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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gesagt«, sagte seine Mutter und versuchte, ihn auf den Kopf zu schlagen, »dass du nicht solche verdammten Ausdrücke benutzen sollst.«
    Maitland duckte sich und sah sie wütend an.
    »Aber Sie waren da, Gary?«, sagte Parsons. »Als all das passierte?«
    »Ich sag überhaupt nix.«
    »Ihre Version der Ereignisse, das ist alles, was wir brauchen.«
    Maitland schüttelte noch einmal den Kopf, dieses Mal nachdrücklicher.
    »Wir wissen, dass Sie dort waren, Gary.«
    »Und wenn?«
    »Es war nicht das erste Mal, stimmt’s?«
    Er reckte sein Kinn vor. »Was soll das heißen?«
    »Es war nicht das erste Mal, dass Sie in so eine Situation verwickelt waren.«
    »Was für eine Situation?«
    »In der jemand wegen seiner Hautfarbe schikaniert wird.«
    Christine Maitland murmelte etwas vor sich hin.
    »Irgendwann letztes Jahr, oder nicht?« Parsons warf einen Blick in den Computerausdruck, der vor ihm lag. »Im Stadtzentrum von Nottingham. Am Old Market Square.«
    Maitland rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her.
    »Und dann gab es vor etwas über zwölf Monaten diesen anderen Vorfall. Als Sie und drei andere einen Mann im Shipley Country Park angriffen.«
    Maitland war empört. »Er hat mich angemacht, das war der Grund. Scheißperverser. Hat nur gekriegt, was er verdient hatte.«
    »Gary hat recht«, sagte seine Mutter. »Der Typ war pervers. Ein verdammter Pädophiler.«
    |363| »Es war vielleicht Garys Glück, dass der betroffene Mann sich geweigert hat, Anzeige zu erstatten«, sagte Parsons.
    »Er hätte eingesperrt gehört, damit er keine kleinen Jungs mehr belästigen kann.«
    »Gary war fünfzehn, fast sechzehn. Und der Mann hat behauptet, dass einer von Garys Freunden ihn angesprochen und dann Geld verlangt hat.«
    »Is’ doch klar, dass er Geld haben wollte. Und überhaupt, was hat das alles damit zu tun, dass mein Gary jetzt hier festgehalten wird?«
    »Wir betrachten den Vorfall von gestern Abend mit dem größten Ernst, Mrs Maitland. Und Garys Verhalten ist Teil eines Musters.«
    »Aber er war doch nicht allein da. Da war eine ganze Gruppe. Warum hacken Sie nur auf ihm rum?«
    »Das tun wir nicht, ich versichere es Ihnen.«
    »Sieht aber nicht so aus.«
    »Mrs Maitland   …«
    »Nein.« Sie schob ihren Stuhl zurück. »Ich hab jetzt genug von dem Scheiß. Wir gehen. Sie kommen bei uns vorbei, holen mich mitten in der Nacht aus dem Bett, sagen mir, dass Gary in Schwierigkeiten ist, schleppen mich hierher und lassen uns dann stundenlang warten, und warum? Wegen nichts. Es gab ’nen kleinen Kampf – na und? Is’ jemand ernsthaft verletzt worden? Is’ jemand getötet worden? Nein.« Sie stand auf und ergriff den Arm ihres Sohnes. »Komm schon, Gary, du bist nicht verhaftet, wir gehen.«
    »Mrs Maitland, Sie machen einen Fehler.«
    »Komm schon, Gary.«
    Sie kamen fast bis zur Tür, bevor der uniformierte Beamte sie abfing.
    Parsons war schnell aufgestanden. »Gary Maitland«, |364| sagte er und legte eine Hand auf Garys Schulter. »Ich verhafte Sie wegen einer gegen die Person gerichteten strafbaren Handlung gemäß dem Gesetz von 1861   …«
     
    Unter den persönlichen Gegenständen, die Maitland dem Haftbeamten aushändigte, befand sich sein Handy. Und unter den darin gespeicherten Bildern befanden sich etliche, die jenen ähnlich waren, die Parsons zuvor auf einer rechtsextremen Website gesehen hatte. Zwar waren sie nicht identisch, aber sie glichen den Bildern, die in Cambridge aufgenommen worden waren, und zwar an der Magdalene Bridge, wie sich inzwischen herausgestellt hatte.
    An manchen Tagen bekam man den Bären, wie Parsons aus einem alten Hippiesong wusste, den sein Vater gerne gespielt hatte. An manchen Tagen bekam der Bär dich.
    Nun, dies versprach einer jener Tage zu werden, an dem man den Bären bekam.

36
    »Will«, rief Lorraine nach unten. »Pass mal einen Augenblick auf den Toast auf.«
    »Okay«, rief Will zurück. Er war dabei, seine Schuhe zu putzen.
    Jake weinte, weil das erwartete Plastikspielzeug in einer Packung Cornflakes fehlte. Susie war oben mit Lorraine, die ihr vermutlich die Windel wechselte. Wie kam es bloß, dass man den Toast keine Sekunde unbeaufsichtigt lassen durfte? Sobald man den Kopf abwandte, brannte er an.
    »Will!«
    »Ich hab ihn. Alles in Ordnung.«
    Wenn es möglich wäre, den Toaster reparieren zu lassen, |365| oder – viel einfacher – wenn sie einen neuen kaufen würden, müssten sie den Toast nicht mehr unter dem Grill machen. Aber die Sache war

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