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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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›Tricks‹ – und schüttelte dann langsam den Kopf.
    »Einfach genial.«
    Lesley dachte an das letzte Buch, das sie zu lesen versucht hatte, ›Sakrileg‹. Sie war nicht weit gekommen, bevor sie es in die Ecke geschleudert hatte.
    Sie bestellte einen Milchkaffee und Natalie nahm noch einen Orangensaft, obwohl sie ihren ersten gar nicht ausgetrunken hatte. Als sie die Sonnenbrille absetzte, war ihr Gesicht so raffiniert geschminkt, dass sie kaum Make-up zu tragen schien. Aber vielleicht trägt sie auch gar keins, dachte Lesley. Beängstigend, dass sie ohne Hilfsmittel so schön sein konnte.
    »Du solltest wirklich nicht so viel davon trinken«, sagte Natalie. »Kaffee. Ist nicht gut für dich. Tee auch nicht. |171| Zu viel Koffein.« Sie griff nach ihrem Glas mit Saft. »Ich war die ganze letzte Woche auf einem echten Gesundheitstrip. Diese kleinen probiotischen Joghurtdinger, weißt du. Broccoli, Sojamilch. Broccoli enthält dieses Zeugs. I3C.   Hilft gegen Krebs. Gegen manche Arten jedenfalls. Omega- 3-Kapseln , die hab ich gegessen wie Smarties. Und nur Bio-Fleisch und Bio-Gemüse. Bio-Eier. Was sagt Alicia Silverstone noch mal in dem einen Film? Ich nehm nie was in den Mund, wenn ich nicht weiß, wo es herkommt?« Natalie lachte. »Sie hat aber nichts darüber gesagt, was sie sich durch die Nase zieht. Worauf ich warte, ist, dass sie endlich hundertprozentiges Bio-Koks rausbringen.« Sie lachte wieder. »Stell dir das mal vor. Der Typ auf der Brücke unten bei der Schleuse, der die Tüten mit Kokain aus der hohlen Hand verkauft, und auf denen ist dann dieser kleine grüne Aufkleber: Diese Tüte darf nur für Produkte mit dem Bio-Siegel benutzt werden.«
    Jetzt war Natalies Lachen beinahe unkontrolliert, sie lachte so heftig, dass sie einen Hustenanfall bekam, und fiel fast vom Stuhl, während sie sich die Seite hielt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Lesley, die halb aufgestanden war.
    Ein schicker junger Kellner stand besorgt in der Nähe – ein Komparse in einem Film, in dem er selbst Regie führte.
    »Bestens, ja. Hab mir nur fast in die Hose gemacht, das ist alles.« Sie zog ein Papiertaschentuch aus ihrer Jacke und betupfte ihre Augen. »So, das ist besser.«
    Als sie wieder saß, trank sie ihr zweites Glas Saft in einem Zug fast leer. »Also, worüber wolltest du eigentlich sprechen?«
    »Diese Sache, wegen der mein Bruder zu dir gekommen ist, das Buch, das er über deine Tante schreiben wollte, Stella   …«
    |172| »Meine Großtante.«
    »Deine Großtante. Ich habe all seine Papiere durchgesehen, und da ist so gut wie nichts.«
    Natalie zuckte leicht mit den Achseln, eine lässige Geste, die ihr mit Anmut gelang. »Vielleicht hat er’s aufgegeben? Nie angefangen? Nur darüber geredet, weißt du? Das machen doch viele Leute.«
    »Aber nicht Stephen.«
    »Also   … dann weiß ich nicht.« Natalie nahm den letzten Schluck Orangensaft und wartete.
    »Ich hab gedacht   …«, sagte Lesley bedächtig, »ich würde gerne versuchen, mehr über sie zu erfahren, über Stella. Um herauszufinden, warum es so wichtig für ihn war.« Sie wollte nicht sagen, dass es eventuell eine Verbindung zu dem Mord an Stephen geben könnte. Selbst in ihren Ohren klang das nicht besonders überzeugend.
    »Willst du das Buch selber schreiben?«, fragte Natalie.
    »Nein, nichts dergleichen.
    »Warum nicht? Du bist schließlich Journalistin.«
    Lesley schüttelte den Kopf. »Nein, das ist eine ganz persönliche Sache.« Sie schwieg und sah Natalie direkt an. »Ich habe mich gefragt, ob du mir helfen könntest.«
    Natalie setzte ihre Sonnenbrille wieder auf. »Wie schon gesagt, ich weiß nicht viel über sie.«
    »Aber du kennst bestimmt jemanden, der mehr weiß.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Dein Vater   …«
    »Stopp. Sprich nicht mal davon.«
    »Jemand anderes aus der Familie?«
    Natalie schüttelte den Kopf. »Wirklich nicht. Da ist meine Mutter – aber wie ich schon sagte, ist sie meistens nicht ganz da. Hat keinen Zweck, mit ihr reden zu wollen. Selbst wenn mein Dad das erlauben würde. Was er nicht tut.«
    |173| »Gibt es niemanden sonst?«
    Natalie grinste. »Die verrückte alte Irene.«
    »Wer?«
    »Meine Oma. Irene. Lebt irgendwo in Schottland. Auf einer Insel. Ich hab sie seit Ewigkeiten nicht gesehen. Damals war ich noch ein Kind. Zwölf, dreizehn. Ich war noch in der Schule.« Natalie lachte. »Sie hat mir eine Heidenangst eingejagt. Als wäre sie eine Figur von Roald Dahl. ›Hexen hexen‹, kennst du das? Von

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