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Splitterfasernackt

Splitterfasernackt

Titel: Splitterfasernackt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilly Lindner
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verändern.
    Lady hat erst schweigend neben mir gesessen und ebenfalls den Enten beim Schlafen zugesehen, dann hat sie, ohne sich mir zuzuwenden, gesagt: »Lass mich raten, Süße, du glaubst, dass es kein Licht mehr gibt, nur weil du mit geschlossenen Augen in einem Keller sitzt und nach einer Sonnenbrille tastest, die dir nicht steht. Das Gefühl kenne ich. Da hilft ein bisschen Gras. Oder guter Sex.«
    »Meine beste Freundin Caitlin liegt unter einem hässlichen Grabstein«, habe ich geantwortet. »Gestern habe ich sie zum ersten Mal besucht, und jetzt bin ich drauf und dran, mein Leben zu verschwenden. Du kannst dir nicht vorstellen, was für einen kranken Zukunftsplan ich gerade für mich entwerfe. Außerdem hat Caitlin nächste Woche Geburtstag, und ich weiß nicht, was ich ihr schenken soll.«
    »Wie wäre es mit einem Lächeln«, hat Lady da gesagt.
    Ich habe nicht gelächelt. Aber auch nicht geweint.
    Und irgendwann sind die Enten aufgewacht, haben sich angequakt, sind zum Ufer gewatschelt und davongeschwommen. So sind Lady und ich Freundinnen geworden.
    Und mittlerweile ist Lady diejenige, die mich dazu bringt, Sachen zu schreiben, die ich sonst nie schreiben könnte. Sie braucht nur Dinge zu mir zu sagen wie: »Du kannst dich von mir aus sieben Tage die Woche in eine Garage stellen. Ein Auto wirst du trotzdem nicht« oder »Denk an den beschissensten Moment mit Fabian. An irgendetwas, das er zu dir gesagt hat, das er getan hat, etwas, das dir wirklich weh getan hat – so sehr, dass du es nicht einmal richtig fühlen konntest, weil du wie benebelt warst vor Empörung. Mach die Augen zu. Erinnere dich haargenau an dieses Gefühl. Spürst du die funkelnde Wut in dir aufsteigen? Spürst du den bebenden Drang nach Rache? Schnapp dir deinen verdammten Laptop. Schreib einen Absatz über Männer, du musst ihn nicht einmal ernst meinen. Verdammt, du kannst eine Lüge an die nächste reihen, aber bereue kein einziges Wort.«
    Und das tue ich dann. Ich schreibe: Von mir aus kann die Welt um mich herum in Flammen aufgehen, und meine letzten Tage können in den Endspurt übergehen; ich werde trotzdem nie wieder einen Mann mein Herz berühren lassen. Wozu unnötige Gefühle, wenn man auch klare Grenzen ziehen kann. Beziehungen mit Männern sind nur befristete Zeitverschönerungs-Kompromisse. Sobald ein Mann anfängt, selbstverständlich oder nervtötend zu werden, wird er gegen einen praktischeren eingetauscht. Männer, die zu viele Fragen stellen, sind genauso ungeeignet wie Männer, die nur von sich selbst reden. Männer, die zu verliebt sind, darf man nie länger als zwei Monate benutzen. Männer, die kapiert haben, worum es geht, sind ideal, aber nichtsdestotrotz gefährlich. Vertrauen ist süß und putzig, aber teuer. Gedankenkontrolle bedeutet alle Macht der Welt. Jeder noch so liebe Mensch, jeder noch so wundervolle Mann will am Ende nur das Mädchen, dessen Rolle du spielst, nichts weiter. Wenn es hart auf hart kommt, kannst du dich auf deine goldene Tribüne stellen und zuschauen, wie sie davonrennen. Weg von dir. Dem nächstbesten bebenden Busen entgegen.
    Ich bin nicht wie Lady.
    Ich bereue solche Sätze schon in dem Moment, in dem ich sie zu Papier bringe. Vielleicht weil ich ein geficktes Missverständnis bin, das trotz allem an Liebe glaubt. Aber schreib das mal auf irgendeine Profilseite im Internet. Dann bist du der Erste bei Facebook mit null Freunden.
     
    Lady. Ich versuche sie anzurufen, um ihr eine gute Reise zu wünschen. Aber ihr Handy ist aus. Und ich kenne sie. Sie wird es wahrscheinlich erst wieder einschalten, wenn sie zurück ist.
    Manchmal kommen Menschen zurück.
    Bevor sie endgültig gehen.
    Doch nichts, was ich kenne, ist stiller, als Abschied zu sagen.
    Ich weiß, Lady fährt nur nach Schweden.
    Aber ich wusste auch einmal, dass Caitlin und ich zusammen erwachsen werden würden.
    Und was hat mir das genützt?

11
    I ch ficke. Obwohl ich nicht weiß, wozu das gut sein soll.
    Meistens habe ich liebevolle und freundliche Kunden, dann vergeht die Zeit wie im Flug, und wenn ich anschließend unter der Dusche stehe, bin ich nicht mehr geschädigt, als ich es vorher sowieso schon war. Es gibt sogar Kunden, die wollen nur kurz meine Brüste angucken, um zu sehen, ob sie die perfekte Form haben, die sie brauchen, um einen Orgasmus haben zu können. Dafür bekomme ich dann fünfzig Euro. Meine Brüste haben nicht für jeden die perfekte Form – denn etwas, das nicht wirklich vorhanden ist,

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