süße, du könntest auch einfach aufhören, als wandelnde Körperweltenausstellung durch die Gegend zu staksen, und anfangen, deine tägliche Kalorienzufuhr von 290 auf, sagen wir mal, 497 zu erhöhen«, meint Lady. »Was hältst du davon?«
»Dann passe ich nicht mehr in meine Jeans«, erwidert Ana an meiner Stelle.
»Dafür könntest du dir einen BH kaufen«, kontert Lady. »Weißt du noch, was das ist? Frauen tragen so etwas – für ihre Brüste. B-R-Ü-S-T-E, kannst du im Lexikon nachschlagen.«
Ana reißt mir das Telefon aus der Hand, drückt auf die Abbruchtaste und ist drauf und dran, mein Handy aus dem Fenster zu schleudern. Aber ich bin rechtzeitig da und fange es ab. Dann wähle ich erneut Ladys Nummer.
»Entschuldigung«, sage ich, »die Verbindung war plötzlich weg.«
»So, so«, sagt Lady. »Einfach so.«
»Ja, genau so!«, sage ich.
»Lilly«, meint Lady schließlich, und ihre Stimme klingt besänftigend, »eines Tages wirst du wissen, dass Sex auch schön sein kann, vertrau mir. Aber es ist langsam an der Zeit, dass du aufhörst, deinen Körper in einen Glaskasten zu sperren und mit Verachtung zu strafen. Für immer kommst du nicht davon. Und du kannst auch nicht mit jedem Schwanz schlafen, nur weil er gerade in ein Kondom passt.«
Es ist kurz nach Mitternacht, und Monique, Marla und ich sind an diesem Abend die Einzigen, die noch im Passion sind; Minny und Valesca haben sich gerade auf den Weg in ihren Stammclub gemacht, Dasha hat einen Escort, und Brittany nimmt wieder einmal irgendeinen reichen Sack aus.
Monique hat eine riesengroße Schüssel voll Reissalat mitgebracht und erwartet nun von Marla und mir, dass wir die letzten Reste noch verputzen, bevor sie sich auf den Heimweg macht. Also sitzen wir alle drei im Wohnzimmer, essen Reissalat, hören Musik und warten auf Dashas Bestätigungsanruf. Der kommt kurze Zeit später, und zwar zeitgleich mit einem Klingeln an der Tür.
»Doch noch eine Kunde«, meint Monique mit einem Blick auf ihre Uhr.
»Nein«, erwidert Marla, die gerade wieder aus dem Begrüßungszimmer zu uns kommt, »sind zwei Kunden! Eine junge Ehepaar, sie wollen gerne für eine Stunde zu Felia und dazu eine Flasche Champagner.«
Monique sieht meinen Gesichtsausdruck, lacht lauthals drauflos und gießt sich noch mehr Wodka in ihr Glas.
»Unsere kleine Felia heute zum ersten Mal machen Sex mit eine Pärchen. Was für eine Abend! Erst der Typ bei mir, mit seine quietschgrüne Shorts, wo will anziehen meine Höschen, dabei ist viel zu klein für ihn, und jetzt Frau mit Mann für Felia. Ich noch trinken ein Glas, dann ich weg. Das reichen für heute.«
»Hast du Lust?«, fragt Marla.
Ich und Lust haben.
Lust.
Ein dämliches Wort. Es klingt nach grinsendem Sex oder bekifften Mädchen mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen.
»Du musst nicht machen, wenn du nicht mögen. Ich ihnen kann sagen, dass du nicht anbieten Service für Paare«, fügt Marla hinzu.
Aber ich bin groß und stark. Ich kann mit Männern ficken. Also kann ich auch mit Frauen ficken. Kombiniert mit ein bisschen Logik führt das zu dem Ergebnis, dass ich genauso gut mit Männern und Frauen gleichzeitig ficken kann.
Sex ist Mathematik.
Und Mathematik kann man begreifen.
Helena und John, wie sich die beiden vorstellen, sind unglaublich nett zu mir und behandeln mich von Anfang an, als würde ich ganz selbstverständlich zu ihnen gehören und nicht das fünfte Rad am Wagen oder irgendeine bezahlte Frau sein.
Die Haut von Helena ist samtweich und duftet nach Frühling. Da begreife ich zum ersten Mal in meinem Leben, warum ein Mann voll Sehnsucht seine Hände nach einer Frau ausstrecken kann. Die sexuelle Spannung, die zwischen den beiden liegt, ist so elektrisierend, dass ich mich fast schon mitreißen lasse. Es ist mir fremd, mit anzusehen, wie eine Frau so offensichtlich und leidenschaftlich Spaß am Sex haben kann, wie sie loslassen kann, wie sie sich hingibt.
Während Helena zum Orgasmus kommt, schließt sie ihre zarten, schlanken Finger ganz fest um meine, und ihr
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