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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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kann mich nicht mal erinnern, worum es dabei ging, nicht genau, jedenfalls war es nichts Wichtiges, und der Streit ist auch nicht der springende Punkt. Es wurde ein bisschen lauter, es gab ein paar Flüche und endete damit, dass ich mein Glas auf den Tisch knallte und wütend abhaute. An diesem Punkt kam ein Typ, der ganz in der Nähe gesessen hatte, zu Stephen rüber und bezeichnete mich als ziemlichen Flachwichser. Woraufhin Stephen sagte – das hat er mir später erzählt   –, irgendwas müsse ich ja können. Der Typ lachte und fragte |51| Stephen, ob er noch etwas trinken wolle, und Stephen sagte Ja, und eine Stunde später oder so gingen die beiden in die Wohnung des Mannes und landeten im Bett. Das wäre vielleicht noch ganz in Ordnung gewesen, nur dass der Kerl nach einer Weile aufsteht und sagt, er muss mal aufs Klo, und ein paar Minuten später geht die Schlafzimmertür auf und da steht ein anderer Mann, und der verheißt nichts Gutes. Er will sich zu Stephen ins Bett legen, und Stephen sagt, tut mir leid, ich hab kein Interesse, aber in diesem Augenblick kommt der erste Typ zurück, und die beiden wechseln sich ab, bis Stephen blutet, und dann werfen sie ihn raus. Er ruft mich von seinem Handy aus an, um drei Uhr morgens.«
    »Die Männer haben ihn vergewaltigt«, sagte Will.
    »Ja, nach allen Regeln der Kunst.«
    »Hat er die beiden angezeigt?«
    »Was hätte das gebracht?«
    »Vergewaltigung ist Vergewaltigung.«
    »Aber wenn schwule Männer härter rangenommen werden, als sie eigentlich wollten, haben sie selber Schuld.«
    »Ihre Worte, nicht meine.«
    »Aber das denken Sie doch? Das hätte jedenfalls die Mehrheit Ihrer Kollegen gedacht, obwohl sie es heutzutage vielleicht nicht mehr laut sagen.«
    Hat keinen Zweck, das zu vertiefen, dachte Will. »Diese Männer«, sagte er, »wissen Sie, wer sie waren?«
    »Nein, und es ist auch nicht wichtig. Nicht mehr. Wichtig ist, dass Stephen nach diesem Erlebnis auf keinen Fall noch einmal ein solches Risiko eingegangen wäre. Er hätte viel zu viel Angst gehabt.«
    »In diesem Fall«, sagte Will, »ist es doch wahrscheinlich, dass Stephen den Täter bereits kannte, wenn er ihn wirklich ins Haus gelassen hat.«
    |52| McKusick machte eine kleine Kopfbewegung zur Seite und seufzte. »Das vermute ich«, sagte er. »Aber Sie wissen es nicht, oder? Dass es jemand war, den er kannte? Ich meine, nur weil es keine offensichtlichen Anzeichen eines Einbruchs gab, heißt das nicht, dass es nicht passiert sein kann.«
    Weder Will noch Helen antworteten.
    »Es fehlten doch Sachen«, sagte McKusick beharrlich.
    »Sein Laptop scheint verschwunden zu sein«, sagte Will. »Bargeld. Möglicherweise Unterlagen.«
    »Was für Unterlagen?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Aber war es etwas Wichtiges oder   …«
    »Wie gesagt, das wissen wir noch nicht.«
    »In der Zwischenzeit«, sagte Helen, »sind Sie vielleicht so freundlich und helfen uns mit einer Liste von Stephens Freunden, egal ob schwul oder hetero. Es könnte Leute geben, mit denen wir noch nicht gesprochen haben.«
    »Es gibt eine Schwester«, sagte McKusick. »Lesley. In Neuseeland, glaube ich. Ich vermute, ihre Eltern haben ihr gesagt, was passiert ist, aber ich weiß es nicht.«
    »Schreiben Sie alle auf«, sagte Will. »Auch jeden Kollegen, den Stephen mal erwähnt hat.«
    »Natürlich«, sagte McKusick. »Ich werde mir Mühe geben.«
    Helen reichte ihm einen Stift.
     
    Will erinnerte sich genau an eine Zeit – gar nicht lange her   –, als eine Tasse Kaffee noch nicht zwei Pfund gekostet hatte. Damals hätte er diese Vorstellung als geradezu absurd bezeichnet, jetzt bezahlte er genau diesen Preis.
    »Wünschen Sie vielleicht auch Kuchen oder Gebäck?«, fragte die junge Frau hinter der Theke.
    |53| Will schüttelte den Kopf, steckte das Wechselgeld in die Tasche und trug die beiden Milchkaffees zu Helen hinüber, die merkwürdigerweise in ›La Repubblica‹ vom Vortag blätterte.
    »Ich wusste gar nicht, dass dein Italienisch so gut ist«, sagte Will.
    »Ist es auch nicht.« Helen beugte sich zur Seite und ließ die Zeitung wieder in den Ständer gleiten.
    »Glaubst du McKusicks Geschichte?«
    »Die er über Stephen erzählt hat?«
    Will nickte.
    »Ja, ich denke schon.« Helen trank von ihrem Kaffee, und als sie die Tasse senkte, hatte sie etwas Milch auf der Oberlippe. »Das heißt aber nicht, dass ich mit seiner Schlussfolgerung übereinstimme.«
    »Du glaubst nicht, dass diese Erfahrung – die

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