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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Daraufhin begann die Gang, mit Zaunlatten, Stiefeln und Fäusten auf Türen und Fenster einzuschlagen.
    Inzwischen hatten weitere Personen bei der Polizei angerufen, und drei Einheiten waren auf dem Weg.
    Im Inneren des Wagens kauerte Kylie Lewis, machte sich klein, schluchzte und zitterte. Ali blutete aus Schnitten am Kopf und am Mundwinkel. Er versuchte, den Motor anzulassen, aber es gelang ihm nicht. Irgendwo fand einer der Angreifer ein Stück von einem zerbrochenen Pflasterstein und schleuderte es aus großer Nähe gegen die Windschutzscheibe, die zersplitterte.
    Lewis schrie.
    Ali drehte den Zündschlüssel um, drückte die Kupplung durch und legte den Rückwärtsgang ein. Der Wagen schleuderte und beschrieb einen Halbkreis, was die Angreifer in die Flucht schlug. Dann prallte er gegen die Rückseite eines parkenden Fahrzeugs, sprang vorwärts und blieb stehen.
    Durch den Aufprall war das Fenster auf der Fahrerseite zerbrochen, und die Glassplitter rissen Alis Gesicht auf.
    Sirenen heulten, die Polizeiwagen näherten sich schnell. Ein Spezialfahrzeug der Bereitschaftspolizei mit neun Beamten kam aus Ilkeston. Zwei Krankenwagen waren unterwegs, ein Polizeihubschrauber schwebte über allem.
    |360| Quadeer Ali und Kylie Lewis wurden an Ort und Stelle von Sanitätern verarztet.
    Es gab zwölf Festnahmen: drei Mädchen und neun Jungen zwischen vierzehn und achtzehn.
     
    Gary Maitland war sechzehn Jahre und elf Monate alt und arbeitslos. Er hatte seinen Schulabschluss mit knapper Not geschafft, war als notorischer Schulschwänzer bekannt und hatte es gerade mal sechs Wochen lang an einer weiterführenden Schule ausgehalten, bevor er alles hinschmiss, um lieber mit seinen Kumpeln abzuhängen, kleinen Ladendiebstählen nachzugehen, sich mit Videospielen zu beschäftigen und bei seiner Mutter durchzuschnorren.
    Zurückgelehnt lümmelte er auf seinem Stuhl im Vernehmungszimmer. Das eine Bein seiner Trainingshose war eingerissen; er trug eine billige Kopie des Englandtrikots, dessen Ärmel blutverschmiert war. Im Gegensatz zum bevorzugten Haarschnitt seiner Freunde war sein dunkles Haar recht lang und fiel ihm in zwei dicken Strähnen ins Gesicht. Im linken Ohrläppchen trug er zwei Stecker und im rechten einen Ring, an dem er ständig herumfummelte. Ein teilweise verheilter Schnitt verlängerte die Linie seines Mundes quer über die Wange, und wenn er nicht mit dem Silberring spielte, kratzte er an dem Schorf herum.
    Seine Mutter, Christine, die in einer Kunstlederjacke und Jeans neben ihm saß, trug den duldsamen Gesichtsausdruck der ständig vom Leben Enttäuschten; sie war erschöpft, weil sie schon die halbe Nacht aufgewesen war, und musste dringend eine rauchen. Wenigstens das.
    Nur einmal in den vergangenen zwanzig Minuten hatte sie ihren Sohn direkt angesehen, und das war, als er laut schniefte und sich mit dem Handrücken über die Nase wischte; das gebrauchte Papiertaschentuch, das sie ihm hinhielt, |361| hatte er ignoriert, es war zwischen ihnen zu Boden gefallen, wo es immer noch lag.
    Drei Söhne, von denen Gary der jüngste war; der Vater war längst über alle Berge; sie machte Schichtdienst im örtlichen Supermarkt, gelegentlich arbeitete sie auch nachmittags im Zeitungsladen. Wenn sie nicht arbeitete, brezelte sie sich samstagabends auf und ging mit ihren Freundinnen einen trinken. Hin und wieder, aber nicht oft, überredete sie den einen oder anderen Mann, auf die schnelle Fummelei in einer dunklen Seitenstraße oder auf dem Rücksitz seines Autos zu verzichten und lieber mit ihr nach Hause zu kommen. Jeden Sommer zwei Wochen Urlaub in Skegness.
    Parsons fragte sich, ob sie ihm leidtat, und kam zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich so war. Nicht, dass das jetzt und hier irgendwie helfen würde.
    »Schlimmer Schnitt, Gary«, bemerkte Parsons.
    Maitland sagte nichts.
    »Der ist von gestern Abend, stimmt’s?«
    Keine Antwort.
    »Gestern Abend, Gary? Als Sie und Ihre Kumpel ein bisschen Spaß gehabt haben?«
    Ein kurzes Kopfschütteln.
    »Bei dem Zusammenstoß mit Quadeer Ali und seiner Freundin? Ist es da passiert? Er hat Ihnen eine verpasst, richtig? Hat Ihnen auf den Mund geschlagen?«
    Maitland grinste höhnisch. »Hat mich nicht angerührt, verdammte Scheiße.«
    »Was sind denn das für Ausdrücke?«, schimpfte seine Mutter.
    »Aber jemand muss es gewesen sein«, sagte Parsons. »Der Ihnen voll eine reingeknallt hat.«
    »Also, es war auf keinen Fall so’n Scheißpaki.«
    |362| »Ich hab dir doch

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