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Splitterfasernackt

Splitterfasernackt

Titel: Splitterfasernackt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Lindner
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intelligent. Du bist so ausgeglichen, aufmerksam und liebenswert. Du bist mein größtes Glück!«
    Ich. Und Glück.
    Was für ein Satz.
    Den kenne ich aus dem Jugendamt.
    Und jetzt höre ich ihn im Bordell.
    Was für ein Querverweis.
     
    Die Zeit rast vorbei. Männer tauchen in meinem Leben auf und verschwinden wieder. Ich bin nun schon seit fast einem halben Jahr im Passion, der Herbst ist beinahe vorbei, und die letzten Blätter rascheln unter meinen Füßen, während ich durch die Straßen laufe.
    Ich bin umgezogen, nicht weit weg, nur ein paar Häuser weiter, in eine größere Wohnung – jetzt habe ich allen Raum der Welt, um mich zu verlieren.
    Aber ich sitze sowieso die meiste Zeit über im Park auf einer versteckten Bank und friere vor mich hin.
    Oder ich bin im Passion.
     
    Es hat gerade aufgehört zu regnen, als eines Tages eine hübsche Frau mit ihrem Mann zu uns kommt. Der Mann bucht Brittany für eine Stunde, und die Frau fragt mich, ob ich mit ihr auf ein Zimmer gehen möchte.
    Ich sage: »Ja.«
    Obwohl ich lieber nein sagen würde.
    Denn woher soll ich wissen, wie man eine Frau verwöhnt.
    »Ich heiße Pia«, sagt sie, nachdem ich die Tür von Zimmer vier hinter uns zugezogen habe. Sie ist viel jünger als ihr Mann, und ich frage mich, ob sie lediglich mitgekommen ist, um ihm einen Gefallen zu tun, und ob sie vielleicht nur aus finanziellen Gründen mit ihm zusammen ist, denn er sah nicht sonderlich sympathisch aus.
    Wir sitzen etwas steif nebeneinander auf dem großen Bett und unterhalten uns über das Wetter, über Bücher und über alles, was uns gerade so in den Sinn kommt.
    »Mein richtiger Name ist Lilly«, sage ich dann wie aus einem Reflex heraus.
    Wahrscheinlich, weil ich Pia etwas von mir schenken möchte, und was kann man mehr geben als die Wahrheit.
    Da lächelt sie und sagt: »Ich heiße wirklich Pia.«
    Unser erster Kuss ist unsicher, zurückhaltend.
    »Ich habe noch nie eine Frau geküsst«, flüstert sie mir zu. »Es ist das allererste Mal.«
    Ich streichele sanft über Pias wunderschöne zarte Haut, lasse meine Finger an ihren Wangen entlanggleiten und spüre, wie sie irgendwann loslässt und ihre Zunge vorsichtig nach meiner tastet. Wir drehen das Licht ein bisschen herunter, und Pia beginnt lächelnd meine Bluse zu öffnen.
    Da lege ich meine Arme um sie, ziehe sie dicht an mich heran und lasse ganz langsam meine Hand zwischen ihre Beine gleiten.
     
    Ich habe eine Frau zum Orgasmus gebracht, und sie hat geweint dabei. Erst hatte ich Angst, dass ich etwas falsch gemacht habe, denn woher sollte ich wissen, wie man eine Frau zum Orgasmus bringen kann, wenn ich selbst noch nie einen hatte? Aber Pia hat gelächelt beim Weinen, und da habe ich verstanden, dass ich sie berührt habe. Da habe ich verstanden, dass es schön sein muss.
    So wunderschön.
    Später an diesem Abend, also in den frühen Morgenstunden, sitze ich auf dem Boden in meiner Wohnung und starre die Wand an. Um mich herum liegen ein paar zusammengeknüllte Geldscheine. Sie kommen mir bedrückend falsch vor.
    »Geld alleine hat keinen Wert, man braucht auch Freunde, vor denen man damit angeben kann!« Das hat ein eingebildeter Kunde einmal zu mir gesagt. Ein steinreicher Mann, der schon fünfmal verheiratet war, aber noch nie geliebt wurde. Ein belangloser Mann, der mehr Häuser als Charakter besitzt. Und er hat seine Worte ernst gemeint – er hat wirklich daran geglaubt. Das war seine Welt. Und da wusste ich, dass er für immer einsam sein würde.
    Aber auch ich sitze alleine zu Hause.
    In ein paar Stunden wird es wieder hell draußen werden, doch ich bin gerade erst aus dem Passion gekommen, meine Haare sind noch nass vom Duschen, und ich fühle mich leer und benutzt. Mir wird klar, wie viel Zeit ich im Bordell verbringe, wie wenig Zeit für meine Freunde und meine verkorkste Familie bleibt; ein Teil meines Lebens scheint mir zu entgleiten.
    Am meisten vermisse ich die Abende mit Fabian, mit ihm essen zu gehen, einfach zu reden, einen guten Film anzusehen oder durch die Straßen zu bummeln. Jetzt verbringe ich meine Abende in den Armen von irgendwelchen fremden Männern, einige dieser Begegnungen sind wertvoll, und ich möchte sie nicht missen, aber ich will mich auch nicht in dieser Welt verlieren.
    Ich habe mir immer versprochen, dass ich mich in diesem roten Licht nie selbst verraten würde, ich wollte mir treu bleiben, wenigstens das, zwischen all dem Chaos in meinem Leben. Aber jetzt arbeite ich schon viel zu

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