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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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neues Theaterstück zum Beispiel. Nat, warum erzählst du Lesley nicht etwas darüber?«
    Natalie hielt ihre leere Bierflasche mit Zeigefinger und Daumen in die Höhe. »Ich brauche noch so eins, ehe ich über irgendwas reden kann.«
    Scarman seufzte, stand aber trotzdem auf.
    »Ich hasse es, wenn er mich so nennt«, sagte Natalie, sobald Scarman ihnen den Rücken gekehrt hatte. »Nat. Als wäre ich nett und doof. Ein kleines Mäuschen.«
    »Aber wenigstens ist es ein Name«, sagte Lesley. »Bei mir war es immer nur Schätzchen, Schätzchen.«
    Natalie machte ein Gesicht, als würde sie sich gleich übergeben.
    »Ich glaube, er hat all seine Frauen Schätzchen genannt«, sagte Lesley. »Hat ihm peinliche Versprecher erspart.«
    »Er hat rumgevögelt, als ihr verheiratet wart?«
    »Scheißt der Bär in den Wäldern?«
    Natalie lachte. Ihr Lachen klang gut, es war laut und befreiend, und Lesley stimmte ein.
    »Ihr beiden scheint euch ja gut zu amüsieren«, sagte Scarman, der eilig von der Bar zurückkam.
    »Was ist mit meinem Bier passiert?«, sagte Natalie.
    »Sie bringen es an den Tisch.«
    »Ich glaube ja«, sagte Lesley, »dass er keine Lust hatte, uns allzu lange allein zu lassen.«
    »Wirklich?«, sagte Natalie und fixierte Scarman mit ihrem Lächeln. »Scott. Scottie. Jetzt, wo du uns gesagt hast, worüber wir reden dürfen, kannst du dich ja eigentlich |119| verpissen und die Sache uns überlassen. Findest du nicht auch? Frauen unter sich?« Das Lächeln wurde breiter. »Sei ein Schätzchen.«
    Scarman wollte wohl am liebsten die Stellung behaupten, beschloss dann aber, sich würdevoll zu ergeben. »Eine Stunde«, sagte er, wobei ihm ein gewisser drohender Unterton gelang. »Höchstens.«
    »In Ordnung, Schätzchen«, sagte Natalie und betonte ganz unschuldig das letzte Wort.
    Lesley musste wegsehen.
    Als der Kellner ein paar Minuten später an ihren Tisch kam, fragte Natalie Lesley, ob sie nicht etwas Richtiges trinken wolle, und nach einem kurzen Zögern und einem Blick auf die Single Malts auf der Karte entschied sich Lesley für einen Oban. »Einen doppelten«, sagte sie. »Kein Eis. Etwas Wasser extra.« Der ist sein Geld wert, dachte sie, besonders wenn es Scarmans Geld ist und nicht meines.
    Fünfzehn Minuten oder so kamen wirklich Frauenthemen aufs Tapet; Lesley entschloss sich, mehr als nur ein bisschen über eine Geschichte auszuplaudern, die sie in Neuseeland am Laufen gehabt hatte, und Natalie konterte mit einem detaillierten Bericht über eine Affäre mit einem Drehbuchautor, den sie in den Nachwehen der Sache mit Carl Peters getroffen hatte.
    »Der Mann hat gevögelt, als hätte er gerade gelernt, wie man einen Filmplot konstruiert. Hat auf einen kleinen Höhepunkt hingearbeitet, die Spannung ein wenig zurückgenommen, am Ende des dritten Akts ein Überraschungsmoment ins Spiel gebracht, und es dann bis zum Abspann auf Teufel komm raus durchgezogen.« Natalie lachte. »Und wenn’s vorbei war, hat er nicht etwa seine verschlissenen Unterhosen wieder angezogen, sondern sich neben das Bett |120| gestellt, als erwarte er einen Golden Globe oder so was. Für bestes Bumsen.«
    Lesley lachte mit, dann griff sie nach unten und stellte den Rekorder an. Zeit, zur Sache zu kommen. »Nach einem Erfolg wie ›Electric‹«, sagte sie, »war es sicher schwer zu entscheiden, was Sie als Nächstes tun sollten.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Aber es muss doch Angebote gegeben haben? Jede Menge, stelle ich mir vor. All das Lob, das Sie für die Rolle bekommen haben, der Preis und so weiter, das war doch eine Anerkennung, die Sie in diesem Maße als Schauspielerin vorher nicht hatten.«
    »Hören Sie«, Natalie schwang eines ihrer langen Beine über das andere, und die Herzen von mindestens einem halben Dutzend Männer setzten für einen Schlag aus. »Die Sache mit dem Preis, das ist doch Schwachsinn. Vielleicht Schwachsinn vom Feinsten, aber trotzdem Schwachsinn.« Sie lächelte bei der Erinnerung. »Da stehen Sie in einem geliehenen Kleid, das ein paar Tausender wert ist, machen sich buchstäblich in die Hosen, und wenn Ihr Name aufgerufen wird, ja, klar, das ist ganz toll.« Sie sah Lesley ernst an. »Was ich gemacht habe, was ich und Orlando gemacht haben, was auf der Leinwand gelandet ist, na klar, das ist da, einige Leute mögen es, andere nicht. Aber Preise, Oscars, dieses ganze Zeugs. Das hat gar nichts mit mir zu tun. Das macht Scarman, das machen Leute wie er. Das sind die Ausgaben fürs Marketing.

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